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Verzaubert in Florenz

Verzaubert in Florenz

Titel: Verzaubert in Florenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine George
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bemerken müssen, dass Alessa die Puppe hatte liegen lassen.”
    Ab diesem Zeitpunkt wurde Luca merkwürdig still und erntete von seinem Schwager, dem das offenbar auffiel, verwunderte Blicke. Es blieb Signora Valori überlassen, die Unterhaltung in Gang zu halten, doch nur Alessa sprach ihren Onkel auf sein Schweigen an.
    “Du sagst gar nichts, Luca. Geht es dir nicht gut?”, fragte sie ängstlich.
    Er lächelte sie herzlich an. “Mir geht es sehr gut, Liebling, danke. Und da Georgia einen verletzten Fuß hat, werde ich morgen mit dir schwimmen.”
    Alessa war über dieses Versprechen so erfreut, dass sie keine Einwände erhob, als Pina kam, um sie ins Bett zu bringen. Das kleine Mädchen küsste alle Anwesenden, und ehe sie mit Pina hinausging, bat sie ihre Urgroßmutter, sie bald wieder zu besuchen.
    “Ich werde mich nun ebenfalls verabschieden”, sagte Signora Valori, die auf einmal sehr erschöpft wirkte. “Es war mir eine große Freude, Alessa so fröhlich und lebhaft zu sehen, Marco.”
    Er nickte ernst. “Das haben wir Georgia zu verdanken. Sie hat meiner Kleinen sehr gutgetan.”
    “Alessa wird sie vermissen”, stimmte die alte Dame ihm zu und erhob sich.
    Luca sprang auf, um ihr zu helfen. “Wir alle werden Georgia vermissen.”
    “Vielleicht willigt sie ja ein, etwas länger zu bleiben, wenn alle sehr nett zu ihr sind”, sagte Emilia Valori mit Nachdruck. Sie beugte sich über Georgia und küsste sie auf beide Wangen. “Auf Wiedersehen, mein Kind. Vergessen Sie nicht, was ich Ihnen gesagt habe.”
    Georgia, die allein am Tisch zurückblieb, überkam plötzlich große Müdigkeit und Heimweh nach ihrer Mutter. Der pochende Schmerz in ihrem Knöchel vereinte sich mit dem stechenden Schmerz in ihrem Kopf, und sie blickte flehentlich zu Elsa, die gekommen war, um den Tisch abzuräumen.
    “Was ist?”, fragte die Haushälterin kurz angebunden. “Müssen Sie ins Bad?”
    “Ich möchte ins Bett gehen”, sagte Georgia heiser. “Würden Sie mir bitte meinen Stock holen, Elsa?”
    “Selbstverständlich, sofort. Ich werde Ihnen beim Auskleiden helfen und Sie bei Signor Sardi entschuldigen.”
    Wenig später lag Georgia in ihrem breiten, kühlen Bett, den Kopf mit dem frisch gebürsteten offenen Haar gegen einen Berg von Kissen gelehnt, neben sich ein Tablett mit Tee und kalten Getränken und auf dem Schoß ein Buch. Befreit von dem Zwang, ständig zu lächeln und höfliche Konversation zu machen, begann sie sich allmählich zu entspannen und versuchte, ihre Gedanken zu ordnen.
    Es war unmöglich, den Vorfall mit Luca einfach aus ihrem Gedächtnis zu verbannen. Sie beschloss stattdessen, alles noch einmal Revue passieren zu lassen, um Klarheit zu gewinnen. Denn auch wenn Luca sie im Schlaf überrascht und die Nachwirkungen des durch den Unfall ausgelösten Schocks schnöde ausgenutzt hatte, durfte sie sich nicht über ihre starke Reaktion auf ihn hinwegtäuschen. Noch nie hatte ein Mann derart leidenschaftliche Empfindungen in ihr zu wecken vermocht, schon gar nicht James, bei den wenigen Gelegenheiten, wo sie mit ihm geschlafen hatte.
    In Lucas Armen hatte sie sowohl höchste Verzückung als auch flammenden Zorn über seine männliche Selbstherrlichkeit gespürt, mit der er ihr seinen Willen hatte aufzwingen wollen. Sie hatte sich in jeder Beziehung herausgefordert gefühlt, und das war etwas, was James nie gelungen war.
    Diese Erkenntnis ließ nur einen Schluss zu: Auch wenn sie Gianluca Valori nie wiedersehen würde, durfte sie James nicht heiraten. Schlagartig fiel alle Müdigkeit von ihr ab, und sie beschloss, trotz ihrer heftigen Kopfschmerzen noch heute Abend an James zu schreiben. Es fiel ihr schwer, die richtigen Worte zu finden, und sie verbrauchte fast ihren gesamten Vorrat an Briefpapier, bis es ihr gelungen war, James auf so freundschaftliche und taktvolle Art, wie er es verdiente, mitzuteilen, dass sie nicht seine Frau werden konnte.
    Hinterher quälten sie schwere Gewissensbisse, wenngleich sie in gewisser Weise auch erleichtert war, wie sie sich ungern eingestand. Sie versuchte zu lesen, während sie mit einem Ohr auf die Geräusche im Hause hörte. Sie wusste, dass Pina und Elsa sich frühzeitig schlafen legen würden, da sie sonntags früh zur Kirche gingen. Was Luca trieb, wollte sie lieber nicht wissen.
    Nach einem weiteren schmerzhaften Gang zum Bad versuchte Georgia zu schlafen, doch vergeblich. Sie ärgerte sich, weil sich ihre Gedanken nicht mit James, sondern fast

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