Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verwüstung - Eine Geschichte des Dreißigjährigen Krieges

Verwüstung - Eine Geschichte des Dreißigjährigen Krieges

Titel: Verwüstung - Eine Geschichte des Dreißigjährigen Krieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Englund
Vom Netzwerk:
einzubrechen. Ridder fand auch die Männer dort ungewöhnlich untätig und klagte später darüber, dass «es kaum eine dümmere Ansammlung von Menschen geben könnte als die Kolonisten». Dass die Kritik indessen nicht ganz gerecht gewesen sein kann, zeigt sich daran, dass sie einige kleinere Neuanpflanzungen in der Nähe des Forts angelegt hatten und mit ihrem Tauschhandel recht erfolgreich gewesen waren – so erfolgreich, dass sich die konkurrierenden Holländer in Neu Amsterdam in Briefen nach Hause darüber beklagten, dass ihr Handel um 30 000 Florin zurückgegangen sei. Das Verhältnis zu den Holländern war von Anfang an miserabel gewesen, und die Erfolge der Schweden im Handel reizten sie noch mehr. Nur einige Tage nachdem die
Calmare Nyckel
in
Nova Suecia
eintraf, wurde eine schwedische Schlup mit einer Kanone beschossen, als sie an einem kleinen holländischen Fort vorübersegelte, und dies wiederholte sich später. Die Schweden in der Kolonie hatten Order erhalten, sich mit den Holländern gut zu stellen, und den beiden Parteien gelang es anfänglich auch, in einem Verhältnis, das man als einvernehmlich bezeichnen konnte, zu leben. Doch unter der Oberfläche lag ständig wie ein Juckreiz die erbitterte Konkurrenz. Das gleiche Gezänk um Land und Handelswege, das gleiche eifersüchtige Wahren eigener nationaler Interessen, wirklicher oder eingebildeter, das in Europa zu sehen war und das mehreren zerstörerischen Kriegen zugrunde lag, war auch hier in Nordamerika zu beobachten, wenngleich im Kleinformat.
    Land gab es allerdings mehr als genug. 1640 kaufte der energische Peter Ridder den Indianern mehr Land ab, hauptsächlich beiderseits des Delaware, und stolz stellte man mit dem schwedischen Reichswappen geschmückte Grenzpfosten auf, um die neue Ausdehnung des schwedischen Reiches zu demonstrieren. Die Kolonie hatte bald eine Länge von 200 Kilometern, was ein großes, ja sogar ungeheuer großes Gebiet war, wenn man bedenkt, dass die Kolonisten nur eine Handvoll Männer waren – sie bekamen aber Anfang November 1640 Verstärkung, als fünfzig Holländer aus Utrecht eintrafen, um sich in
Nova Suecia
niederzulassen. Der hauptsächliche Zweck der umfassenden Bodenkäufe war der Versuch, den Tauschhandel mit den innerhalb der aufgekauften Uferstreifen lebenden Indianern zu monopolisieren – genau wie die schwedische Krone durch ihre Kontrolle über wichtige Handelszentren an der Ostsee aus dem dort durchfließenden Handel Gewinn zu schlagen suchte. Die am Delaware herrschende gespannte, aber doch stabile Lage wurde 1641 erheblich komplizierter, als sich die Engländer, in Form einer von Kolonisten in Neuengland gebildeten Handelskompanie, hereindrängten und auf dem östlichen Ufer des Flusses eine Niederlassung errichteten. Die vorhandenen Antipathien veränderten sich daraufhin schnell: Schweden und Holländer vergaßen ihre Plänkeleien und fanden in inniger Opposition gegen den neuen Konkurrenten zueinander, der ihnen beiden in erheblichem Umfang Handel entzog. Deshalb machte sich auch eine holländische Expedition, wahrscheinlich von den Schweden unterstützt, auf zu einer der englischen Siedlungen, nahm die neu eingetroffenen Kolonisten gefangen und steckte ihre Häuser und Magazine in Brand.
    Neuschweden 1651
    Das Engagement, das man in diesem Streit an den Tag legte, mag schwer zu verstehen sein, denn
Nova Suecia
warf nur einen mageren wirtschaftlichen Ertrag ab; die Felle, die die Europäer von den Indianern eintauschten, erzielten in Europa keineswegs die erhofften Preise. Das Ergebnis war so schlecht, dass die holländischen Teileigner 1641 aufgaben und ihre Anteile an interessierte Schweden verkauften. Doch dies berührte nicht so sehr die Menschen in der Kolonie, die ihr stilles Leben lebten und ihr Bestes taten, um auf diesem zollbreiten Stück Schweden in Nordamerika zu überleben. Und wenngleich die finanzielle Ausbeute bestenfalls schwankend war, entwickelte sich Neuschweden positiv. Das Verhältnis zu den Indianern war weiterhin gut. Handel wie Versorgung bauten ja auf einer engen Zusammenarbeit mit der ursprünglichen Bevölkerung des Landes auf, und die weitaus unterlegenen Schweden hüteten sich sorgfältig davor, mit den Stämmen des Gebiets in Streit zu geraten. Wie die Holländer, und im Gegensatz zu den Engländern, hingen sie nicht der aufgeblasenen Vorstellung an, dass man als «Entdecker» oder erste Europäer am Ort ein selbstverständliches Recht auf Land, Menschen und Tiere

Weitere Kostenlose Bücher