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verwundet (German Edition)

verwundet (German Edition)

Titel: verwundet (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Constanze Kühn
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Kopfschütteln.
    „Ich habe gehört, dass du mit Frau Kesten zusammen Musik hörst. Hast du... ?“
    Lisa fuhr auf: „Wird man hier jetzt kontrolliert und ausspioniert?“
    Darauf gab Frau Dr. Dunkelmann keine Antwort. Sie sah Lisa prüfend an und sagte: „Du bist böse auf mich!“ Lisa sah sie trotzig an, antwortete aber nicht.
    „Lisa, der Ärztekongress ist einmal im Jahr. Du wirst doch nicht im Ernst erwarten, dass ich ihn versäume, nur damit du dich nicht verlassen fühlst. Das steht in keiner Relation. du musst lernen, dass auch andere Menschen ihre Bedürfnisse haben.“ Ihre Stimme klang scharf.
    Lisa sprang auf. „Stimmt! Und ich habe jetzt nicht das Bedürfnis, mit Ihnen zu reden.“ Sie verließ den Raum und knallte die Tür hinter sich zu.
    Frau Dr. Dunkelmann war wütend auf sich selbst. Warum musste sie so hart zu dem Mädchen sein? Sie hätte die Beherrschung nicht verlieren dürfen, ihr Verhalten war alles andere als professionell gewesen. Sie hatte sich einfach hilflos gefühlt. Manchmal hatte sie den Eindruck, mit Lisa weiterzukommen, aber dann gab es wieder Momente, wo sich das Mädchen ihr gegenüber verschloss. Andererseits hatte sich schon einiges aufgebaut an Vertrauen und Nähe. Es durfte nicht alles verloren gehen. Jetzt im Augenblick konnte sie nichts machen, sie hoffte auf die nächste Sitzung. Doch am nächsten Tag kam Lisa nicht. Zwei Wochen vergingen. Von der Oberschwester erfuhr die Ärztin schließlich, dass Lisa fast täglich einen Brief von Herrn Wiebke aus Norwegen erhielt und schon morgens die Schwestern fragte, ob denn wieder Post für sie da wäre. Aber zu ihren Therapiesitzungen erschien sie nicht mehr.
    *

***
    H arald war auf dem Weg zu Katjas Wohnung. Er hatte sechs Wochen in Norwegen verbracht. In der Gruppe waren sie sechs Männer gewesen, zwei um die fünfzig Jahre und drei in seinem Alter. Er hatte viele neue Vogelarten kennen gelernt. Die Arbeit mit Gleichgesinnten, die frische Luft und die neuen Eindrücke hatten ihm gut getan. Er hatte jeden Tag ein paar Zeilen an Lisa geschrieben, hatte ihr von seiner Arbeit erzählt und ihr von lustigen Erlebnissen berichtet. Ab und zu hatte er auch an Katja Ansichtskarten geschickt mit Vogelaufnahmen von der in Norwegen heimischen Fauna. Er war dann am Ende der Reise nicht mit den anderen zurückgekehrt, sondern hatte noch zwei Wochen angehängt, in denen er sich ein einsam gelegenes Haus gemietet hatte. Dort hatte er nichts anderes gemacht, als weite Spaziergänge zu unternehmen und über sich und sein Leben nachzudenken. Weitere zwei Tage hatte er in Oslo verbracht, Souvenirs gekauft und einen Wildpark besucht. Nach seiner Rückkehr hatte er sich wieder bei Katja gemeldet. Ihre Wohnungseinweihung hatte bereits stattgefunden, aber sie hatte ihn zum Brunch eingeladen. Er befand sich bereits in der Straße und suchte die Hausnummer, als er den roten Fiat entdeckte. Sein Herz begann schneller zu schlagen. Er ignorierte es, so wie er den mittlerweile zur Gewohnheit gewordenen Schmerz in seinem Inneren ignorierte. Schließlich stand er vor Katjas Wohnhaus und klingelte. Die Sprechanlage schnarrte, und er meldete sich. Der Türdrücker summte. Er lief geschwind die drei Treppen hoch, wo ihm eine strahlende Katja öffnete. „Du siehst gut aus, Harald!“
    „Danke, du auch. Das Singledasein scheint dir gut zu bekommen.“
    „Na ja, wie man es nimmt.“ Sie nahm ihm die Flasche ab und lächelte. „Ich habe mich noch gar nicht für deine Karten bedankt.“ Sie wies auf eine Pinnwand, auf der sie alle vier Stück mit einer kleinen Stecknadel angebracht hatte.
    Er freute sich, Katja zu sehen und umarmte sie. Dann streckte er seine linke Hand, die er die ganze Zeit hinter dem Rücken gehalten hatte, aus und hielt Katja ein langes, rundes Paket hin.
    Sie wirkte überrascht. „Das ist ja schön“, rief sie begeistert, nachdem sie es ausgepackt hatte. Sie ging ins Schlafzimmer und hielt das Bild ins Licht. Ein Maler hatte Felsenlandschaften und eine Gruppe von bunten Vögeln darauf verewigt.
    „Ich dachte, neue Wohnung, neue Bilder.“
    „Es ist wunderschön, Harald. Sieh dir die feinen Nuancen an. Es wirkt absolut lebendig.“ Sie umarmte ihn noch einmal. „Vielen Dank! Soll ich dir die Wohnung zeigen?“
    Als er nickte, führte sie ihn herum. Bad, Gäste-WC, eine kleine Wohnküche und schließlich das Wohnzimmer, das sie zuletzt betraten. Er spürte ihre Anwesenheit, noch bevor er sie sah. Zuerst sah er den hellen Schopf von

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