Verzaubert in Florenz
getragen hatte.
Dass sie dazu nur einen Schuh tragen konnte, würde zwar die Wirkung des Kleides schmälern, aber das war eben nicht zu ändern. Georgia schminkte sich sehr sorgfältig und fasste das Haar im Nacken zu einem schlichten Knoten zusammen. Zuletzt befestigte sie die Perlenohrclips und betrachtete sich zufrieden im Spiegel.
Als es an der Tür klopfte, versteifte sie sich, aber es war nur Pina, die schüchtern lächelnd den Kopf zur Tür hereinsteckte. “Signor Luca lässt fragen, wann Sie zum Dinner getragen werden wollen, Signorina.”
Luca war also zurück. Georgia schwenkte lächelnd den Spazierstock. “Sag Signor Luca bitte, ich würde ihn nicht benötigen.”
Entschlossen, lieber Höllenqualen zu erleiden, als sich von Luca helfen zu lassen, humpelte Georgia durch die Halle. Sie stützte sich schwer auf den Stock, um auf dem spiegelglatten Boden nicht auszurutschen, und kam nur langsam voran.
“Stupidità!”, schimpfte plötzlich eine raue Männerstimme, und ohne viel Federlesens entwand Luca Georgia den Stock, warf ihn auf ein langes Sofa und hob Georgia hoch. “Du riskierst wohl lieber noch einen Sturz, als dir von mir helfen zu lassen?” Er sah ihr in die zornig blitzenden Augen.
“Richtig”, erwiderte sie wütend.
“Wir müssen miteinander reden”, sagte er grimmig, während er mit ihr zum Wintergarten unterwegs war.
“Es gibt nichts mehr zu sagen.” Sie drehte den Kopf von ihm weg, und gleich darauf rannte Alessa auf sie zu und machte eine weitere Unterhaltung unmöglich.
“Geht es dir besser, Georgia?”, erkundigte sich die Kleine ängstlich, als Luca seine Last auf einem Stuhl in unmittelbarer Nähe von Signora Valori absetzte.
“Es geht mir prima, mein Schatz, bis auf den dummen Fuß. Aber in ein paar Tagen werde ich wieder genauso schnell laufen können wie du.” Georgia gab Alessa einen Kuss auf die vor Aufregung gerötete Wange und begrüßte dann etwas verspätet Signora Valori und Marco Sardi.
“Haben Sie die Ruhe und den Frieden heute Nachmittag genossen?”, erkundigte sich Marco freundlich.
“Ja, sehr”, antwortete Georgia rau und beugte sich über ihren Fuß, um ihre Verlegenheit zu verbergen.
“Gib ihr etwas Champagner, Luca”, sagte seine Großmutter schnell. “Eine meiner Schwächen”, erklärte sie Georgia, die sich wieder aufgerichtet hatte. “Ich genehmige mir pro Woche ein Glas. Heute werden es vielleicht sogar zwei sein.”
“Gibt es was Besonderes zu feiern, Emilia?”, fragte Marco amüsiert.
“Es kommt nicht oft vor, dass du einen englischen Gast hast”, erwiderte sie nichtssagend und lächelte Georgia zu. “Wir haben einen sehr interessanten Nachmittag miteinander verbracht.”
“Dann waren Ihre Ruhe und Ihr Frieden wohl nur von kurzer Dauer”, meinte Marco zu Georgia, die sich sehnlichst in ihr Zimmer zurückwünschte.
Glücklicherweise verhinderte Alessas Anwesenheit weitere Peinlichkeiten. Sie saß auf Lucas Knie und gab ihm einen minutiösen Bericht über den Besuch bei ihren Cousinen.
“Sie haben an Alessa wahre Wunder vollbracht”, sagte Signora Valori leise zu Georgia. “Sie ist wie verwandelt.”
Luca beobachtete irritiert den vertraulichen Umgang der beiden Frauen miteinander. Als Georgia dem Blick seiner blauen Augen begegnete, wandte sie schnell das Gesicht ab.
“Sind Sie sicher, dass es Ihnen gut geht?”, fragte Marco stirnrunzelnd. “Sie sehen so erhitzt aus, Georgia.”
Sie lächelte. “Das kommt vom Champagner.”
Während des Dinners saß Georgia zwischen Marco Sardi und Alessa. Ihr Gegenüber war Luca, der seine Großmutter neben sich hatte. Jedes Mal wenn sie vom Essen aufsah, war sein Blick auf sie gerichtet, und um diesem zu entgehen, ermunterte sie Alessa, ihr von dem Besuch bei ihrer Tante zu berichten.
“Ich habe meinen Cousinen erzählt, wie ich geschrien habe, als die Treppe mit dir zusammenkrachte”, sagte Alessa, die vor Aufregung fast nichts aß.
“Ein Glück, dass Georgia mit einem verstauchten Knöchel davongekommen ist”, bemerkte Luca mit grimmiger Miene. “Ich hatte keine Ahnung, dass die Treppe so morsch war.”
“Ich wollte sie schon die ganze Zeit reparieren lassen”, sagte Marco schuldbewusst. “Aber in letzter Zeit …” Er verstummte, und Signora Valori lächelte ihm verständnisvoll zu.
“Glücklicherweise ist alles gut ausgegangen, Marco.”
Georgia bedachte Luca mit einem vorwurfsvollen Blick. “Es war allein meine Schuld”, betonte sie. “Ich hätte
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