Verzaubert in Florenz
ausschließlich mit Luca befassten. Würde er ihren Wunsch befolgen und die Villa verlassen? Er musste irgendwo noch eine andere Wohnung haben, da er ja offenbar erst nach dem Tod seiner Schwester hier eingezogen war. Natürlich wäre es am einfachsten, wenn sie gehen würde, doch das konnte sie Alessa nicht antun. Die Kleine hatte sich an sie gewöhnt und würde darunter leiden, wenn sie sie früher als geplant verließ.
Es gab also keine andere Lösung, als bis zum vereinbarten Termin hier auszuharren. Seufzend streckte Georgia die Hand aus, um die Lampe auszuschalten. Mitten in der Bewegung hielt sie inne und blickte mit klopfendem Herzen starr auf die sich öffnende Tür. Luca trat ein und machte hinter sich geräuschlos die Tür zu.
8. KAPITEL
“I ch werde dir nichts tun, ich schwör’s”, sagte Luca hastig. “Aber ich muss mit dir sprechen.”
Georgia sah ihn feindselig an. “Dann rede bitte englisch. Ich bin zu müde, um mich heute Abend noch mit einer fremden Sprache herumzuplagen. Abgesehen davon gibt es sowieso nichts mehr zu sagen.”
Um seinen Mund erschien ein angespannter Zug. “Es gibt sehr viel zu sagen”, erwiderte er, ins Englische überwechselnd und mit stärkerem Akzent als sonst sprechend. “Zuerst möchte ich mein Bedauern über das, was geschehen ist, ausdrücken. Es war ein Fehler.”
“Ein Fehler?”, wiederholte sie erbost.
Er zuckte ungeduldig die Schultern. “Vielleicht drücke ich mich falsch aus, aber du bestehst ja darauf, dass ich englisch spreche. Ja, es war ein Fehler. Aber du musst wissen, dass du mich auf eine Weise anziehst, wie noch keine Frau es zuvor getan hat. Und heute habe ich einfach den Kopf verloren. Vielleicht war der Unfall von gestern daran schuld, dass ich durchgedreht bin. Jedenfalls quälte mich der Gedanke, du würdest mit deinem James … oder diesem Tom Hannay …” Er suchte nach Worten. “Ich wollte dir beweisen, wie es zwischen dir und mir sein könnte, dass du in meinen Armen beide Männer vergessen würdest. Und als du meine Küsse so … so stürmisch erwidert hast, dachte ich … glaubte ich …”
“Ich würde dich in meinem Bett mit offenen Armen empfangen, wenn wir, wie heute, sturmfreie Bude hätten”, unterbrach sie ihn mitleidslos und bemerkte mit Genugtuung, wie sein Gesicht rot wurde.
Luca zog sich einen Stuhl heran. “Du erlaubst?”, fragte er höflich, und da sie gleichgültig die Schultern zuckte, setzte er sich an ihr Bett, offenbar auf eine längere Diskussion vorbereitet. “Ich weiß, dass die Bräuche in deinem Land anders sind”, begann er zögernd. “Eure Religion, bestimmte Verhaltensweisen …”
“In Bezug auf Sex, meinst du wohl”, sagte sie mit ausdrucksloser Miene. “Du dachtest, weil ich sechsundzwanzig bin, ein passables Gesicht und eine einigermaßen gute Figur habe und von zu Hause weggegangen bin, um im Ausland zu arbeiten, hätte ich neben James noch eine Reihe von anderen Liebhabern. Auf einen mehr oder weniger, so glaubtest du, käme es da nicht an.”
“Das ist nicht wahr”, widersprach er heftig, beugte sich vor und sah sie eindringlich an. “Ich glaubte, du hättest nur einen Liebhaber, wenngleich ich auch deinen cognato verdächtigte, diesen Tom Hannay. Ich wollte, dass du alle Männer außer mir vergisst, aber es war nicht meine Absicht …” Er verstummte und atmete tief durch. “Bitte glaub mir, Georgia. Ich begehrte dich so sehr, tue es immer noch. Du hast mich nach dem Unfall hier in diesem Zimmer geküsst. Ich hab dich in den Armen gehalten, und du hast voller Leidenschaft auf mich reagiert. Ich dachte …”
“Du dachtest, du wärst in einer guten Startposition, um es im Grand-Prix-Jargon auszudrücken”, sagte sie sarkastisch und drehte müde den Kopf zur Seite. “Schon gut, Gianluca Valori. Ich vergebe dir. Vermutlich war ich nach dem Unfall auch nicht ganz bei Verstand. Du hast mich gestern Abend mit deinen Küssen regelrecht überrumpelt.” Sie wandte ihm das Gesicht wieder zu. “Aber ich hätte nicht im Traum daran gedacht, welche Schlussfolgerungen du daraus ziehen würdest. Verdammt, Luca, ich hatte einen verstauchten Knöchel, eine Beule am Kopf und lag im Bett deiner Großmutter!”
“Ich weiß, ich weiß”, sagte er missmutig und fuhr sich durchs dichte schwarze Haar. “Aber ich bin gestern durch die Hölle gegangen, als ich dich zuerst für tot hielt und dann merkte, dass du lebst.” Er sah sie mit leuchtenden blauen Augen an und hielt ihren Blick fest.
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