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Verwüstung - Eine Geschichte des Dreißigjährigen Krieges

Verwüstung - Eine Geschichte des Dreißigjährigen Krieges

Titel: Verwüstung - Eine Geschichte des Dreißigjährigen Krieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Englund
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Herbststürme und kalter Regen die Zelte zum Einsturz brachten. Es wurde beinah unmöglich, einen warmen und trockenen Schlafplatz zu finden. Eines Morgens war die Persante von Eis bedeckt, und bald folgte der erste Schnee. Die Krankheiten bei den Mannschaften und den begleitenden Zivilisten griffen immer weiter um sich, und Pferde brachen dutzendweise zusammen und verendeten. Der Schnee hatte immerhin sein Gutes: Eines Tages zündeten die Schweden ihr Lager jenseits des Flusses an und zogen über die frostkalten Felder ab, um sich bessere Quartiere zu suchen. Es folgte eine kurze Zeit von Patrouillengefechten und Scharmützeln, aber dann kam das, von dem alle wussten, dass es kommen würde: der Rückzug des kaiserlichen Korps aus Pommern.
    Das Gepäck wurde sortiert, Berge von Ausrüstung, Proviant und sogar mehrere Geschütze wurden im Schlamm des kaiserlichen Lagers zurückgelassen. Nur die Wagen der Offiziere und der Offiziersfrauen wurden mitgenommen auf den Zug nach Süden, der bald einer wilden Flucht gleichkam. Da alle im Korps beritten waren oder fuhren, war das Tempo hoch, bis zu fünfzig Kilometer am Tag. Obgleich Königsmarck durch einen übergelaufenen Jungen noch am selben Tag von dem Rückzug erfuhr, als dieser begann, und deshalb sogleich eine Hetzjagd auf die Retirierenden veranstaltete, holten die Schweden sie nicht mehr ein. Sie ergriffen vereinzelte, frierende Nachzügler, fanden zusammengebrochene Pferde, festgefahrene Wagen und zurückgelassene Ausrüstung, aber die Haupttruppe erreichten sie nicht. Nachdem Krockows Korps, genau wie auf dem Hermarsch, sich nach Polen davongestohlen hatte, brach Königsmarck – nachdem er ein paar derbe Flüche auf den ohnmächtigen großpolnischen Woiwoden losgelassen hatte – die weitere Verfolgung ab.
    Als Krockows Korps sich in Breslau mit der kaiserlichen Hauptarmee vereinigte, war es nur noch ein trauriger Schatten seiner selbst. Von den 4000 stolzen Männern, die von Prag losgeritten waren, «klirrend von Eisen und Stahl», kehrten weniger als 1200 zurück. Die pommersche Diversion, einer von vielen bedeutungslosen Kleinfeldzügen dieses großen Kriegs, war an ihr Ende gekommen. Keins der Ziele der Operation war erreicht worden. (Nachdem Krockow vor dem Kriegskammergericht in Prag in einen erbitterten Abtausch von Anklagen und Gegenanklagen mit den ihm unterstellten Obersten verwickelt worden war, übertrugen seine langmütigen Vorgesetzten ihm noch einmal ein Kommando, doch er leistete sich ein weiteres Fiasko, erhielt seinen Abschied und trat in polnischen Dienst, wo er schließlich im Sommer 1646 am Fieber starb, kurz bevor er erneut ins Feld reiten sollte, diesmal gegen die Türken.) Wenn man von der Zerstörung absieht, die in der nordöstlichen Ecke Pommerns angerichtet worden war, muss das Ganze als ein schwedischer Erfolg gewertet werden. Doch gab es wohl niemanden, der feierte. Anderes kam dazwischen.
    Im Dezember 1643 befand sich Erik Jönsson mit seinem Hausvater Rehnskiöld in Stralsund. In der Mitte des Monats schlug krachend wie ein Stein durch eine Fensterscheibe die Nachricht ein: Noch ein Krieg war ausgebrochen, jetzt zwischen Schweden und Dänemark. Und Torstenssons Armee hatte Mähren verlassen und befand sich in vollem Marsch nach Norden, um in das Land des neuen Feindes einzufallen.

VI. Der dänische Krieg ( 1643 – 1644 )
    1 . Der brodelnde Kessel kocht über
    Verstärkungen für Neuschweden – Johan Printz – Das Verhältnis zwischen Schweden und Dänemark – Über Regierungsformen und monarchia mixta – Kompromiss in Schweden, Streit in Dänemark – Der Öresundzoll – Wachsende Irritation – ‹Es ist nun zur Entscheidung für einen Krieg gekommen› – Ein letztes Ultimatum
    Gut vier Jahre waren vergangen, als das letzte Schiff im April 1639 von der neu gegründeten Kolonie in Nordamerika absegelte und 26 Männer in einem kleinen, palisadenumzäunten Fort zurückließ. Es dauerte fast genau ein Jahr, bis die einsamen Männer dort in
Nova Suecia
wieder etwas aus Schweden hörten.
    Im April 1640 kehrte die
Calmare Nyckel
zurück. Sie brachte einen neuen Kommandanten mit, Peter Holländer Ridder, eine Anzahl Soldaten, fünf Kolonisten, den Geistlichen Torkillus Reovius sowie ein paar Haustiere und verschiedene Dinge für den Bedarf der Kolonie und für den Tauschhandel mit den Indianern. Die Kolonie selbst bot keinen allzu imponierenden Anblick. Das Fort war verfallen, und der umgebende Erdwall drohte an mehreren Stellen

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