Verzaubert in Florenz
es wissen.”
“Es ist nichts passiert, das versichere ich Ihnen”, antwortete Georgia schlechten Gewissens, weil sie ihn anlog. “Und mein mangelnder Appetit kommt allein von zu wenig Bewegung. Sobald ich wieder normal laufen kann, wird auch mein Appetit wieder wie früher sein.”
Marco Sardi schien nicht überzeugt. “Na gut, meine Liebe, wenn Sie es sagen. Und nun zu morgen. Bedauerlicherweise benötigt Franco das Auto, aber dafür werde ich Sie zum Bahnhof fahren, und Sie können den Zug nach Florenz nehmen. Abends werden dann entweder er oder ich Sie wieder am Bahnhof abholen.”
“Das ist mir sogar noch lieber, als selbst zu fahren. Dr. Fassi meint, ich solle mit dem Autofahren noch eine Woche warten. Ich habe einen Stadtplan und einen Reiseführer, mehr brauche ich nicht zur Eroberung von Florenz!”
Im goldenen Licht eines toskanischen Sommermorgens stieg Georgia am nächsten Tag in den Frühzug nach Florenz. Sie genoss die Fahrt durch die herrliche Landschaft und stieg an der Stazione Santa Maria Novella aus. Mit dem Reiseführer in der Hand bahnte sie sich einen Weg zum Ausgang und machte dann einen Schaufensterbummel durch die Via Tornabuoni, in deren Palazzi und prachtvollen Renaissancegebäuden sich exklusive Läden befanden. Nach einem Blick auf den Stadtplan spazierte sie dann zur Piazza della Signoria und den Uffizien, einer der reichsten Gemäldesammlungen der Welt mit Werken der bekanntesten italienischen Renaissancemaler.
Geduldig reihte sie sich in die Schlange der nach Eintrittskarten anstehenden Touristen und Studenten aus aller Welt ein und stieg dann erwartungsvoll die zur Galerie führende breite Steintreppe hinauf. Georgia hatte gehofft, eine Besichtigung dieser wundervollen Gemälde würde ihre Gedanken von Luca ablenken, doch genau das Gegenteil war der Fall. Während sie von einem Bild zum andern schlenderte, verspürte sie das dringende Bedürfnis, diesen Kunstgenuss mit ihm zu teilen. Das machte ihr nicht nur klar, wie stark Luca sie körperlich anzog, sondern auch, wie sehr sie auch seine kultivierte Lebensart schätzte.
Ihre Stimmung hob sich ein wenig beim Anblick der eine faszinierend lebendige Sinnlichkeit ausstrahlenden Mädchen von Botticellis “Frühling”. Aber auch vor diesem Gemälde hätte sie viel lieber gemeinsam mit Luca gestanden.
Einige Stunden später verließ Georgia, leicht benommen von den vielen Eindrücken, den Palazzo degli Uffizi und fand einen freien Tisch in einem der vielen Straßencafés. Sie bestellte einen Cappuccino und beschrieb die Postkarten, die sie gekauft hatte. Es bedrückte sie, dass James statt einer Beschreibung von Florenz ihren Abschiedsbrief bekam, den sie mitgebracht hatte, um ihn hier einzuwerfen.
Seufzend bestellte sie einen zweiten Cappuccino und machte sich dann auf den Weg zum Bargello, der früher ein Gefängnis gewesen war und jetzt mit seinen Skulpturen das Pendant zu den Uffizien bildete. Voller Bewunderung betrachtete sie die beeindruckenden Werke von Michelangelo und Donatello, die beide über achtzig geworden und stets mit Aufträgen eingedeckt gewesen waren, wie sie einer Tafel entnahm. Als sie Donatellos langhaarigen David in Bronze sah, verstand sie, weshalb.
Sie war mit ihrem Rundgang gerade fertig, als der Bargello schloss. Da sie leichtes Kopfweh hatte und auch der Knöchel zu schmerzen begann, entschied sie sich, früher als geplant mit dem nächsten Zug zurückzufahren.
Der Einfachheit halber nahm sie sich ein Taxi vom Bahnhof zurück zur Villa Toscana, statt anzurufen und darum zu bitten, man möge sie abholen. Als sie dort ankam, herrschte im Haus großer Aufruhr. Alessa lief ihr entgegen und warf sich ihr bitterlich weinend in die Arme, gefolgt von einer fast ebenso verzweifelten Pina.
“Signor Sardi wurde von Signor Luca ins Krankenhaus gebracht”, teilte das Kindermädchen ihr mit.
“Ins Krankenhaus?”, fragte Georgia erschrocken und drückte Alessa noch fester an sich. “Beruhige dich, mein Liebling.”
“Papa ist krank”, schluchzte Alessa und blickte Georgia flehentlich an. “Geht er jetzt zu Mama in den Himmel?”
“Aber nein, mein Schatz”, sagte Georgia mit fester Stimme und hoffte, dass sie recht behielt.
“Aber Papa hatte große Schmerzen, und Dr. Fassi hat gesagt, er muss ins Krankenhaus.” Das Kind barg das Gesicht an Georgias Schulter. “Als du krank warst, musstest du nicht weg.”
“Was hältst du davon, dir von Pina das Gesicht waschen zu lassen, während ich kurz
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