Verwüstung - Eine Geschichte des Dreißigjährigen Krieges
hatte. Die Schweden in
Nova Suecia
eroberten kein Land, sondern kauften es, nach ordnungsgemäßen Kaufverhandlungen und mit Hilfe von Verträgen. Auf diese Weise wuchs die Kolonie langsam. Weitere Schiffe kamen aus Schweden und mit ihnen unter anderem einige Familien mit Kindern, ein Schneider, ein Schmied und einige andere Handwerker, was bedeutete, dass die Kolonie den Charakter eines mittelgroßen Dorfes annahm. Neue Häuser schossen um Fort Christina herum auf, kleine Blockhütten mit niedrigen Türen, ohne Fenster und mit lehmbestrichenen Wänden. Eine kleine Kirche wurde gebaut (in der Pastor Torkillus binnen kurzem großartige Streitereien über theologische Grundfragen mit einigen holländischen Siedlern anzettelte, die zu seinem Verdruss Calvinisten waren). Wälder wurden gerodet und machten Platz für kleine Äcker, auf denen die Menschen alles von Tabak bis zu Gemüse anbauten, und kleine Gruppen von Kühen und Schafen wanderten umher. Am wohlsten von allen hinübergesegelten Tieren schienen sich die Schweine zu fühlen, die sich in kolossalem Tempo vermehrten, ausbrachen und in den umliegenden Wäldern eigene kleine Ausbrechergruppen bildeten und für jagende Schweden im Herbst eine willkommene Beute waren.
Dass die Neuschweden-Kompanie nach dem gemeinsamen Austritt der holländischen Interessenten ganz und gar schwedisch geworden war, stellte keine Belastung dar. Im Gegenteil. Die schwedische Krone wurde damit zur Aktionärin mit dem Recht, in die Verwaltung einzugreifen, und die Männer im Rat, mit dem Leiter und großen Beschützer des Unternehmens, Claes Fleming, an der Spitze, waren trotz der geringen Ausbeute gewillt, das Unternehmen weiterlaufen zu lassen. Die Kompanie wurde umorganisiert, die Buchführung in Ordnung gebracht, neues Kapital wurde investiert und eine neue Expedition, fast gänzlich von der schwedischen Krone finanziert, vorbereitet.
Anfang Februar 1643 wurden vor Fort Christina zwei schwer beschädigte Schiffe, die
Fama
und die
Svanen
, gesichtet. Die Reise von Schweden über den Atlantik war gut verlaufen, aber sie hatten mit Mühe und Not einen schweren Schneesturm in der Delawarebucht überlebt. Die Schiffe brachten Verstärkung: Beamte, Diener und Soldaten – sämtlich Schweden, um die Holländer zu ersetzen, die früher im Fort Dienst getan hatten – und neue Kolonisten. Es hatte sich als schwierig erwiesen, Leute zu finden, die bereit waren, die Reise über das Meer in das große, unbekannte Amerika zu wagen. Eine Werbekampagne unter Bauern in Värmland brachte ein so dürftiges Ergebnis, dass der Rat in Stockholm sich genötigt sah zu beschließen, dass Deserteure und Wilddiebe von nun an dazu
verurteilt
werden konnten, eine Anzahl von Jahren in
Nova Suecia
Dienst zu tun – eine Maßnahme, die kaum dazu angetan war, die Attraktivität der Kolonie für freie schwedische Bauern zu erhöhen. Aber leider reichten die Deserteure und Wilddiebe nicht ganz aus, worauf ein Erlass an die Landeshauptmänner in Nord-und Mittelschweden erging, handgreiflich eine Anzahl eingewanderter Finnen anzuwerben. Zuzug von Finnischsprachigen in das eigentliche Schweden hatte es schon lange gegeben, und das mit Billigung der Krone; sie wurden gern eingesetzt, um einen Teil der ausgedehnten und unwegsamen Waldgebiete des Reiches, besonders in Bergslagen und Värmland, urbar zu machen. Viele waren nämlich der Meinung, dass die Finnen fleißiger seien als die Nationalschweden; so sagte der Generalgouverneur von Finnland, Per Brahe, 1638 : «Wenn diese Nation anderswohin und nach Schweden kommt, arbeitet einer so viel wie drei andere, und sie sind geschickt in mancherlei Handwerken.» Viele Finnen waren auch in dem für Schweden wichtigen Bergbau tätig, und in Stockholm gab es sogar eine kleine finnische Kolonie. Viele ihrer Mitglieder waren Zimmerleute und lebten in der dicht gedrängten Holzhaussiedlung im oberen Teil von Södermalm, andere arbeiteten als Netzfischer, Bootsleute, Fuhrleute, Weinkutscher oder Brauer. Es war auch üblich, dass Finnen im Spätsommer nach Mittelschweden herüberkamen und während der Ernte als Tagelöhner auf den großen Gütern arbeiteten und anschließend nach Finnland zurückkehrten. Dieser Zustrom von Menschen aus der östlichen Hälfte des Reiches wurde natürlich als vollkommen normal angesehen; die Menschen bewegten sich ja in ein und demselben Reich (und die Achse des Reichs verlief, wie bereits erwähnt, in west-östlicher Richtung von Stockholm und
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