Verwüstung - Eine Geschichte des Dreißigjährigen Krieges
über den Sund abschnitt? Es war genau so, wie ein Historiker des 17 . Jahrhunderts später schrieb, dass nämlich «Dänemarks Sicherheit weniger von der Sperrung des Sundes als von den Mauern Malmös abhing».
Gustav Horn lagerte mit seiner Armee vor den Mauern Malmös, wo seine Soldaten den Sommer 1644 damit zubrachten, Vieh und Getreide zu stehlen, Windmühlen niederzubrennen und sich ganz allgemein über das Land herzumachen. (Noch acht Jahre nach Kriegsende klagten die Bürger der Stadt darüber, wie verwüstet das früher so reiche Umland war. Was damals geschah, bedeutete das unwiderrufliche Ende der Blütezeit Malmös. Und als man sich ein Jahrzehnt später erholt hatte, kam der nächste vernichtende schwedische Schlag.) Horn selbst spähte Woche auf Woche über das Meer, um zu sehen, ob nicht die schwedische Flotte bald käme. Wie gewöhnlich wussten weder er noch der Rat in Stockholm, wo sie sich befand oder was sie tat. Gerüchte gingen um. Irgendjemand hatte im Hafen von Kopenhagen ein schwer zerschossenes Schiff gesehen, und es hieß, irgendwo habe eine Seeschlacht stattgefunden.
Tatsächlich war die schwedische Flotte eingesperrt, gleichsam in einem engen Loch von der dänischen Flotte gefangen. Als Flemings Flotte nach der Schlacht auf der Kolberger Heide in der Kieler Förde geankert hatte, hatte er den Plan, rasch die Schäden zu reparieren und danach wieder auszulaufen, um sich aufs Neue den dänischen Gegnern zu stellen. Doch bevor die schwedischen Schiffe die Anker lichten konnten, tauchte überraschend die dänische Flotte auf und legte sich quer vor den Ausgang der schmalen Förde. Der Wind machte lange Zeit einen Ausbruch unmöglich, und Torstensson hielt es außerdem für besser, dass Flemings Geschwader in ihrem Winkel ausharrte, denn er wusste, dass eine neu angeheuerte Flotte – unter großen Schwierigkeiten von Louis De Geer zusammengesucht – von den Niederlanden unterwegs war. Wenn die dänische Flotte nur lange genug liegen blieb, würde sie zwischen zwei Feuern gefangen sein.
Aber für die Besatzungen der schwedischen Schiffe wurde die Lage immer verzweifelter. Nach einiger Zeit ging der Proviant zur Neige, und die Krankheiten häuften sich (schon waren 700 Mann dienstuntauglich). In der Nacht zum 24 . Juli erschienen völlig überraschend feindliche Soldaten vor Kiel, und am Morgen stürmten sie in die Stadt, raubten und erschlugen einen Teil der kranken schwedischen Seeleute, die zur Pflege dorthin gebracht worden waren. Der Vorfall war doppelt besorgniserregend, denn der Überfall war nicht von Schnapphähnen oder frei umherstreifenden dänischen Soldaten ausgeführt worden, sondern von deutschen Soldaten aus dem kaiserlichen Heer. Gallas’ Armee hatte sich endlich nach Holstein vorgetastet und konnte nun den Punkt erreichen, wo die schwedische Flotte zusammengedrängt lag. Und am gleichen Tag entdeckten die schwedischen Seeleute zu allem Überfluss, dass dänische Soldaten auf dem gegenüberliegenden Ufer der Kieler Förde an Land gegangen waren und angefangen hatten, sich dort einzugraben. Früh am nächsten Morgen begannen Kanonen aus ihrer neuen Festung zu dröhnen. Große, brummende Geschosse fegten in weitem Bogen über die glitzernde Wasserfläche und schlugen zwischen den verankerten Schiffen ein. Gegen sechs Uhr kam eine flach geschossene Kugel angezischt, prallte von der Wasseroberfläche ab und traf die Kajüte der
Scepter,
des Flaggschiffs der schwedischen Flotte. Dort war Claes Fleming gerade bei der Morgentoilette, assistiert von seinem Bedienten. Das Geschoss schlug mit einem Schauer von Holzsplittern in die Kajüte ein, tötete den Bedienten – der eine Waschschüssel hielt – und riss Fleming das rechte Bein am Oberschenkel ab. Nach zwei Stunden starb er durch den Blutverlust, doch nicht ohne den Befehl an seinen Nachfolger übergeben zu haben und nachdem er sich den Ritualen und Vorbereitungen unterzogen hatte, die man in dieser Zeit mit einem guten Tod verband.
Die Flotte war in so offensichtlicher Gefahr, dass ein unmittelbarer Ausbruch vonnöten war, was nun auch möglich wurde, nachdem der Wind auf West gedreht hatte. Am 28 . Juli unternahm man einen Versuch, der jedoch wegen des Feuers von den eingegrabenen dänischen Geschützen abgebrochen werden musste. Einige Zeit später verstummte ihr Donner. Dann eine Pause, gefolgt von zwei Schüssen. Schwedische Losung. Es war Torstensson, der einige Regimenter zu den Eingegrabenen hinausgeschickt hatte; die
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