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Verwüstung - Eine Geschichte des Dreißigjährigen Krieges

Verwüstung - Eine Geschichte des Dreißigjährigen Krieges

Titel: Verwüstung - Eine Geschichte des Dreißigjährigen Krieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Englund
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Armee, die den spanischen Machthabern zur Verfügung stand, als diese sich gegen Ende des 15 . Jahrhunderts zu Herren über einen bedeutenden Teil Europas und sogar der Welt aufschwangen, zählte nur 20 000 Mann, und sie galt zu ihrer Zeit als furchteinflößend groß. Während des Dreißigjährigen Krieges umfasste die spanische Landstreitmacht über 300 000 Soldaten, aber das half in den Kämpfen mit den schnell wachsenden französischen und holländischen Streitkräften nicht. Auch wenn keine operierende Feldarmee jemals so gewaltig war, handelte es sich dennoch um enorme Mengen von Soldaten und Material, die nun während der Kampagnen vor-und zurückbewegt werden mussten. Dies war etwas Neues und Unerprobtes, aber rasch lernten die hohen Militärs, auch die Schwierigkeiten der großen Märsche zu bewältigen (und hätten sie das nicht gekonnt, wären diese Kriege eine Unmöglichkeit gewesen). Viele Waffen waren zwar einfach, aber die Mechanismen des Krieges kompliziert und schwer zu beherrschen. Eine Streitmacht mit Zehntausenden von Soldaten, Pferden und Wagen, Proviant und schwerem Material zu bewegen, stellte höchste Ansprüche an die logistischen Fähigkeiten der hohen Militärs. Ein solcher Marsch wurde nicht nach dem Zufallsprinzip durchgeführt, sondern erfolgte, wie wir im Fall des retirierenden kaiserlichen Heeres gesehen haben, nach genau ausgearbeiteten Plänen und mit einer Präzision, die zumindest in diesem Punkt nahezu maschinenmäßig war.
    Ein normaler Marschtag konnte folgendermaßen aussehen: In der Dunkelheit, eine Stunde vor der Morgendämmerung, schlugen die Trommler des Fußvolks Vergatterung – Sammlung und Aufstellung –, während die Trompeter der Reiterei
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bliesen. Oft ging es zu diesem Zeitpunkt im Lager bereits sehr lebhaft zu. Das Stallpersonal war auf und striegelte und tränkte die Pferde und sammelte das übriggebliebene Futter ein. In der Stunde bis Tagesanbruch sollte sich der Rest der Mannschaften ankleiden, die Zelte abbrechen, alles Zubehör auf die Trosswagen laden und schließlich seinen Platz im Glied einnehmen. Bei Sonnenaufgang begann der Marsch. An der Spitze gingen Führer und eine Patrouille, dicht gefolgt von einem Brückenmeister mit Handlangern und Zimmerleuten; sie sollten alle Hindernisse aus dem Weg räumen und die Fahrwege und Brücken ausbessern oder sogar, wenn dies nötig sein sollte, neue anlegen. (Die schlechten Wege und die Tatsache, dass die Armeen nicht selten gezwungen waren, sich ihren Weg durch das Terrain zu graben und zu hauen, erklären, warum die Tagesetappen so kurz waren, in der Regel fünf bis sechs Kilometer. Deshalb kamen die Heere oft nur ruckhaft voran: Immer wieder kam es zu Zwangspausen, wenn Hindernisse aus dem Weg geräumt oder Staus aufgelöst werden mussten.) Dann folgte ein großer Teil der kämpfenden Verbände in dichten Marschkolonnen: die Glieder der Reiterei, mit den verschiedenen farbenfrohen Standarten der Schwadronen geschmückt; die dichten Reihen der Bataillone des Fußvolks, gekrönt von einem klappernden Wald von langen, schwankenden Piken und schaukelnden Musketen. Gleichzeitig wurden Patrouillen nach den Seiten ausgeschickt. Sie sollten auf den Flanken des vorrückenden Heeres marschieren, teils als Sicherung gegen feindliche Überfälle, teils um die eigenen Soldaten daran zu hindern, sich aus dem Staub zu machen oder auf eigene kleine Plünderungszüge zu gehen. Danach folgte der Teil der Armee, der transporttechnisch die größten Probleme bereitete, nämlich der Tross. Die Überwachung des Trosses oblag einem Generalwagenmeister, der an der Spitze ging und von Profossen unterstützt wurde, die an den Wagenkolonnen entlangpatrouillierten und jeden handgreiflich zurechtwiesen, der gegen die vorgegebene Zugfolge verstieß oder wegzulaufen versuchte. (Einige Profosse blieben im Allgemeinen noch eine Weile am alten Lagerplatz zurück, um nachzusehen, ob alle Feuer gelöscht waren.) Die Wagen oder Karren standen meistens in langen, hintereinander angeordneten Reihen – wie ein riesiger Autoparkplatz –, die sich, wenn der Marsch begann, langsam auseinanderzogen, Wagen an Wagen, um sich zu einem unüberschaubaren Zug von Fuhrwerken und Zugtieren zu strecken. Wagen und Karren waren von jeder denkbaren Art: zwei-und vierrädrige, zweispännige, dreispännige und vierspännige, oft schwer beladen, die Ladung unter groben, mit Tauen festgezurrten Persenningen verstaut, unter denen Zeltstangen und Fourage nach

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