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Verzaubert!

Verzaubert!

Titel: Verzaubert! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Madore
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viele Tage, bis der Sarg fertig war, aber als schließlich die Zeit gekommen war, sie zu Grabe zu tragen, sah sie noch immer so lebendig und wunderhübsch aus, dass sie es einfach nicht über sich brachten, den Sargdeckel zu schließen. Also fertigten sie für Schneewittchen einen weiteren Sarg ganz aus feinstem Kristall, in den sie sie betteten. Sie wachten jeden Tag bei ihr und beklagten ihren Verlust unendlich.
    So gingen mehrere Monate ins Land, bis die Königin ihre Unerbittlichkeit gegen Schneewittchen doch noch ernsthaft bereute. Sie sandte einen weiteren Diener in die Wälder mit dem Auftrag, Schneewittchens Leibchen aufzuschneiden und sie damit von ihrem bösen Fluch zu befreien.
    Aber dieser Diener kannte sich im Wald nicht aus, konnte das Häuschen der Zwerge nicht finden und verirrte sich schließlich nach langem Umherirren vollends in den Tiefen des Waldes. Weil er Angst davor hatte, zur Königin zurückzukehren, ohne den Auftrag ausgeführt zu haben, setzte er sich unter einen Baum, um die Sache in Ruhe zu bedenken. Nach einiger Zeit ritt ein hübscher Prinz auf einem weißen Ross vorbei.
    Der Diener winkte den Prinzen herbei und erbat sich seine Hilfe in der schwierigen Angelegenheit, denn Prinzen sind dafür bekannt, genau zu solchem Behufe durch die Wälder zu reiten. Und so erklärte sich der Prinz sogleich begeistert bereit, das schöne Schneewittchen zu finden und zu erretten.
    Ohne große Mühe fand der hübsche Prinz das Häuschen der Zwerge und hatte im Nu Schneewittchen in ihrem Glassarg ausfindig gemacht. Er öffnete den Sargdeckel und sah sie für einen Moment an, bevor er ihr Leibchen aufbrach. Sofort erwachte sie und sah den hübschen Prinzen an.
    “Ich liebe dich, Schneewittchen”, sagte er. “Heirate mich und werde meine Prinzessin.”
    Schneewittchen kam zwar immer wieder durcheinander, aus welchem Zwerg welcher Prinz wurde, aber sie war sich völlig sicher, dass dieser Prinz keiner von ihnen war. “Ich kann dich nicht heiraten”, erwiderte sie und sah sich nach ihren eigenen Prinzen um.
    Der Prinz war schockiert, denn er war sich ganz sicher gewesen, dass die Geschichte einen anderen Verlauf nehmen würde. Aber ohne weiteres Aufhebens zu machen, gab er schließlich auf und ließ Schneewittchen im Haus der Zwerge allein zurück. Und ach, welches Feiern ging vonstatten, als die Zwergenprinzen zurückkehrten und Schneewittchen gesund und lebendig vorfanden!
    Natürlich unternahm die Königin noch einige Versuche, um Schneewittchen auf das Schloss zurückzuholen, aber zu jedermanns grenzenlosem Erstaunen weigerte sich Schneewittchen hartnäckig. Jedes erdenkliche Lockmittel, jede erdenkliche Zwangsmaßnahme wurde versucht, aber nichts davon konnte Schneewittchen dazu bringen, zurückzukehren. Also blieb der Königin irgendwann nichts anderes übrig, als sich zu fügen, und Schneewittchen erhielt die Erlaubnis, in dem kleinen Häuschen bei ihren Zwergen zu bleiben.
    Das merkwürdige Benehmen von Schneewittchen führte zu einer Fülle von Gerüchten, aber die Königin und alle in ihren Diensten Stehenden bestehen bis heute darauf, dass Schneewittchen am Ende doch den Prinzen geheiratet hat, der sie in den Wäldern gerettet hat, und mit ihm in sein fernes Königreich geritten war. Vielleicht ist das auch der Ausgang der Geschichte, wie ihr ihn kennt.
    Aber ich kann euch versichern, dass Schneewittchen in dem kleinen Häuschen der Zwerge geblieben ist, ganz tief in den Wäldern. Und es gibt keinen Zweifel, dass sie auch heute noch dort ist.

Der Kaiserin neue Kleider
    D iese Geschichte handelt von einer Kaiserin. In ihrer geheimnisumwitterten Regierungszeit waren in aller Welt viele Kaiserinnen und Königinnen an der Macht. Es heißt, diese legendären Frauen seien gerechte Herrscherinnen gewesen, und ihre Länder hätten mit ihren Nachbarn freundschaftliche Beziehungen gepflegt. Und was ihre Untertanen betrifft – nun, habt ihr jemals davon gehört, dass es damals zu Aufständen gekommen wäre? Ganz sicher nicht, denn diese Frauen waren hervorragende Herrscherinnen, und es ist bis heute ein ungelöstes Rätsel der Geschichte, warum sie ihre Macht eingebüßt haben. Ich vermute, dass ein männlicher Thronfolger im Spiel war, den ein derart friedlicher Zustand langweilte, weil er es spannender fand, Machtfragen mit brutaler Gewalt zu entscheiden. Aber diese Theorie soll ein andermal erzählt werden, denn ich will mich sogleich der eigentlichen Geschichte zuwenden.
    Die Kaiserin herrschte

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