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Verzaubert!

Verzaubert!

Titel: Verzaubert! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Madore
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einige unfaire Vorteile gegenüber Maus bekommen; von Fairness kann deshalb inzwischen keine Rede mehr sein. Diese Entwicklung hatte interessanterweise zur Folge, dass das Spiel für Maus sogar noch verlockender wurde, aber Katz sich dabei eher ein wenig zu langweilen begann.
    In der Geschichte, die ich erzählen möchte, ist Katz ganz klar in der überlegenen Position. Maus hat in vielen Bereichen weniger Macht: Sie verdient und besitzt weniger, kann sich in der Welt nicht so viel bewegen und hat, ganz allgemein gesprochen, weniger Vorteile als Katz. Wie unter diesen Voraussetzungen zu erwarten, hat Maus einiges von ihrer Lebensfreude verloren. Katz fühlt diesen Verlust, ohne ihm allerdings eine größere Bedeutung beizumessen. Wenn Katz deshalb auf eines der wenigen erfreulichen Exemplare von hartnäckigen Mäusen trifft, die sich nicht so leicht einschüchtern lassen, fühlt sich diese neue Generation von Katzen völlig verängstigt und kann nicht mehr angemessen darauf reagieren.
    In der Zwischenzeit hat Maus bereits ziemlich viel Respekt für Katz verloren und findet diese Kreaturen träge und völlig verzogen. Das Spiel hat fast das letzte Stadium seiner Existenz erreicht, und nur in den seltensten Fällen, wie in der nachfolgenden Erzählung, wird es noch mit dem Elan alter Zeiten gespielt.
    Am Anfang meiner Geschichte lebte Maus ziemlich zurückgezogen in der Welt der Katzen, in einem kleinen Loch in der Wand. Sie war in dünne Lumpen gekleidet, was durchaus der Mode der Katzenwelt entsprach. Aber ihre Nacktheit wurde dadurch kaum bedeckt, und sie fühlte sich immer ein wenig entblößt. Dennoch fühlte sich die von Natur aus rebellische Maus vor Katz relativ sicher, und diese interpretierte eine solche Eigenschaft als kaltherzige Boshaftigkeit. Maus hatte damit kein Problem, denn sie fand Katz ziemlich abstoßend.
    “Ha! Feiglinge!”, lachte Maus, als schon wieder eine Katze an dem kleinen Loch in der Wand vorbeihuschte und eilig der vermeintlich gefährlichen Kreatur im Inneren zu entkommen versuchte. “Wie ängstlich doch diese großen, starken Katzen werden, wenn sie dem Zorn einer schwächlichen kleinen Maus begegnen! Ich werde dem Schicksal meiner Schwestern leicht entkommen, einzig durch meine Feindseligkeit als meine größte Waffe.”
    Es war in der Tat nicht schwierig für sie, dieses Gefühl immer wieder in sich aufleben zu lassen. Sie hasste es, in dieser von Katzen dominierten Welt ausgenutzt zu werden und sich niemals verstanden oder wertgeschätzt zu fühlen. Sie war eine intelligente und sensible Maus und wünschte sich, als solche erkannt zu werden! Und trotzdem, jedes Mal wenn eine Katze vor ihrem Loch anhielt und sie begutachtete, überkam sie eine seltsame Mischung von aufregenden und beängstigenden Gefühlen. Natürlich würde sie sich vor einer Katze ihre Angst niemals anmerken lassen. Aber insgeheim hoffte sie sogar darauf, einmal einem
richtigen
Kater zu begegnen, so wie sie es in Liebesromanen gelesen hatte. Bis dahin zischte und verspottete sie sie und lachte sich anschließend tot, wenn Katz über die eigenen Pfoten stolperte, um sich so schnell wie möglich wieder aus dem Staub zu machen.
    Maus hatte bereits einen Gesichtsausdruck stolzer Verachtung aufgesetzt, als sie das Herannahen einer weiteren Katze hörte. Es war sogar ein Kater, und er war viel größer als sie. Aber das waren die anderen auch, und sie ermahnte sich, dass Größe ja nicht alles sei. Schließlich fühlte sie sich ihm in ihrer Willenskraft überlegen.
    Maus versuchte möglichst gleichgültig zu wirken, als Katz vor dem Eingang stand und seine Augen träge über ihren Körper glitten. Der übliche Zorn brannte in ihr. Was gab Katz das Recht, eine Maus so schamlos anzustarren? Wie hatte es dazu kommen können, dass das als normales Verhalten akzeptiert wurde? Wenn sie sich wie die anderen Mäuse verhielte, so würde jetzt von ihr erwartet werden, dass sie sich von der Aufmerksamkeit geschmeichelt fühlte! Sie hob ihr Kinn noch etwas höher und begegnete den Augen von Katz mit einem angewiderten Blick.
    Dieser Kater war ungewöhnlich attraktiv, wie sie widerwillig feststellen musste. Dieser Tage war es sowieso ungewöhnlich, einem Kater zu begegnen, der überhaupt Wert legte auf sein Äußeres. Sie waren normalerweise so rau und ungepflegt, dass man nicht in ihrer Nähe sein wollte. Aber andererseits waren Mäuse meistens so sehr mit dem eigenen Aussehen beschäftigt, dass sie selten Zeit fanden, sich

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