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Verwüstung - Eine Geschichte des Dreißigjährigen Krieges

Verwüstung - Eine Geschichte des Dreißigjährigen Krieges

Titel: Verwüstung - Eine Geschichte des Dreißigjährigen Krieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Englund
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zurückkehren mussten. Eriks Schiff segelte jedoch mit den anderen nach Süden.
    Nach einigen Tagen sahen sie zwei Schiffe mit gebrochenen Masten und pausenlos arbeitenden Pumpen langsam näherkommen. Sie gehörten zu der schwedischen Hauptflotte, der Ryning sich anschließen sollte, und sie waren in den gleichen Sturm geraten, in dem Eriks Schiff beinahe untergegangen wäre. Am 5 . Juli näherte sich der Flottenverband Bornholm, und dort traf man schließlich die Hauptflotte. Sie hatte den Winter in Wismar verbracht. Dort hatte sich nichts Besonderes ereignet, außer dass ein ungewöhnlich raffinierter Versuch von Sabotage gegen das Flaggschiff der Flotte aufgedeckt worden war. Bei einem Pommeraner mit Namen Hans Grefft fand man zwei Kisten, die sich als Brandbomben mit einem eingebauten Zeitzündemechanismus herausstellten. Sie waren vollgestopft mit Stroh, Pech, Schwefel und Pulver und mit einem uhrwerkgetriebenen Zündmechanismus versehen, der zwölf Stunden Verzögerung hatte. Mit diesen tückischen Methoden Krieg zu führen, wurde offenbar als außerordentlich niederträchtig empfunden, und der Pommeraner wurde zum Tode durch langsames Verbrennen über einem offenen Feuer verurteilt. Die Person, die das Verhör mit Grefft durchführte, bei dem Folter angewandt wurde, und die später dabei war, als dieser zur Strafe langsam zu Tode geröstet wurde, war Eriks Hausvater Rehnskiöld.
    In Erwartung des Ryning’schen Geschwaders hatte die Hauptflotte einen Schlag gegen Bornholm geführt, weil man die Proviantvorräte der Flotte auffüllen musste. Nexö war gefallen, nachdem die Schweden gedroht hatten, die Stadt vom Meer aus zu bombardieren, und nach kurzer Belagerung war auch Schloss Hammerhus eingenommen worden, und die Schweden erlegten mit dem fragwürdigen Recht des Siegers den Bewohnern Bornholms eine Kontribution auf, die der Steuer eines ganzen Jahres entsprach. Die Vereinigung der beiden Flotten erfolgte unter «vielen Kanonen-und Freudenschüssen und zu jedermanns Begeisterung», wie es in Eriks Tagebuch heißt. Die vereinigten Geschwader waren allem überlegen, was die Dänen je zu Wasser lassen konnten. Aber dennoch war nicht alles eitel Freude und Sonnenschein, denn bei der Hauptflotte warteten drei Briefe auf Ryning. Alle waren von dem zunehmend aufgebrachten Horn verfasst, der auf die Unterstützung der Flotte angewiesen war, um Malmö belagern und einnehmen zu können. Seit dem Frühsommer hatte sein Heer in Erwartung der Flotte auf der Stelle getreten, ohne zu ahnen, dass diese wochenlang in den Schären vor Stockholm gelegen und mit dem Gegenwind gekämpft hatte. Obwohl man viel Zeit verloren hatte, war Ryning dennoch nicht bereit, überstürzt mit seinen Schiffen zur schonischen Küste aufzubrechen. Er war ein umsichtiger und genauer Admiral, und er fand die Seekarte über den Sund überaus unklar und wollte außerdem zuerst nach Pommern laufen, um Proviant aufzunehmen und die Sturmschäden auszubessern. Gesagt, getan. Der Wind war gut, und nur wenige Tage später erreichten die Schiffe die deutsche Küste. Als Erik an Land ging, hatte er vier Tage lang nichts gegessen.
    Sofort übernahm er wieder seine Funktion als treuer Schatten des Generalkämmerers Rehnskiöld auf dessen Reisen kreuz und quer durch Pommern und Mecklenburg. Unter anderem musste er seinem Herrn helfen, als dieser die Proviantierung der schwedischen Flotte organisierte. Bei einer Gelegenheit folgte er Rehnskiöld an Bord der
Tre Lejon
, des großen, mit 38 Kanonen bestückten Kriegsschiffes, das die Schweden bei Fehmarn von den Dänen erobert hatten. Dort traf er zum ersten Mal Carl Gustav Wrangel, den Befehlshaber der Flotte, den neuen aufsteigenden Stern der schwedischen Kriegsmacht, der auf Eriks späteres Leben einen nicht unbedeutenden Einfluss nehmen sollte.
    Wrangel war zu diesem Zeitpunkt 31 Jahre alt, ein stattlicher, dunkelhaariger Mann mit hohen Wangenknochen, funkelnden kleinen Augen und einem fülligen Mund. Er entstammte einer hochadeligen Familie mit baltischen Wurzeln, und sein Vater hatte sowohl unter Herzog Karl als auch unter Gustav Adolf gekämpft. Wrangel selbst war als Dreizehnjähriger Ende der zwanziger Jahre seinem Vater in den Krieg gegen die Polen gefolgt. Danach hatte er sich auf eine knapp zweijährige Studienreise durch Europa begeben und unter anderem in Leiden studiert und in Paris fechten, tanzen und Fremdsprachen gelernt. Eine derartige sogenannte Peregrination war obligatorisch in der Erziehung

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