Verwüstung
quetschte sich zwischen Franklin und Mira, schob Mira zur Seite.
Mira taumelte, ihre Hände hoben sich zu ihrem Hals, zu dem Abdruck des Gewehrlaufes auf ihrer Haut. Sie hustete, ihre Augen tränten, sie ging immer weiter zurück, zurück, sie vergrößerte den Abstand zwischen sich und Franklin, so weit es ging. Crystal sprach mit ihm, sie versuchte, ihn zu beruhigen, als wäre sie eine Vorschullehrerin und er ein renitentes Kleinkind mit schlechten Manieren.
Mira drehte sich um und öffnete eine Schranktür, hinter der sich das Aspirin befand. Tylenol. Ein Glas Wasser. Eine Plastiktüte, die sie mit Eis füllte. Sie ging zum Tisch, wobei Franklin und Crystal sie mit der Faszination von Raubtieren beobachteten, und stelle den Eisbeutel vor Tia ab.
Tia hob den Kopf und sah Mira mit verschwommenen, schmerzerfüllten Augen an. »Danke.«
»Was ist mit Ihrer Schulter passiert?«
»Ein Bulle hat seinen Schlagstock draufgeknallt.«
»Wenn sie gebrochen ist, wird Tylenol nicht gegen den Schmerz helfen.«
»Bist du Ärztin?«, quakte Franklin. »Krankenschwester?«
»Nein.«
»Und was machst du dann?«
»Ich habe einen Buchladen.«
Er deutet auf die Aufschrift ihres T-Shirts: One World Books. »Den Laden?«
Sie nickte und bemerkte, dass sein Blick kurz zu dem Malachit an ihrer Kette huschte, dann zu ihren Brüsten und schließlich wieder zu ihrem Gesicht zurückkehrte.
»Und die Kisten da drin…« Er deutete ins Wohnzimmer. »Sind die alle voller Bücher?«
»Ja.«
»Dann halt die Klappe, es sei denn, jemand fragt dich um deine Meinung nach Büchern.« Er deutete durch den Hauswirtschaftsraum auf die Garagentür. »Wohin geht’s da? Die Garage?«
Scheiße, nein, geht da nicht rein. »Ja, da drin stehen zwei Autos und noch mehr Bücher.«
»Sieh mal in der Garage nach, ja, Baby?«
Crystal eile zur Tür, schaltete das Licht im Hauswirtschaftsraum ein, trat dann in die Garage. »Voll mit Scheiß, Billy«, rief Crystal.
»Schau mal in die Wagen. Und während sie das erledigt, meine Damen, brauchen wir Essen, trockene Klamotten und Handtücher, jede Menge trockene Handtücher.«
Er deutete mit der Remington auf Nadine »Du. Wie heißt du?«
»Nadine.«
»Nej-dien. Okay, Nej-dien. Wo ist der nächste Handtuchschrank?«
»Im kleinen Bad neben dem Wohnzimmer.«
»Hol uns Handtücher von da.«
»Ich hole sie«, sagte Mira. »Falls du es nicht bemerkt hast, sie sitzt im Rollstuhl, und der Rollstuhl passt nicht durch die Tür.« Was passiert in der Garage? Hat die blonde Schlampe Annie gefunden? Die Hündin? Lieber Gott, nein, bitte …
»Du bleibst, wo du bist. Dir wird schon etwas einfallen, um sie zu holen, nicht wahr, Nej-dien?« Er grinste dabei. »Man wird nicht so alt, ohne ein paar Sachen zu kapieren.«
In Nadines Blick lag lodernder Hass, Mira wusste freilich, dass sie nichts Dummes tun würde. Sie wendete den Rollstuhl und fuhr langsam in Richtung des von der Terrasse aus begehbaren Badezimmers.
»Baby, wie steht’s da draußen?«, rief Franklin.
»Nichts.« Crystal kam zurück ins Haus und schloss die Tür. »Da draußen ist gar nichts. Der Lieferwagen ist halb voll mit Büchern, überall sind Kisten mit Büchern. Hör mal, ich hab Hunger und brauche trockene Klamotten, Billy.«
»Nej-dien holt uns Handtücher. Gleich kriegen wir auch was Trockenes zum Anziehen. Und du heißt …?«, fragte er und sah Mira an.
»Mira.«
»Ist das nicht Spanisch für ›er schaut zu‹?«
»Es ist ein ganz normaler Eigenname. Aber wenn es ein spanisches Verb wäre, würde es heißen: ›Er schaut‹.«
»Wow, wie präzise.« Er streckte den Arm aus und streichelte ihre Wange mit seinem Daumen. Mira riss den Kopf weg, und er lachte. »Und wie bist du gewappnet gegen den Hurrikan, Mie-rah?«
»Bestens, Billl-ii.«
Er merkte, dass sie ihn verhöhnte, und die Wut sammelte sich in seinen kleinen dunklen Augen, überschattet durch seine endlosen Berechnungen, seine eigenartige Schläue. Und was soll das Wasser bedeuten?
»Es passt mir gar nicht, wie du gerade ihre Wange angefasst hast.« Crystal klang streng, ihr Blick brannte Löcher in Franklins Schädel.
»Entspann dich, Baby.« Er warf Crystal einen Blick zu, dann streckte er den Arm aus und streichelte ihre Wange genauso wie eben Miras. »Deine Haut ist weicher.« Crystal kicherte und gab Franklin einen Kuss auf die Wange.
Zu Mira sagte er: »Hast du einen Generator?«
»In der Garage.«
»Wie lang wird der laufen?«
»Bis das Benzin alle ist. Ich
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