Verzaubert fuer die Ewigkeit
hinter ihr her. Colleen warf ihm ein entschuldigendes Lächeln zu und zog das Mädchen mit sich zum Kochhaus, offenbar, um mit ihm zu schimpfen. Raymond rieb sich die Seite und starrte in die Richtung, in die das kleine Mädchen verschwunden war. Etwas Vertrautes durchfuhr ihn. Es war nur ein kurzer Augenblick, den er zurückzuholen versuchte, doch als Nikolai nach ihm rief, war er verschwunden.
Ihre Berührung war heiß und stark. Unerschrocken und von verwegener Intimität. Er stöhnte, als sie ihn umarmte, als ihr Mund den seinen wie kein anderer zuvor berührte. Sie glitt auf ihn, ihr Haar floss über seine Brust. Ihre nackte Haut strich
über seine und weckte in ihm eine Energie, die ihn schwach und atemlos machte und die ihn dazu brachte, seine Hände suchend über ihren Körper wandern zu lassen. Ihr Kuss war von wilder Hingabe, mit der sie ihn an sich zog, in ihre Welt, und sein Schicksal besiegelte. Alles in ihm schrie danach, in sie einzudringen, tief in sie. Sich mit ihr zu vereinigen und sie voller Begehren zu lieben. Nur sie.
Ihm war, als hätte er bis zu diesem Moment nicht gelebt.
Er flüsterte ihren Namen, ehrfurchtsvoll und verfluchend. Und suchte nach mehr. Sie lächelte. Es war ein Lächeln, das seine hungrige Seele nährte, und als er die Arme nach ihr ausstreckte, lachte sie und schmiegte sich freiwillig an ihn.
Dann plötzlich glitten Kletterpflanzen über sie hinweg, umrankten ihre nackte Haut und zerrten sie aus seiner Umarmung. Er streckte die Hände nach ihr aus, und da wurde auch er von den dunklen Bändern gefesselt. Sie war noch in seiner Reichweite und dennoch von ihm getrennt. Er rief nach ihr, doch sie entschwand im Dunst des Waldes - mit gefesselten Händen, trauriger, ja resignierter Miene.
»Fionna«, flüsterte er, als er erwachte und sich in seinem Bett aufsetzte. Raymond rang nach Luft, und sein Körper war schweißbedeckt. Raymond fror sofort in der kalten, feuchten Kammer. Die Pelze klebten an ihm, und er fuhr sich mit den Fingern durchs Haar und warf die Decken beiseite. Fröstelnd verließ er das Bett, griff nach seinem Hausmantel und zog ihn an, während er zum Fenster ging. Er schob die Flügel auf, und der eisige Seewind schlug ihm entgegen und erinnerte ihn an seine eigene Schwäche.
Wie schon Jahre zuvor, überfiel sie ihn in seinen Träumen. Diese schwarzhaarige Frau, diese Hexe. Sie kroch in seine Gedanken, wenn er es am wenigsten erwartete, und verbarg sich dort, ohne ihm die Möglichkeit zu geben, sie daraus zu vertreiben. Andere Frauen, mit denen er das Bett geteilt hatte, hatten die Erinnerung an Fionna nicht auslöschen können, denn jede von ihnen hatte Fionnas Augen gehabt. Und nun kannte er ihren Kuss - und er wusste auch, dass keine Frau jemals an sie heranreichen konnte, an ihren Geschmack und die Gefühle, die sie in ihm hervorrief.
Sie hatte Recht behalten. Am Morgen hatte sich seine Ansicht geändert. Fionna behauptete noch immer, eine Hexe zu sein, und Raymond wusste, dass sie log. Die Kluft zwischen ihnen war nicht zu überwinden, denn der grausige Tod seiner Mutter und die Hinrichtung der Hexe von eigenen Gnaden überschwemmte quälend seine Gedanken.
Zum Teufel noch mal, dachte er, ehe er sich vom Fenster abstieß, um sich Wein in einen Pokal zu gießen. Er lehnte sich mit der Schulter an den Fensterflügel, trank den verdünnten Wein, und sein Blick ging zum Horizont hinüber. Ein neuer Morgen brach über dem Meer an, die Sonne schien bereits. Aber natürlich nicht auf GleannTaise Castle. Zur Hölle mit den Flüchen und Verbannungen, schimpfte er im Stillen, trank mit großen Schlucken noch mehr Wein, doch seine Aufmerksamkeit wurde von der Schlucht angezogen. Sie schien in allen Schattierungen von weichem Grün bis leuchtendem Blau zu erglühen, und er schwor, dass er eine Bewegung gesehen hatte. Wie die Funken aus einem Freudenfeuer, das zum Himmel emporstieg. Pah. Licht und Schatten. Er trat zurück, schloss das Fenster, legte Torf- und Holzstücke ins Feuer und stieß das Eisen hinein, um die Glut anzufachen. Das Bild, wie Fionna in der Höhle mit der Handfläche über das verlöschende Feuer gestrichen hatte, zuckte durch seine Gedanken. Er hatte gesehen, dass die Flammen aufgelodert waren. War es ein Trick gewesen, oder hatte der Luftzug den letzten Funken neu entfacht?
Liebe Güte, ich traue ja schon meinen eigenen Augen nicht mehr, dachte er, legte das Eisen beiseite und kletterte mit dem Weinglas in der Hand zurück ins Bett.
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