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Verwüstung - Eine Geschichte des Dreißigjährigen Krieges

Verwüstung - Eine Geschichte des Dreißigjährigen Krieges

Titel: Verwüstung - Eine Geschichte des Dreißigjährigen Krieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Englund
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Mal sah: durchnässte Horden von Männern, die einem Feind entgegentrotten, den sie selten zu Gesicht bekommen, auf der Jagd nach einer Entscheidung, die sich nie blicken lässt; fehlgeschlagene Finten, die eine oder andere Kanonade auf Distanz und wieder ein paar vergeudete anonyme Leben: Ereignisse, die vielleicht nicht den Geschmack von Verlust vermittelten, aber auch kein Gefühl von Sieg.
    Generalmajor Königsmarcks Hoffnungen auf eine große Feldschlacht waren also zunichte gemacht. Wenn aber die Kaiserlichen nicht aus eigenem freien Willen aus ihrem Lager herauskamen und sich weigerten, sich durch weitere Bombardements mit Brandkugeln dazu verleiten zu lassen, blieb keine andere Möglichkeit, als zuerst die anderen kaiserlichen Posten, die an verschiedenen kleineren Orten um Belgard herum verstreut waren, zu bezwingen, um danach eine regelrechte Belagerung von Krockows eingegrabenem Heer einzuleiten. Königsmarck hatte sich als verwegener und agiler Spezialist für schnelle Streifzüge einen Namen gemacht, doch nun war er gezwungen, eine erheblich aufwendigere und systematischere Kriegsführung zu praktizieren. Die Kaiserlichen hatten das Land um Belgard herum gründlich ausgesaugt, und die Schweden fanden wenig Nahrungsmittel und Futter.
    Deshalb wurden Rehnskiöld und seine Diener in Begleitung von 200 Reitern nach Norden geschickt, um Proviant und weitere Verstärkungen für Königsmarck heranzuschaffen. Die ersten kalten Wochen im November verbrachte Erik Jönsson dort an der pommerschen Küste, während sein Herr sich nach Kräften bemühte, die Versorgung der schwedischen Truppen zu organisieren.
    Währenddessen zog Königsmarcks Korps seine Kreise um den Gegner immer enger. Zuerst wurde Köslin angegriffen, das noch ein Stück weiter in nordöstlicher Richtung lag und von einer starken kaiserlichen Abteilung besetzt war. Sie gab auf, nachdem sie mit 270 Schuss bombardiert worden war. Danach galoppierte das ganze Korps zurück nach Süden. Dort hatte Krockow ein wenig Mut geschöpft und eine neue Zwangseinsammlung von Mehl, Roggen, Hafer und Gerste in Gang gesetzt, doch weiter als bis zur Ausfertigung verschiedener Drohbriefe an einige im engeren Umkreis gelegene Städte gedieh diese Arbeit nicht, bevor Königsmarcks Männer erneut ihre Geschütze vor Belgard aufprotzten.
    Tag um Tag ging die Beschießung der Stadt und des kaiserlichen Lagers weiter. Die Wirkung war jetzt etwas besser, denn der schwedische Artilleriepark war durch zwei schwere Geschütze verstärkt worden, die Rehnskiöld und Erik aus Kolberg herangeschafft hatten. Nach einiger Zeit sah sich Krockow gezwungen, sein Hauptquartier oben im Schloss – dem Punkt, der dem schwedischen Feuer am stärksten ausgesetzt war – zu verlassen und in einer geschützten Proviantkammer Zuflucht zu suchen. Auch wenn diese Aktion von Krockows Frau angeregt worden war, die wie einige andere Offiziersfrauen die Operation begleitete, roch das Ganze nach Feigheit, und seine Leute hielten mit ihrer Meinung nicht hinter dem Berg. Schon früher hatte ein Teil der Offiziere gemurrt und gefunden, dass seine Passivität und Ängstlichkeit übertrieben seien, und dieses Vorkommnis steigerte nur die Unzufriedenheit seiner Untergebenen. Der Zeitpunkt, zu dem das kaiserliche Korps den Schweden unter einigermaßen gleichen Bedingungen hätte gegenübertreten können, war vorüber, vor allem aufgrund von Krockows schlafwandlerischer Feldherrenkunst und seiner Begeisterung für befestigte Lager. Den Gegner hinter hastig aufgeworfenen Erdwällen zu erwarten, war zwar eine beliebte Taktik der Kaiserlichen; aber mitten in Feindesland reflexmäßig zu diesem Mittel zu greifen, war problematisch, nicht zuletzt mit Hinsicht auf die Versorgung. Wahrscheinlich waren Krockows Truppen dem Königsmarck’schen Korps Anfang Oktober überlegen gewesen, und die Schweden waren außerdem erschöpft und atemlos nach dem schnellen Marsch nach Pommern. Nun, als der graue Oktober in einen kalten November überging, hatten die Schweden Verstärkungen aus den pommerschen Festungen herangeführt, während die Kaiserlichen im Schmutz des Lagers von Belgard gestanden hatten und allmählich Verschleißerscheinungen zeigten. Da kam die Nachricht, dass der Posten in Schielbein sich nach einem erneuten Angriff der Schweden, unter anderem mit einem Mörser, ergeben hatte.
    Die Verhältnisse im Lager bei Belgard wurden immer schlechter. Das schwedische Artilleriefeuer dröhnte weiter, während

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