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Verwüstung - Eine Geschichte des Dreißigjährigen Krieges

Verwüstung - Eine Geschichte des Dreißigjährigen Krieges

Titel: Verwüstung - Eine Geschichte des Dreißigjährigen Krieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Englund
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er kam, und die Beute, wie sie sich zeigte. Die Wahrheit ist indessen, dass die Seeräuberei oft in strikt geschäftsmäßiger Form betrieben wurde. Adlige, Großkaufleute und reiche Finanziers stellten das Kapital bereit, das erforderlich war, um Schiffe, Waffen und Proviant zu beschaffen, woraufhin sie Gewinn in Prozenten an der Beute erhielten – genauso, wie wenn sie Geld in Manufakturen oder Gruben anlegten, für sie eine Investition wie alle anderen. Neben dieser Piraterie im großen Stil betrieb auch die Bevölkerung auf vielen kleinen Inseln und in Küstenstädten eine eigene Seeräuberei in kleinerem Maßstab. Auch auf gefährliche Begegnungen mit schwer bewaffneten Kaperern aus Jersey, Korsika oder Westindien musste jeder Kapitän gefasst sein. Sie waren eine Art Straßenräuber zur See, häufig arme Fischer, abgedankte Seekrieger oder andere, die ein karges Leben fristeten und für die die Seeräuberei ein einträglicher Nebenjob war.
    Was das Ganze noch komplizierter und auch noch schlimmer machte, war, dass Seeräuber und auf eigene Faust operierende Kapitäne oft eine große Rolle in den Seekriegen spielten. Zum Beispiel wurden die Interessen des jungen französischen Königs Ludwig XIV . zur See in stärkerem Maß von den Freibeutern und Kaperern wahrgenommen, die von Marseille, Toulon, St. Malo und – vor allem – Dünkirchen aus operierten, als von seiner regulären Flotte. (Dass mit diesen Piraten wirklich nicht zu spaßen war, zeigt sich daran, dass allein die Kaperer in Dünkirchen während dieses Sommers 1656 über 100 englische Schiffe aufbrachten, also etwa eins am Tag.) Wie bereits im Fall von Neuschweden klargeworden ist, war die Grenzlinie zwischen Krieg, Seeräuberei und normalem Kommerz oft ziemlich akademischer Natur. Sobald ein Krieg ausbrach, teilten die Fürsten und Regierungen fröhlich Kaperbriefe an alle aus, die sie haben wollten, worin diesen freie Hand gegeben wurde, Schiffe des Gegners anzugreifen und ihre Ladung zu beschlagnahmen – fast alles war erlaubt, solange der Staat seinen Anteil bekam. Dies bedeutete, dass sich die Meere jedes Mal, wenn es Krieg gab, mit Schwärmen von angriffslustigen Freibeutern füllten, die nur ein höchst beiläufiges Interesse daran hatten, worum es eigentlich ging, die dagegen lediglich die Gelegenheit ergriffen, einen guten Schnitt zu machen. Denn Seeräuberei konnte sich ganz ausgezeichnet lohnen. Viele große Vermögen wurden auf diese Weise geschaffen, und auch das Fußvolk konnte einen schnellen Schnitt machen, wenn es auf einem Kaperschiff Dienst tat. Der Anteil eines gewöhnlichen Seemanns an dem von einem eroberten Handelsschiff gewonnenen Raub entsprach oft mehr als einem Jahreslohn. Der Fischer Jean Bart aus Dünkirchen ist ein Beispiel für diese einfachen Männer, die durch ihre Seeräuberei berühmt wurden und schließlich sogar noch einen Adelstitel gewannen. Dass selbst Blaublütige als Kaperer agierten, war nichts Ungewöhnliches. Viele Adlige zögerten nicht, als Piraten zur See zu fahren, aus dem einfachen Grund, weil regelrechte Seeräuberei juristisch, militärisch und moralisch der regelrechten Räuberei oft peinlich ähnlich war, die ihre mehr landgebundenen Kollegen in der Armee unter der Bezeichnung «Feldzug» betrieben.
    Neben der Karibik, wo nahezu anarchische Verhältnisse herrschten, war das Mittelmeer das wohl unsicherste Meer, auf das man sich begeben konnte. Nur schwerbewaffnete Schiffe konnten dort segeln. Seeräuberei war ein traditioneller Wirtschaftszweig im Mittelmeerraum und wurde von Christen und Muslimen mit der gleichen Leidenschaft ausgeübt.
Uskoks
, die bosnischen und albanischen Piraten, waren ein ständiges Problem für Schiffe, die nach Venedig unterwegs waren. Christliche Piraten segelten unter anderem von der Toscana, Savoyen und Malta aus – nicht selten, während die Behörden in eine andere Richtung blickten, wenn sie nicht sogar ihren herzlichen Segen dazu gaben –, und am Anfang des Jahrhunderts hatten Engländer und Holländer mit ihren kleinen, schnellen, leicht zu manövrierenden und schwer bestückten Schiffen, den
bertons
, das ganze Meer bis in die letzten Winkel unsicher gemacht. Diese westeuropäischen Kaperschiffe operierten von Zeit zu Zeit von Häfen an der Küste Nordafrikas aus, und sie zeigten den Muslimen auch, wie man diese Schiffe benutzte. Die Adepten lernten schnell und übertrafen bald ihre Meister. Das Resultat waren die gefürchteten Barbaresken-Piraten.
    Die

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