Verwüstung - Eine Geschichte des Dreißigjährigen Krieges
und revolutionierende Kampfweise anwandte, die sich in den Kämpfen gegen die Polen in den zwanziger Jahren herausgebildet hatte und auf Feuerkraft und Beweglichkeit setzte: das gut trainierte Fußvolk in länglichen, sechs Glied tiefen Formationen, die schwach aussahen, aber in der Praxis kraftvoller waren als ein gleich großer
tercio
– in der Praxis konnte jeder Mann in dem schwedischen Verband seine Waffen gegen den Feind gebrauchen, während der Hauptteil der Männer in einem spanischen Rechteck untätig war, gefangen in dem kompakten Gewimmel im hinteren Teil des Rechtecks –, insbesondere weil die zahlreichen schwedischen Musketiere so gedrillt waren, dass sie einen Schuss dreimal so schnell abfeuern konnten wie ihre Gegner; die Reiterei in kleinen, schnellen Rechtecken, gewöhnt, im Galopp mit dem Degen in der Hand anzugreifen, und oft von kleinen Abteilungen von Musketieren unterstützt; die Artillerie gut organisiert, mit standardisierten Geschützen und leichten Lafetten, hauptsächlich in Form kleiner, beweglicher Dreipfünder, die zur direkten Unterstützung der Infanterie eingesetzt wurden – jedes Regiment verfügte über zwei bis drei eigene Geschütze. (Zu diesem Zeitpunkt waren die später so berüchtigten Lederkanonen bei der schwedischen Armee abgeschafft worden; der experimentierfreudige König hatte diese nur 40 Kilo schweren Geschütze einführen lassen, aber es zeigte sich, dass die Rohre – aus dünnem Kupfer und mit Eisenbändern, Tauen, Leinwand und Leder verstärkt – bereits nach zehn Schüssen gekühlt werden mussten und dass sie sich außerdem rasch abnutzten und nur höchst bescheidene artilleristische Leistungen boten.)
Dann die Menschen. Schon bestanden bedeutende Teile des Heeres aus angeworbenen Männern, vor allem Schotten und Deutschen, und ihr Anteil sollte sich ständig vergrößern, aber den Kern machten zu dieser Zeit ausgehobene Soldaten aus den schwedischen und finnischen Teilen des Reichs aus. Das Alter dieser zwangsverpflichteten Krieger reichte von 60 bis hinunter zu 15 Jahren, viele Ausgehobene waren halbwüchsige Jungen. Die meisten waren Besitzlose, Knechte oder Bauernsöhne. (Das System war so geregelt, dass die Menschen in den Kirchspielen selbst bestimmen konnten, wer ausgehoben werden sollte, was die wohlhabenden und einflussreicheren Bauern ausnützen konnten, sodass sie selbst von der Aushebung verschont blieben.) Sie sahen auch nicht nach viel aus, besonders nicht, wenn sie neben ihren neu gewonnenen Verbündeten Aufstellung nahmen. Die sächsischen Verbände waren kürzlich erst geworben worden, und es war ein Vergnügen, die Leute zu sehen: groß, blühend und gesund, gut gekleidet und mit geputzten Waffen; die Offiziere stolze sächsische Edelleute in neuen, schönen Rüstungen, mit leuchtenden Krausen und Umhängen – als hätten sie sich gesammelt, «um abgemalt zu werden», wie einer der Schweden ein wenig ironisch anmerkte. Die schwedischen Männer dagegen sahen «abgerissen, verschlissen und schmutzig» aus, ihre Pferde niedrig und ausgehungert, die Leute kleingewachsen und mager, in zerlumpten Kleidern, mit grünen Zweigen an den Hüten als gemeinsames Erkennungszeichen. Die Sachsen machten sich lustig über diese Soldaten, die ihrer Meinung nach am ehesten aussahen wie «Küchenjungen». Doch was nicht sichtbar war, waren all jene Eigenschaften, die das schwedische Heer während der langen Kampagnen im Osten zum Sieg geführt hatten: Sie waren an karge und freudlose Lebensumstände gewöhnt, und ebenso hart gedrillt wie streng geführt, waren sie im Allgemeinen ausdauernder, beständiger und loyaler als die teuren, anspruchsvollen und unsteten Landsknechte, die zu dieser Zeit alle Armeen einschließlich der sächsischen bevölkerten.
Die Schlacht auf der freien, flachen Ebene bei dem Dorf Breitenfeld dauerte fünf Stunden. Sie wurde in ganz traditioneller Form damit eröffnet, dass ein Trompeter zu den wartenden kaiserlichen Streitkräften gesandt wurde, um sie herauszufordern. Zunächst mussten die schwedischen Krieger untätig in der Sonne und der spätsommerlichen Hitze stehen, während zischende und krachende Kugeln aus den kaiserlichen Kartätschen – in Salven von drei und drei – Gassen durch die dicht geschlossenen Reihen sprengte; die Offiziere liefen hin und her und sorgten dafür, dass die Verwundeten fortgetragen wurden zu den Feldschern, die hinter den Verbänden warteten, und dass die Soldaten wieder aufschlossen und die
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