Verwüstung - Eine Geschichte des Dreißigjährigen Krieges
schwedischen Heer, die zuvor zu ihrer Linken die längliche Form der Stadtmauern und vor sich in einem Kilometer Entfernung die dunklen Konturen der wartenden feindlichen Truppen hatten ahnen können, wurden in den wallenden weißen Nebel eingehüllt und sahen nichts mehr. Der Angriff musste aufgeschoben werden. Die Zeit des Wartens auf bessere Sicht wurde mit dem Morgengebet und dem Singen von Chorälen vertrieben.
Die Schlacht bei Lützen 1632 . Zahlreiche verworrene und heftige Vorstöße und Gegenstöße sind über die Straße und die zu Schützengräben verwandelten Straßengräben hier draußen auf dem rechten Flügel hin-und hergegangen. Die kaiserliche Batterie ist von ihrer Mannschaft zurückgelassen worden, und schwedische Soldaten sind dabei, die Geschütze umzudrehen, um die Kaiserlichen zu beschießen. Drei von Musketieren unterstützte schwedische Kavallerieschwadronen rücken zur Verstärkung vor. Irgendwo in diesem Chaos wurde Gustav Adolf getötet.
Erst gegen elf Uhr trieb der Wind den weißen Nebel auseinander. Die Trommeln des Fußvolks schlugen «Marsch», und sofort antworteten die Trompeter der Reiterei mit Spritzern silberklingender Signale. Die Armee rückte über die lehmigen Felder zum Angriff vor. Es zeigte sich schnell, dass die Kaiserlichen seit der Niederlage bei Breitenfeld viel gelernt hatten. Ihr Heer war nach schwedischem Vorbild umgestellt, mit der Infanterie in dünneren, leichter beweglichen Verbänden, die in schwedischer Feuertechnik geübt und mit eigenen Regimentsgeschützen ausgestattet waren. Drei geschickt in Stellung gebrachte Artilleriebatterien sandten ihre donnernden Geschosse kreuz und quer durch die heranmarschierenden Reihen, und als die schwedischen Truppen schließlich die Landstraße erreichten, hinter der Wallensteins Truppen aufgestellt waren, zeigte es sich, dass die Kaiserlichen die tiefen Straßengräben in ein primitives Schützengrabensystem verwandelt hatten, das mit Musketieren vollgepackt war. Der Angriff wurde an mehreren Punkten von dem knatternden Feuer aus diesen Gräben aufgehalten. Nur der rechte Teil der schwedischen Mitte, wo sich der Hauptteil der zuverlässigen reichsschwedischen und finnischen Verbände befand, kam rasch voran. Die Östgöten, Västgöten, Dalekarlier, Uppländer und Finnen der schwedischen Brigade und die deutschen und schwedischen Leibgardisten der Gelben Brigade räumten schnell die Gräben vor sich von feindlichen Musketieren und überquerten die Straße. Jenseits der Straße stand zu diesem Zeitpunkt eine der drei kaiserlichen Batterien. Aber angesichts der schnell heranrückenden Rechtecke mit Männern, Fahnen und schwankenden Piken – die Gardisten waren in ihren gelben Röcken mit schwarzen, goldverzierten Revers und mit ihren Fahnen aus schwarzer Seide mit dem Reichswappen in Gold leicht zu erkennen – ließen die Mannschaften ihre Geschütze im Stich und suchten das Weite.
Während der Rest der Front in langen Schusswechseln mehr oder weniger erstarrte, wechselten auf dem rechten Flügel zahlreiche verworrene und mit großer Heftigkeit geführte Vorstöße und Gegenstöße: Dicht gedrängte Ketten von Männern und Pferden stürmten vor und zurück über die Straße, in Nebelschwaden gehüllt. Die Sicht auf den Schlachtfeldern war immer schlecht, aber hier bei Lützen war es nahezu beispiellos. Die immer wieder aufs Neue heranziehenden Nebelschleier vermischten sich mit dem Pulverdampf und dem Brandrauch von der Stadt zu einer trüben Suppe von kompakter Undurchdringlichkeit, in der man «einander auf vier Schritt Abstand kaum sehen konnte», wie es im schwedischen Feldtagebuch heißt. Aus diesem Nebel kam irgendwann nach ein Uhr ein verwundetes Pferd. Sein schön bestickter Bocksattel war leer. Ein Junge auf der schwedischen Seite fing das wiehernde Pferd ein. Es war Streiff, Gustav Adolfs nussbrauner Hengst. Die beiden Pistolen steckten in ihren Halftern auf beiden Seiten des Sattels, und eine von ihnen war blutig.
Eine Weile sah es danach aus, als sollten die Kaiserlichen den Zweikampf draußen auf dem rechten Flügel gewinnen. Der Grund war Pappenheim und sein Korps. Obwohl er kein sonderlich phantasievoller oder auch nur denkender Offizier war, machten seine Energie, sein Draufgängertum und seine Kühnheit ihn zu einem der hervorragendsten Generale der Kaiserlichen. Mit gewisser Mühe hatte Pappenheim seine plündernden Soldaten um Halle herum gesammelt und erreichte nach einem Eilmarsch schließlich das
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