Verwüstung
stand Emison in seinem nassen Regenmantel, bellte der Aufräummannschaft Befehle zu und wandte Sheppard den Rücken zu. Der schob sein Handy in die Tasche. »Hey, Doug.«
Emison fuhr herum, das Gesicht leuchtend rot. »Shep. Was zum Teufel machst du hier?«
»Klo.« Sheppard deutete mit dem Daumen hinter sich. »Das war das nächste. Was ist los?«
»Ich muss Akten und ein paar andere Sachen aus dem Büro holen. Wir lagern alles im Tango Hospital. Kannst du mit anfassen?«
»Äh, ja, klar. Aber ich kann sie nicht rüberfahren. Ich muss Mira helfen, den Buchladen zu sichern.«
»Hilf mir einfach, sie in den Laster zu laden.«
Als sie gerade die Akten in Kisten packten, klingelte Sheppards Handy. Er erkannte die Nummer des Dade-County-Gefängnisses und wusste, dass es Betty Pandrino war, die ihn zurückrief.
»Agent Sheppard«, sagte er und ging in den Flur, um sich ein wenig von Emison zu entfernen. »Hey, Betty. Ich habe jetzt eine bessere Verbindung.«
»Ich habe die Unterschrift des Fahrers gefunden, Agent Sheppard. Das war Doug Emison vom Tango PD .«
Aha. Wie interessant. »Danke, das hilft mir weiter.«
»Ich habe versucht, meine Vorgängerin anzurufen, Jan Philipps. Offenbar ist sie wegen des Hurrikans nach Norden unterwegs. Aber ich habe ihre Handynummer.«
Sheppard kritzelte die Nummer in sein Notizbuch. Ihm fielen mehrere gute Gründe ein, aus denen Emison tatsächlich der Fahrer gewesen sein konnte, darunter vor allem, dass gerade kein anderer für die Aufgabe zur Verfügung gestanden hatte. Aber warum hatte Emison es dann nicht erwähnt? Warum hatte er behauptet, dass DeVries wegen der Renovierungsarbeiten aus dem Gefängnis abgezogen wurde, wenn in Wirklichkeit die Renovierungen schon vor ihrer Verlegung beendet worden waren?
»Probleme?«, fragte Emison, als Sheppard ins Büro zurückkam.
»Nein. Bloß Mira, die wissen wollte, wo ich bin.«
»Probleme der anderen Art«, sagte Emison und kicherte.
Sie luden die Kisten auf zwei Rollwagen und schoben sie in den Flur. »Sag mal, Doug, wieso warst du der Fahrer an dem Tag, an dem DeVries hierher verlegt wurde?«
Emisons warf ihm einen scharfen Blick voller Misstrauen zu. »Die Fahrer in Dade waren alle anderweitig beschäftigt. Sie musste hierher, also habe ich gesagt, ich mache es.«
»Key West wäre besser gewesen, sowohl für DeVries als auch für Lopez.«
»Die waren voll. Seit wann überprüfst du, was die Polizei hier tut, Shep?«
»Seit du mich um drei heute Morgen angerufen hast. Außerdem hatte ich ein paar offene Fragen.«
»Dann frag mich.« Emisons Stimme klang angespannt und wütend. »Und schnüffle nicht hinter meinem Rücken herum.«
»Okay, noch eine Frage. Wieso gibt es keine Informationen über die Verlegung in DeVries’ Akte?«
Emisons Hals rötete sich. »Mir gefällt dein Ton gar nicht, Junge.«
»Und mir gefällt es gar nicht, an der Nase herumgeführt zu werden, Doug. Es ist eine einfache Frage.«
»Wie zum Teufel soll ich wissen, warum es keine Unterlagen gibt? Die Leute in Dade müssen sie vergessen haben.«
»Sie sollten sie dem Fahrer geben, der sie dem neuen Gefängnis übergibt.«
»Hör mal, das Einzige, was sie mir gegeben haben, war ihre Akte, okay? Und ich mache nicht den Papierkram und normalerweise auch nicht die Verlegungen. Der Papierkram ist durch irgendeine bürokratische Ritze gefallen, Shep. Das ist doch nichts Neues.«
Emison nahm eine Plane von einem Stuhl, warf sie über die Kisten auf seinem Rollwagen und schob ihn hinaus in den Regen.
Sheppard starrte ihm nach. Er war jetzt sicher, dass Emison zumindest nicht die ganze Wahrheit sagte, hatte aber noch keine Ahnung, warum. Das beunruhigte ihn so sehr, dass er Goot anrief, um ihn wissen zu lassen, was er herausgefunden hatte. Nicht, dass er Angst vor Emison hatte oder glaubte, über eine riesige, gefährliche Verschwörung gestolpert zu sein. Aber in seinen Jahren bei diversen Behörden hatte er gelernt, dass es nur klug war, sich abzusichern, so wie Goot und er es miteinander taten.
Er erreichte Goots Anrufbeantworter und hinterließ ihm die Kurzfassung. Dann lieh er sich eine Plane von einem der Arbeiter, breitete sie über seine Kisten und eilte nach draußen in den Regen zu Emisons Wagen.
9
Annie stand vor dem kleinen Fernseher im Büro des Buchladens, klammerte sich an den Griff eines Rollwagens voller Bücherkisten und starrte die Satellitenbilder von Hurrikan Danielle an.
Der Sturm sah aus wie ein lebendes Wesen, das Auge war
Weitere Kostenlose Bücher