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Verwüstung - Eine Geschichte des Dreißigjährigen Krieges

Verwüstung - Eine Geschichte des Dreißigjährigen Krieges

Titel: Verwüstung - Eine Geschichte des Dreißigjährigen Krieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Englund
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Uppland über das Ålandshav zum südlichen Finnland). Die finnische Einwanderung hatte während des Krieges zugenommen – viele Einwanderer wollten auch der Aushebung entgehen –, und in manchen Gegenden war es schon zu Konflikten zwischen selbständigen Bauern und eingewanderten Finnen gekommen. Die Letzteren betrieben oft Schwendewirtschaft, die, wie man meinte, den Wald zerstörte, und man warf ihnen vor, dass sie allzu rücksichtslos jagten. Einen Teil dieser Finnen nach Amerika zu deportieren, sah man als gottgefälliges Werk an.
    Mit der nächsten Expedition nach Amerika, die ein gutes Jahr später eintraf, kamen außer noch mehr Soldaten, einem Feldscher und zwei jungen Adligen auch eine Ladung Holzdiebe und Waldgänger. (Da war beschlossen worden, Menschen, die ihre Schulden nicht bezahlen konnten, aus dem Land zu weisen. Zeitweilig trug man sich mit dem Gedanken, auch Ehebrecher zu deportieren.) Die Begeisterung bei vielen dieser Zwangsverschifften hielt sich aller Wahrscheinlichkeit nach in Grenzen. Dass die Stimmung selbst unter den freiwilligen Teilnehmern zuweilen reichlich düster sein konnte, kann man einem kleinen Lied entnehmen, das einige Jahre später geschrieben wurde. Der Tenor des Lieds ist überwiegend keck und optimistisch:
    Von nördlichem Strand aus Svea Land
    nun nach Virginia fahren
    Seemänner gut mit frischem Mut,
    und fürchten kein’ Gefahren.
     
    Wann immer Gott uns rufen mag,
    so sind wir stets bereit,
    mit frischem Mut zu wagen unser Blut
    fürs liebe Vaterland allzeit.
     
    Wenn es hier auch beschwerlich scheint,
    uns mühsam ist zu leben,
    von fern übers Meer wir kamen hierher
    auf die Insel, ins Land Neuschweden.
    Doch gleichzeitig werden alle Gefahren des Meeres genannt, aus denen man mit Hilfe Gottes und der Engel hoffentlich errettet wird, und der Reisende wird ermahnt, ein für alle Mal «seinen Frieden zu machen» mit denen, die er in Schweden zurücklässt, und «Maiden und Jungfrauen allen» ein Lebewohl zu entbieten; und die letzte Strophe endet etwas dunkel:
    Lebt wohl, lebt wohl an Leib und Seel,
    wünschen wir euch zusammen,
    mög stets in der Welt es gut euch gehn
    in des Herrn Christi Namen, Amen.
    Mit auf einem der Schiffe, die nahe daran gewesen waren, im Schneesturm in der Delawarebucht unterzugehen, befand sich auch der neue Gouverneur der Kolonie, Johan Printz, jener unglaublich dicke Mann, der 1638 bei der Verteidigung von Chemnitz eine so schlechte Figur gemacht hatte und anschließend seines Postens als stellvertretender Chef der Västgöta-Reiterei enthoben worden war. Gouverneur über diese Ansammlung von Blockhütten jenseits des Atlantiks zu sein, war sicherlich keine Aufgabe, von der man träumte, doch es scheint, als habe der unternehmungsfreudige Printz dies als eine Möglichkeit gesehen, seine Karriere, die bei der schimpflichen Entlassung aus dem Regiment jäh unterbrochen worden war, neu zu beleben. (Zusätzlich, und offenbar als besonderer Anreiz, wurde Printz auch geadelt, mit mehreren Höfen in seinem heimatlichen Kirchspiel Bottnaryd nordwestlich von Jönköping belehnt und erhielt ein Douceur von 400 Reichstalern.)
    Mit der Ankunft von Printz begann für Neuschweden eine neue Phase. Die Aufbauarbeit, die bis dahin mit einer gewissen schläfrigen Langsamkeit betrieben worden war, beschleunigte sich, und eine wirkliche Expansion begann. Die Aktionäre zu Hause in Schweden – die alle bis auf einen im Rat saßen und deshalb wenig Mühe hatten, die Mittel der Krone einzusetzen, um das Unternehmen zu fördern – setzten große Hoffnungen in die Kolonie. Sie hatten Printz auch mit einer Instruktion in 28 detaillierten Punkten ausgerüstet, in denen sie festlegten, was er tun solle. Die Einwohner Neu Schwedens sollten sich fortan nicht mehr damit begnügen, stillzusitzen und Felle von den Einheimischen einzutauschen. Nein, es sollten auch Tabak, Wein und Seide angebaut, Salz gesotten und Wale gefangen werden. Es war zu hoffen, dass auch die Berge wertvolle Minerale und Metalle enthielten, die erschlossen werden konnten. Die bisher betriebene Politik der friedlichen Expansion sollte fortgeführt werden. Dem Gouverneur wurde aufgetragen, sich mit den Holländern gut zu stellen und alle getroffenen Absprachen genau einzuhalten. Das Gleiche sollte für das Verhältnis zu den Indianern gelten, für das Punkt neun der Instruktion bestimmte:
    Die auf allen anderen Seiten angrenzenden wilden Nationen soll der Gouverneur mit aller Humanität und auch

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