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verwundet (German Edition)

verwundet (German Edition)

Titel: verwundet (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Constanze Kühn
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essen.“
    Er hatte wenig Appetit und versuchte, sich auf die Gespräche der anderen Gäste zu konzentrieren. Er erfuhr dabei, dass Fließ früher eine Augenarztpraxis hatte, Kurt Rechtsanwalt war und Petra als Krankenschwester arbeitete. Als sie wieder auf Haralds Beruf kamen, lachte Fließ und erklärte, dass ja die Sache mit den Wolfsoder Uhuaugen gar nicht so weit hergeholt gewesen war. Harald zuckte innerlich zusammen. Aus dem Augenwinkel sah er, dass auch Angelika nicht lachte. Das Scherzen am Tisch ging jedoch munter weiter. Harald wünschte sich nach Norwegen zurück. Nachdem er mit dem Essen fertig war, stand er auf und tat so, als ob er Katjas Balkon besichtigen wolle. Er hörte das Gelächter in seinem Rücken, während er die Tür öffnete und hinaustrat. Der Balkon gab den Blick auf eine schöne Gartenanlage frei. Er beobachtete ein paar Kinder, die auf einem großen Spielplatz herumtollten. Trauer durchzog ihn, als er an sich und Clärchen dachte. Nie hatten sie die Angst abschütteln können, die ihnen ständig im Genick gesessen hatte. Niemals waren sie unbeschwert gewesen. Er stand schon eine ganze Weile so, als jemand hinter ihm den Balkon betrat. Es war Katja. „Du hast sie nicht vergessen.“
    „Ist das so deutlich?“
    „Für die anderen sicher nicht.“
    „Erzähl mal von dir. Hast du die Trennung gut verkraftet?“
    „Nett, dass du fragst. Die Nächte sind am Schlimmsten, obwohl ich ja in letzter Zeit öfter nachts alleine war.“
    „Dein Ex ist ein Trottel. Soviel steht schon mal fest.“
    Sie lächelte. „Ich suche mir irgendwie immer die Windhunde aus. Selbst Schuld, würde ich sagen. Vielleicht sollte ich mir jemanden wie dich suchen. Du scheinst eine treue Seele zu sein.“
    Er schüttelte den Kopf. „Ich würde dir kein Glück bringen.“
    „Na ja, besonders geschickt stellst du dich wirklich nicht an.“
    Als er sie fragend ansah, sagte sie. „Du hast mir so viele Karten geschrieben und keine einzige an Angelika. Was soll sie davon halten.“
    „Sie legt sicher keinen Wert darauf.“
    „Du bist ein Dummkopf, Harald, das muss ich dir jetzt mal in aller Freundschaft sagen. Ich habe dir schon mal einen guten Ratschlag gegeben, aber meine Meinung gilt dir anscheinend nichts.“
    „Was hast du denn jetzt auf einmal?“ fragte er sie verwundert.
    „Du sollst um sie kämpfen. Wie soll sie dich ernst nehmen, wenn du wie ein Blatt im Wind hin und her wedelst.“
    „Sie hat doch Schluss gemacht.“
    „Und mit welcher Begründung? Denk mal drüber nach, anstatt hier die beleidigte Leberwurst zu spielen.“ Sie wollte noch etwas sagen, als die Balkontür aufging und ein lautes Quietschen von sich gab. Es war Fließ, der zu ihnen trat. „Na, Ihr Hübschen. Was gibt es hier zu sehen?“
    „Nichts für deine neugierige Nase, Herbert.“ Katja zog ihn lachend daran und ging dann wieder ins Wohnzimmer.
    „Du solltest mal deine Tür ölen“, rief er ihr nach. Er hatte sein Sektglas mitgebracht und ein zweites, das er nun Harald reichte. Dann stieß er an und sagte leutselig „Herbert. Aber glaub nicht, dass ich dich jetzt küssen werde.“
    Harald lachte und sagte: „Schade! Und ich hatte so darauf gehofft.“
    Herbert Fließ drohte ihm mit dem Finger. Schließlich stellte er Harald noch einige Fragen über die Reise und hörte aufmerksam zu. Irgendwann klopfte er ihm auf die Schulter und sagte: „Was läuft da schief zwischen dir und Angelika?“
    Harald war baff.
    Herbert sagte: „Komm Junge, mach mir nichts vor.“ Er tippte sich an die Nase. „Mein Zinken hat das schon auf der Geburtstagsparty gewittert. Erst kam Angelika von der Terrasse und kurze Zeit später du, und beide wart Ihr sehr aufgewühlt. Und heute siehst du sie nicht einmal an.“ Als Harald schwieg, sagte er. „Na ja, bist ein ganz schöner Eigenbrötler, aber überleg dir, was du machst. So eine Frau bleibt nicht lange allein.“ Er klopfte ihm noch einmal väterlich auf die Schulter und ging dann hinein. Harald blieb unangenehm berührt zurück und fragte sich, ob er wirklich so ein offenes Buch für andere war. Konnte ihm auch Angelika sein Gefühle ansehen? Die Balkontür knarrte, und plötzlich tauchte Petra neben ihm auf. Er nickte ihr zu und fragte: „Wie geht es Kerstin und Franziska?“
    „Gut.“
    „Und dir selbst?“
    „Ich kann nicht klagen.“
    „Hört sich gut an“, sagte er und sah wieder auf den Spielplatz.
    „Wie ist es, wieder hier zu sein?“
    Er zuckte mit den Schultern.

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