Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verwüstung

Verwüstung

Titel: Verwüstung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T. J. MacGregor
Vom Netzwerk:
sie letzte Weihnachten Sheppard auf CNN gesehen hatte, als Mira entführt worden war, wie er und seine Bullenkumpel ins Naturschutzgebiet gekommen waren, vermutlich steckten sie jetzt im Keller der Hütte, und von sich, warum sie im Gefängnis gelandet war und warum sie nie wieder zurückgehen würde. Niemals.
    »Ich weiß, ich bin dir jetzt zu nahe, solange ich das Band abmache. Wie eben, als du Crystal berührt hast. Das tut mir leid, aber ich habe keine Schere oder so, um das Klebeband zu zerschneiden.«
    Beim Sprechen hatte sie plötzlich ein merkwürdiges Gefühl. Es war, als betasteten Hände das Innere ihres Schädels, hielten ihr Herz, glitten und schoben in ihr herum. Es war unheimlich, aber doch eigenartig angenehm, und obwohl es sie beunruhigte, machte es ihr keine Angst. Zum ersten Mal seit – sie wusste selbst nicht wie vielen – Jahren, fühlte sich Tia verbunden mit etwas, das größer war als sie selbst.
    Ist das Gott? Fühlt sich Gott so an? Spricht Gott mit mir?
    Plötzlich tauchten Erinnerungen in ihrem Kopf auf und blitzten in psychedelischen Farben über ihren inneren Bildschirm. Andrew, ihr Hund, ihr Baby, die Ruine des Wohnblocks, der Schrecken, alles grauenvoll und unmittelbar, als wäre es gestern geschehen. Und hinter diesen Erinnerungen folgten noch mehr ihres Lebens, abgehackte Bilder ihrer missbräuchlichen Ehe, wie sie ihren Mann erstickt hatte, aus der Frauengruppe. All das schien aus Tia zu strömen und – wohin? Wohin zum Teufel geht das?
    In Mira.
    Tia riss die Hände von Miras Körper weg, von deren Händen und Knöcheln das Klebeband jetzt in Streifen herunterhing. »Was zum Teufel bist du, Spuk-Lady?«, flüsterte sie.
    Ihre Schulter pochte und sang vor Schmerzen, sodass sie nicht einmal wusste, ob sie stehen, gehen, funktionieren konnte. Sie hörte einen Laut im Flur und wusste, dass einer von ihnen hierherkam. »Scheiße«, murmelte sie »Das ist sie. Oder er. Ich muss dich noch mal anfassen.« Tia legte Miras Hände und Füße schnell so, dass sie aussahen, als wären sie noch gefesselt, rollte die Klebebandstückchen locker darum, aber diesmal ohne irgendwelche Nebeneffekte, dann nahm sie wieder ihren Platz am Fuß des Bettes ein. »Lieg still, und wir kommen hier beide lebendig raus.«
    Crystal eilte ins Zimmer. »Ich habe ein paar extrastarke Advil gefunden, Tia.« Sie hielt ihr eine Flasche Wasser hin, ließ zwei Tabletten in ihre Hand fallen. »Und ich habe eine Schlinge für dich. Billy will, dass alle nach vorn kommen. Er regt sich total auf, okay? Ich will ihn nicht noch mehr ärgern.«
    »Wir können sie nicht mitnehmen«, sagte Tia. »Ich glaube, sie ist in einem Koma oder so. Was zum Teufel hat er mit ihr gemacht?«
    »Er hat gesagt, sie hätte sich den Kopf angeschlagen.«
    »Dann dürfte sie eine Gehirnerschütterung haben. Oder einen Schädelbruch. Lassen wir sie hier. Sie wird uns nicht gefährlich werden.« Als Tia sich auf ihre Knie stützte und erhob, schmerzte ihre Schulter wieder. »Hilf mir hoch, Crystal.«
    Als sie auf den Beinen war, stellte sie sich vor, Crystal einen kräftigen Stoß zu geben, damit sie gegen die Wand prallte, und sich ihre Waffe zu greifen. Aber der Schmerz in ihrer Schulter war so schlimm, dass sie all ihre Kraft brauchte, um bei Bewusstsein zu bleiben.
    Als Crystal und sie das Zimmer verließen, durchflutete dieses eigenartige Gefühl Tia noch einmal, das Gefühl, dass die Spukfrau in ihr war und in ihren Erinnerungen wühlte, ihren Geheimnissen. Tia spürte eine Wärme knapp unterhalb des Brustbeins, als hielte ihr jemand eine Flamme an die Haut, und sie sah plötzlich ein Bild vor sich, wie Miras Augen sich öffneten. Tia sah es, sie sah es in der Abgeschiedenheit ihres eigenen Geistes, und sie wusste, dass die Spukfrau jedes Wort gehört hatte, das sie gesagt hatten.
    Selbst bevor sie das Schlafzimmer verließen, beobachtete Mira sie durch ihre Augenschlitze, den Körper angespannt, bereit, vom Bett zu springen. Sie konnte noch immer Franklins Hände und Zunge auf sich spüren, sie konnte immer noch sein fieses Flüstern hören – » Ich weiß, dass es dir gefällt. Ich weiß das « –, und sie war sicher, dass er sie vergewaltigt hätte, hätte sie sich nicht auf ihn eingestellt. Sie wusste auch, dass er wiederkommen würde, allein.
    Tia und Crystal verschwanden durch die Tür. Mira zählte im Kopf bis fünfzig, dann richtete sie sich auf, zerrte das lose Klebeband von ihren Händen und Füßen. Erschrecken und

Weitere Kostenlose Bücher