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verwundet (German Edition)

verwundet (German Edition)

Titel: verwundet (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Constanze Kühn
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erzählt, dass Mara verliebt in mich war. Kurz vor ihrem Selbstmord hat sie es mir gestanden. Ich habe sie abgewiesen. Schon damals fühlte ich mich hilflos, und so konnte ich nichts tun, absolut nichts, und dann hat sie sich umgebracht. Jetzt wiederholt sich das gleiche Spiel bei Lisa. Auch sie wird sich zerstören, und ich bin Schuld.“
    „Was? Das ist doch ausgemachter Unsinn! Du hast doch alles für sie getan.“
    Lydia sank auf die Couch. „Ich hätte mit ihr schlafen sollen.“
    „Wie bitte?“
    „Ja! Warum nicht? Vielleicht hätte Lisa sich gefangen, wenn ich ihr nachgegeben hätte?“
    „Aber das ist doch...“
    Lydia fiel ihm ins Wort: „Ich habe einmal mit ihr im Bett gelegen, nachdem sie einen Weinkrampf hatte. Sie dachte, ich schlafe und hat mich gestreichelt. Und weißt du was? Ich fand es nicht einmal besonders unangenehm.“ Lydia starrte ihn an.
    „Aber du hast mir doch gesagt, du hättest mit ihr gerauft?“
    „Habe ich ja auch. Das war später, nach dem Gespräch, als ich ihr sagte, dass sie immer alles absichtlich zerstöre, was schön zwischen uns sei. Sie hat sich auf mich gestürzt, wie … wie ein Mann, ein Liebhaber, und dann … Das war mir einfach zu viel, ich war völlig überrumpelt. Ich habe alles falsch gemacht, ich war zornig, statt auf sie einzugehen, und dann ist sie am nächsten Tag gegangen. Ich hätte mich mehr um sie bemühen müssen. Aber dann kamst du, und ich habe Lisa verdrängt und gehofft, dass sie schon wieder zu sich kommt. Und darum bin ich Schuld, wenn es jetzt abwärts mit ihr geht!“
    „Nein verdammt! Nein! Lisa ist ein erwachsener Mensch, und sie ist noch nicht mal deine Tochter. Du bist nicht für sie verantwortlich. Du hast alles versucht!“ Lydia schüttelte den Kopf: „Nein, eben nicht alles!“
    *
    Als Harald seine Wohnungstür öffnete, stand Lisa vor ihm. „Ich muss mit dir reden!“
    „Komm rein.“
    Er kochte sich gerade einen Kaffee. „Willst du auch einen?“
    Lisa schüttelte den Kopf: „Lydia war vorgestern bei mir.“
    „Ach?“
    Lisa zog die Kette aus ihrem T-Shirt. „Sie hat mir das gebracht. Es ist ein kleines Foto von meiner Mutter drin.“
    „Schön. Und?“
    Lisa senkte den Kopf: „Als ich Lydia unvermutet vor mir stehen sah, wurde mir plötzlich klar, was ich weggeworfen habe. Ich habe sie verloren!“ Sie hob den Kopf und sah ihn an: „Was soll ich machen? Es gibt keinen Weg zurück für mich.“
    „Willst du denn wirklich zurück? Denk doch mal daran, warum du sie verlassen hast. Du bist mit deiner Liebe zu ihr nicht fertig geworden. Glaubst du nicht, dass dir das wieder passieren würde?“
    „Ja, aber ich habe keine andere Chance, ich muss raus aus der ganzen Scheiße. Andrea geht mit ihrem Ami nach Amerika. Ich will nicht in der Wohnung dort bleiben.“ Sie heulte: „Es muss doch noch mehr geben als diese verkommene Szene, diesen Sumpf!“
    „Ja, ja. Freilich. Nur müsstest du dir dann halt auch ´n anderen Job suchen. Wenn du in der Grotte bleibst, kommst du nie raus aus diesem Milieu.“
    „Ja, bloß was? Ich kann doch nichts.“
    „Du müsstest irgendetwas lernen, einen Beruf.“
    „Und was?“
    „Puh, das weiß ich auch nicht.“
    Als es klingelte, sahen beide auf die Uhr.
    Lisa fragte: „Erwartest du Besuch?“
    „Eigentlich nicht.“ Er ging zur Tür, Lisa folgte ihm neugierig.
    „Hallo Schatz. Ich habe meinen Wohnungsschlüssel vergessen. Kannst du mir deinen geben?“
    Lydia und Lisa starrten sich an. Ungläubig und fassungslos wandte Lisa Harald ihr Gesicht zu. Dann drängelte sie sich an Lydia vorbei und hastete die Treppe hinunter.
    Harald, der der verwirrten Lydia ihren Schlüssel in die Hand gedrückt und sie nach Hause geschickt hatte, suchte Lisa. Die Grotte war noch zu. Zu Hause machte keiner auf. Er war sich sicher, dass sie zu Hause war. Er hämmerte an die Tür. „Mach auf Lisa oder ich trete die Tür ein.“ Als sich nichts rührte, nahm er Anlauf und prallte mit dem Körper gegen die Tür. Beim dritten Mal flog er plötzlich weiter und knallte an die Badezimmertür. Lisa hatte die Tür geöffnet. „Was willst du, du Heuchler!“
    Er rieb sich den Schädel und rappelte sich auf: „Hör mir wenigstens zu.“
    „Nein!“
    Er griff nach ihren Handgelenken und hielt sie fest. „Doch.“
    Lisa brüllte: „Hast du ihr alles immer brühwarm erzählt, was ich getrieben habe, den Verständnisvollen gespielt, mich ausgehorcht und dann hattet ihr was zu lachen!“
    „Wenn du mir das zutraust,

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