Verzaubert in Florenz
Er fährt zu seinem Haus, weil dort einige Ausbesserungsarbeiten nötig sind.”
“Ach so.” Umsonst kämpfte Georgia gegen ihre Neugier an. “Wo wohnt er denn?”
“In den Bergen, nur wenige Kilometer von hier entfernt.” Pina schenkte Tee ein und begann das Zimmer sauber zu machen. “Sein Haus ist ein ehemaliger Bauernhof, den Signor Luca umgebaut hat.”
Georgia stellte keine weiteren Fragen mehr, obwohl sie gern noch mehr gewusst hätte. Als Alessa kam, war Georgia bereits geduscht und angezogen und bereit, mit Hilfe des Stocks in den Wintergarten zu humpeln. Marco Sardi hatte auf sie gewartet, um sich nach ihrem Befinden zu erkundigen, und sie versicherte ihm, dass sie fast keine Beschwerden mehr habe.
“Übertreiben Sie trotzdem nichts”, riet er ihr. “Dr. Fassi wird heute Nachmittag noch mal vorbeikommen. Und dann soll ich Ihnen noch Genesungswünsche von Luca bestellen. Er wird eine Weile nicht kommen. An seinem Haus seien einige Arbeiten nötig, sagt er.”
“Pina hat es mir bereits erzählt.” Georgia setzte sich auf ein Sofa und lächelte dankbar, als Alessa ihr einen Stuhl für den verstauchten Fuß brachte. “Danke, mein Schatz.”
“Ich werde aufpassen, dass Georgia sich schont, Papa”, versprach die Kleine. “Und ich werde sehr streng mit ihr sein.”
Marco Sardi lachte und küsste seine Tochter zärtlich. “Dann kann ich ja beruhigt nach Valorino fahren, mein Herz.”
In den nächsten Tagen musste Georgia feststellen, dass sie Luca schrecklich vermisste. Ohne Vorfreude auf seine Gesellschaft beim Abendessen war das Leben plötzlich seltsam eintönig. Sie tröstete sich damit, dass zumindest ihr Knöchel täglich besser wurde. Am Ende der Woche konnte sie bereits ohne Stock gehen, der Arzt empfahl ihr jedoch, weiterhin im Erdgeschoss wohnen zu bleiben, da das Treppensteigen den Heilungsprozess hinauszögern würde.
Georgia bedauerte das. Weiterhin in dem Bett zu schlafen, in dem Luca sie nackt in den Armen gehalten hatte, machte es ihr noch schwerer, ihn zu vergessen. Allabendlich bestellte ihr Marco Sardi gewissenhaft die ihm von seinem Schwager aufgetragenen Genesungswünsche, für die sie sich höflich bedankte. Gleichzeitig hoffte sie, er würde nicht bemerken, dass sich allein bei der Erwähnung von Lucas Namen ihr Puls beschleunigte und ihr Appetit verringerte.
Da Marco täglich weniger zu essen schien, und Georgias Appetit ebenfalls zu wünschen übrig ließ, wollte Elsa wissen, ob sie neuerdings beim Kochen etwas falsch mache. Man versicherte ihr, dass ihr Essen so ausgezeichnet wie eh und je schmecke, aber sie war trotzdem beunruhigt, wie sie später Georgia gestand, als sie allein waren.
“Er trauert immer noch”, sagte die Haushälterin beunruhigt. “Er kommt mir ohne die Signora wie ein Verlorener vor. Ich glaube, dass nur Alessa ihn am Leben erhält.”
Obwohl Marco Sardis tiefe Trauer um seine verstorbene Frau für Georgia nicht ohne Romantik war, fand sie Elsas Sorge berechtigt und bot deshalb ihrem Arbeitgeber an, sich am kommenden Wochenende um Alessa zu kümmern, damit er sich ausruhen könne.
“Das kommt gar nicht infrage, meine Liebe, dass Sie Ihren Ausflug nach Florenz ein weiteres Mal verschieben. Ich genieße jede Minute, die ich mit meiner Tochter verbringen kann. Außerdem kommt Luca zu Besuch. Sie können uns also ruhigen Gewissens allein lassen.” Er zwinkerte ihr zu. “Solange Sie wiederkommen, entbehren wir Sie gern für einige Stunden.”
“Vielen Dank”, sagte sie automatisch, denn ihre Begeisterung für Florenz hatte durch die Tatsache, dass sie Luca nicht treffen würde, einen empfindlichen Dämpfer erhalten.
“Georgia”, sagte Marco Sardi und rührte bedächtig den Zucker in seinem Kaffee um, “Sie würden es mir doch sagen, wenn irgendwas nicht in Ordnung wäre?”
Sie sah ihn betroffen an. “Nicht in Ordnung?”
Er zuckte die Schultern. “Sie haben in den letzten Tagen noch weniger als ich gegessen, und Luca ist merkwürdig schweigsam und schlecht gelaunt und arbeitet wie ein Besessener in der Fabrik. Ich möchte Ihnen nicht zu nahetreten, aber da Sie unter meinem Dach leben, fühle ich mich für Sie verantwortlich. Ich weiß, dass Luca Sie attraktiv findet, und doch ist er Hals über Kopf hier ausgezogen unter dem fadenscheinigen Vorwand, sein Haus bedürfe einiger Reparaturen, was ich nicht glaube. Ich vermute vielmehr, dass Sie beide sich gestritten haben. Falls er Sie in irgendeiner Weise beleidigt hat, möchte ich
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