Verzaubert fuer die Ewigkeit
die mit Menschen gefüllt war. »Der Glaube an Flüche gibt ihnen eine größere Macht über euch.« Sein Blick konzentrierte sich auf die Menge, und seine sanfte Stimme trug in der Stille weit. »Und wenn ich noch einmal ein Wort über diese lächerliche Hexerei höre, werde ich denjenigen, der es ausspricht, auspeitschen lassen.«
Er befahl allen, sich aus der Halle zu entfernen, trat in sein persönliches Reich ein und schlug die Tür hinter sich zu. »Abergläubisches Volk«, murmelte er vor sich hin, während er seinen Schwertgürtel abschnallte und beiseite warf. Er fiel mit kaltem Klirren auf den Steinfußboden, und dieser Klang schien die Hilflosigkeit zu demonstrieren, die Raymond empfand. Er legte den Unterarm auf den Kaminsims und starrte ins Feuer. Verdammt.
Die Stunde näherte sich, in der er sich für eine Frau entscheiden musste, um diese Menschen zu vereinen. Zu schade, dass er nicht zwei oder drei nehmen konnte, dachte er sarkastisch, denn das würde sicherlich alle Clans zufrieden stellen. Doch Raymond war nicht naiv. Eine Braut würde das Problem nicht lösen. Wenn die Mitglieder des Clans ihn loswerden wollten, brauchten sie nur die englische Patrouille anzugreifen, einen Mann nach dem anderen abschlachten, bis nicht mehr viele übrig waren.
Und dann würden sie sich ihn holen.
Er wünschte, sie würden das jetzt tun, denn er konnte nicht gegen einen namenlosen Feind kämpfen. Und diese Banditen wussten, dass er nicht einen ganzen Clan für die Missetaten einiger weniger bestrafen würde. Würde die Vergeltung grausamer werden und sich gegen die eigenen Leute richten oder gegen die Engländer? Vielleicht hatte Maguire ein paar Informationen zu bieten.
Raymond stieß sich von dem kleinen Feuer ab und sah sich um. Der Steinfußboden war übersät mit Webstühlen, die dringend repariert werden mussten, und das zierliche Mobiliar war verblichen und mit Spinnweben bedeckt. Raymond erwartete, jeden Augenblick eine Ratte über den Boden huschen zu sehen. Ihm fiel dann auf, dass die Burg so aussah, als hätten die früheren Bewohner einfach mit dem aufgehört, was sie gerade getan hatten, und wären dann fortgegangen. Im Webstuhl befand sich noch eine Spindel, die in der Mitte des Stoffes steckte. Neben einem Sessel in der Nähe des Fensters lagen Schiffchen zur Herstellung von Spitze und Garn, das vom Alter gelb und staubig war und achtlos in einen Korb geworfen worden war. In der Ecke des Saales lag ein zerknüllter Teppich, doch von der Stelle aus, an der Raymond stand, konnte er sehen, dass eine Strohpuppe zwischen den Falten hervorschaute. Die Hinterlassenschaften von Geistern, huschte es ihm durch den Kopf. Wie ihr Herr schien auch GleannTaise von Dämonen besessen zu sein.
»Warum seid Ihr traurig?«
Raymond wirbelte herum, und sein Blick durchforschte den Saal, bis er herausgefunden hatte, wer da mit ihm gesprochen hatte. In der Ecke kniete ein Mädchen, das die Hände wohl erzogen im Schoß gefaltet hatte. Da die Kleidung der Kleinen dunkel und ihr Haar von einem tiefen Rot war, schien sie mit den Schatten zu verschwimmen.
»Wer bist du? Und was, in Gottes Namen, machst du hier?«
»Ich habe Euch zuerst gefragt.«
Raymond sah das Kind an, als es aufstand, sich den Staub von den Kleidern klopfte und ins Licht trat. Er atmete heftig ein. Niemals zuvor hatte er ein so schönes Kind gesehen, und auch kein so unerschrockenes. Die Kleine war ein winziges Ding, höchstens vier oder fünf und hatte langes rotes Haar, das ihr bis zu den Hüften herabfiel, ein wenig verheddert zwar, aber glänzend und zu den Zöpfen geflochten, die die irischen Männer und Frauen trugen, wie Raymond gesehen hatte. Das Kind verschränkte die Arme vor der Taille, und Raymond erkannte, dass dieses blauäugige Mädchen auf seine Antwort wartete.
Er räusperte sich. »Ich bin nicht traurig. Ich bin besorgt.«
Die Kleine nickte, als wäre die Antwort zufrieden stellend und als müsste sie nichts weiter wissen. »Ich bin Sinead und habe mich hier eingeschlichen.«
»Warum?«
»Man hat unten auf mir herumgetreten.«
Seine Lippen zuckten, als sie ihm die Stiefelabdrücke auf ihren Röcken zeigte, die die Namen der Besitzer trugen. »Warum bist du hier drin? In dieser Burg gibt es nur wenige Kinder, und keines davon ist ein Mädchen.«
Die Hände in die Hüften gestemmt, marschierte sie zu ihm, legte den Kopf in den Nacken und fiel fast hintenüber. Dennoch erwiderte sie seinen Blick, ohne vor ihm zurückzuschrecken.
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