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verwundet (German Edition)

verwundet (German Edition)

Titel: verwundet (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Constanze Kühn
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das Lachen zu verkneifen. Fortan hieß der Vorgesetzte bei uns nur noch Quatschkopf.“
    Angelika schüttelte den Kopf. „Er scheint über wenig Humor verfügt zu haben.“
    „Allerdings. Er war ein Stinkstiefel.“
    Nach einer kurzen Pause fragte Angelika. „Wieso gerade Vögel?“
    „Ich weiß nicht. Vielleicht wegen meiner Mutter. Als ich noch ganz klein war, ist sie mit mir oft im Wald gewesen und hat mir viele Vögel gezeigt.“
    „Verstehst du dich mit ihr besser?“
    „Nein. Sie verbündet sich immer mit ihm. Dadurch hat sie ihre Entscheidung getroffen.“
    „Muss es denn gleich eine Entscheidung sein?“
    „Sie sieht das so.“
    „Hast du Geschwister?“
    „Nein.“ Er zeigte durch die Windschutzscheibe. „Schau mal, hier beginnt schon das Naturschutzgebiet. Ach, ich freue mich. Ich war lange nicht mehr hier.“ Er erzählte noch ein paar Anekdoten aus der Berufsschule und freute sich jedes Mal, wenn er sie damit erheiterte. „Ich liebe dein Lachen.“
    Sie warf ihm einen Blick zu. „Du kannst aber auch wirklich sehr amüsant erzählen.“
    „Da vorne musst du rechts.“
    Während des Spaziergangs erzählte er ihr von seiner Arbeit beim Landesvogelschutzbund. „Ich habe eine Benjeshecke gebaut, die sich sehen lassen konnte. Sie wurde in der Zeitung abgebildet, ich habe sie gleich benutzt, um damit zu werben. Ich war nämlich auch Beauftragter für Öffentlichkeitsarbeit.“
    „Was ist eine, wie hast du sie genannt?“
    „Benjeshecke. Sie ist nach Hermann Benjes benannt. Sie übernimmt viele ökologische Funktionen. Man nimmt Totholz, Baumstümpfe, Laub oder auch Rasenschnitt. Du musst es dir wie eine Reisighecke vorstellen, in der sich dann ein reges Treiben entwickelt. Käfer, Wildbienen, ach alle möglichen Insekten, Spinnen, Würmer, Mäuse, Kröten, Frösche wuseln darin herum und eben auch Vögel, wie etwa der Zaunkönig. Sie eignet sich als Wildschutzzaun, ist aber auch gut für Gärten. Ich könnte dir eine solche pflanzen.“
    „Danke. Ich werde es meiner Mutter vorschlagen, wenn sie wieder hier ist.“
    „Wo ist sie denn gerade?“
    „Auf Mallorca. Dort verbringt sie die kalte Jahreszeit.“
    „Mag sie Igel? Alte Damen haben doch etwas übrig für sie.“
    „Ja.“
    „Dann hast du sie schon überzeugt. Die Benjeshecken sind wahre Igelburgen.“
    Angelika lachte.
    „Außerdem sieht es auch noch hübsch aus, wenn du Kletterpflanzen wie Knöterich oder verschiedene Clematisarten dazu pflanzt.“
    „Mich hast du schon überzeugt. Außerdem stelle ich gerade fest, dass du das Zeitungsaustragen oder die Tankstellenarbeiten weniger qualifizierten Leuten überlassen solltest.“
    „Du triffst einen wunden Punkt. Es wäre ein Traum, wieder für eine Naturschutzorganisation zu arbeiten. Lass uns das Thema wechseln, sonst schiebe ich Frust, und der Tag ist verdorben.“
    Sie zupfte an seinen Locken. „Das wollen wir natürlich nicht.“
    Nach zwei Stunden an der frischen Luft fragte ihn Angelika. „Darf ich dich zum Essen einladen?“
    „Da sage ich nicht nein.“
    Sie suchten sich auf dem Weg nach Hause einen kleinen Landgasthof und kehrten dort ein. Nach dem Essen, sie waren gerade mitten in einem Gespräch, wurden sie unterbrochen. „Hallo Angelika.“
    „Holger. Was für eine Überraschung!“
    Der Mann, von großer Statur mit breiten Schultern, dunkelgrau melierten, zurückgekämmten, welligen Haaren und strahlenden blauen Augen, trug einen feinen Zwirn. Er setzte sich neben Angelika. Harald fiel auf, dass seine Hände manikürt waren. Schnösel, dachte er, kann nicht mal grüßen.
    „Was treibst du hier in dieser Ecke?“
    „Wir waren im Naturschutzgebiet Walsrode. Darf ich vorstellen: Harald Wiebke, Holger Rembrandt.“ Rembrandt nickte kurz Harald zu. Er musterte ihn, bevor er wieder Angelika ansah, die fragte. „Wo hast du Friederike gelassen?“
    „Das ist vorbei.“
    Angelikas Augenbraue ging kurz nach oben. Rembrandt senkte die Stimme. „Niemand kann dich ersetzen, Angelika.“
    Sie ging nicht darauf ein, sondern fragte: „Was machst du hier?“
    Rembrandt wies mit dem Kopf in Richtung eines Tisches, an dem eine junge rothaarige Frau saß. „Wir sind auf der Reise nach München. Vorstellungsgespräch beim Theater. Wenn ich wieder hier bin, würde ich dich gerne zum Essen einladen.“
    Eine leise Ironie war in Angelikas Stimme zu hören, als sie erwiderte: „Kommt deine Begleitung dann auch mit?“
    Rembrandt wirkte irritiert. „Nein. Wieso? Ach, du denkst...?

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