Verzaubert fuer die Ewigkeit
leise, und ihr Herz brach fast wegen der Schuldgefühle, die aus seiner Stimme herauszuhö-ren waren. »Er hätte niemals diese wundervollen Jahre gehabt. Seine Mutter wäre gestorben, und er mit ihr. Du hast dich um ihn gekümmert und ihn geliebt, wie nur ein Vater das kann, und er war glücklich, Raymond. Sonst wäre er dir doch nicht gefolgt.«
Er zog sich von ihr zurück. »Ich bin ein Ritter und dazu ausgebildet worden, die Unschuldigen zu verteidigen«, sagte er mit bitterer, rauer Stimme, »und doch konnte ich meinen eigenen Sohn nicht schützen.«
»Du wusstest ja gar nicht, dass er dort war.« Sie fasste nach ihm und zwang ihn, ihr in die Augen zu sehen, und sie sah. die Schuldgefühle und den Kummer, mit denen er ganz allein fertig geworden war. »Du hast nicht gesehen, dass er dort war«, wiederholte sie. »Unsere Kinder machen uns immer schwach.« Sie berührte sein Gesicht, dessen Falten seine Qual deutlich machten. »Muskeln und Männer und Macht bedeuten wenig, da die Unschuldigen uns in die Knie zwingen können. Wir werden schwach, und doch bekommen wir von unseren Kindern so viel Liebe, für welche Zeit auch immer.«
Raymond wusste, dass sie Recht hatte, denn in jener kurzen Zeit hatte er seinen Sohn so tief geliebt. Und zumindest war er eine Weile glücklich darüber gewesen, dass er die Möglichkeit bekommen hatte, Vater zu sein. Seine Arme schlossen sich um sie, und er atmete zitternd aus. Er schob seine Fingerknöchel unter ihr Kinn, bog ihren Kopf zurück, küsste sie zärtlich und murmelte: »Ich möchte dir gegenüber nicht versagen, Fionna. Und auch nicht unserer Tochter gegenüber.« Ihre Wimpern hoben sich, und in seinen Augen sah sie das Gefühlswirrwarr, das er zu sortieren versuchte. »Deine Liebe stärkt mich, und gleichzeitig macht sie mich schwächer und verletzbarer.« Sein Mund suchte ihren. »Und ich werde dich nie aufgeben. Ich liebe dich«, murmelte er. »Ich liebe dich.«
Fionna fühlte grenzenlose Zärtlichkeit für diesen Mann, und sie umfasste seinen Hinterkopf. Ihr Mund drängte sich heftig auf seinen, und ihre Leidenschaft wuchs wieder genauso schnell wie in den Morgenstunden. Fionna stöhnte.
»Du bist nicht nackt genug.« Er begann ihre Röcke zu raffen. Sie griff nach seinen Händen. »Wir können uns nicht den ganzen Tag verstecken.«
»Ich bin der Lord von Antrim, und ich kann tun, was ich möchte.«
Sie lachte über seine trotzige Arroganz. »In der Burg halten sich dreimal so viele Menschen auf wie sonst«, erklärte sie geduldig. »Jede Hand wird zur Arbeit gebraucht. Die Angreifer haben mit Sicherheit in der letzten Nacht die Tiere losgelassen, die wir nicht mehr rechtzeitig hereinholen konnten. Also haben wir noch weniger Lebensmittel zur Verfügung.«
Sie hatte ja Recht. »Ich habe den Bau der Festung gestoppt, und noch immer sind wir verletzbar.«
»Die Festung war nicht die Quelle der Angriffe. Sie stand einfach nur auf geheiligtem Land.«
»Das ist ein Ort, von dem eine große Kraft ausgeht, was?«, fragte er, und sie sah ihn blinzelnd an.
»Ja.« Sie durchforschte seine scharfen Gesichtszüge. »Du bist dort gewesen?« Ihre Stimme erhob sich schockiert.
Er ging zu seinen Kleidern hinüber, fand den Stein, den er vom Steinkreis mitgebracht hatte. Er gab ihn ihr und erzählte ihr alles, was er gefühlt und gehört hatte, als er sich auf dem heiligen Grund aufgehalten hatte.
»Sieh mal an, du hast ja auch ein wenig Magie in dir«, stellte sie fest und lächelte, als sie ihm den Stein zurückgab. Er betrachtete den einfachen Stein, als hielte er einen Schatz in der Hand. »Der sagt uns, dass wir etwas übersehen haben, was direkt vor unseren Augen ist, und dass der Ärger weitergehen wird, wenn wir nicht innehalten und das Fehlende erkennen.«
»Ich habe schon so angestrengt nachgedacht, dass ich Kopfweh bekommen habe. Ich weiß, dass sie sich oft in den Bäu-men verbergen, denn ich habe das Sackleinen gesehen, mit dem sie sich getarnt haben...«
»Sir Nolan hat ein Stück davon innerhalb der Burg gefunden«, unterbrach sie ihn.
Sein Blick verriet ihr, dass er das schon wusste. »Sie haben Verstecke in den Bäumen angelegt, und ich war kurz davor, sie abzubrennen ... Nein, das mache ich nicht«, fügte er hinzu, als er ihren entsetzten Blick bemerkte. »Ich frage mich, ob sie sich in der Schlucht verbergen.«
»Wenn auch nur eine einzige Seele die Schlucht betreten würde, würde ich das wissen. Vielleicht bleiben sie ständig in Bewegung, um
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