Verzaubert von diesem Tanz
überschritten.“
Abwesend nahm Nick einen Meißel von einem Tisch und ließ den Daumen über die Klinge gleiten. Dann legte er ihn abrupt zurück. „Unsinn!“
Skeptisch hob Edie die Brauen. „Und dabei hätte ich geschworen …“
Und damit ins Schwarze getroffen.
Nick rieb sich die verspannten Nackenmuskeln. „Sie haben recht“, gab er tonlos zu.
Schweigend sah Edie ihn an.
Nick steckte die Hände in die Hosentaschen und starrte ins Leere. „Ein einziges Mal in meinem Leben habe ich selbst ein Haus entworfen“, stieß er widerstrebend hervor. Wieso erzähle ich ihr das, fragte er sich. Er konnte kaum glauben, dass diese Worte über seine Lippen kamen. Er sprach nie über dieses Haus. Mit niemandem. „Ich wollte heiraten. Ich baute dieses Haus für meine Verlobte“, hörte er sich sagen. „Es sollte das perfekte Zuhause werden.“ Die Erinnerung überwältigte ihn. Dieses Haus war sein Geschenk an Amy gewesen. Es sollte perfekt werden. So perfekt wie sie.
Amy hatte ihn immer damit aufgezogen. „Ich bin doch alles andere als perfekt“, hatte sie lachend protestiert.
Aber für Nick verkörperte sie alles, was er sich ersehnte. Sie war seine Traumfrau.
Und so verlangte er von ihr, ihm in allen Details ihr Traumhaus zu beschreiben: vom Panoramafenster, das den Blick auf den Long Island-Sund freigab, die geschwungene Freitreppe, bis zum Balkon, von dem man auf den in die Landschaft integrierten Pool blickte. Von dem aus Naturstein gemauerten Kamin bis zur Küche mit der Kochinsel, den drei Schlafzimmern im oberen Stockwerk – einem Elternschlafzimmer und zwei Kinderzimmern. Er wollte ein Haus für Amy bauen, das bis ins kleinste Detail ihren Vorstellungen entsprach.
„Ich wollte ihr einen Herzenswunsch erfüllen“, sagte er bitter.
„Und das ist Ihnen nicht gelungen?“
Nick zuckte die Achseln. „Es war ihr letztendlich gleichgültig. Natürlich fand sie das Haus fantastisch. Aber eigentlich wollte sie einfach nur, dass wir heiraten. Ich hingegen wollte zuerst das Haus fertig haben und schob deshalb die Hochzeit immer wieder hinaus.“
Nicht, weil er Amy nicht heiraten wollte. Im Gegenteil. Er wollte ihr das größte Geschenk machen, das er zu geben hatte … und er dachte, dafür lohne es sich zu warten.
Welch ein Fehler!
Nach all den Jahren zerriss es ihm immer noch das Herz, wenn er an die verlorene Zeit dachte – nur wegen eines Hauses. Zeit, die er mit Amy hätte verbringen können – als Mann und Frau. Nick biss die Zähne zusammen und schluckte schwer.
„Was ist passiert?“, fragte Edie sanft.
„Sie ist gestorben.“
Er musste sich zwingen, die Worte auszusprechen. Er wich Edies Blick aus. Das alles hatte nichts mit ihr zu tun. Es ging um ihn. Um ihn und Amy.
Es folgte ein langes Schweigen. Offensichtlich fehlten Edie die Worte. Das überraschte Nick nicht. Was gab es dazu schon zu sagen?
Er hätte den Mund halten sollen. Wieso musste ich diese Frau, die ich gerade mal ein paar Stunden kenne, mit meinem privaten Unglück belästigen?
„Themenwechsel“, sagte er schließlich. „Ich hätte gar nicht davon anfangen sollen.“
„Ich habe Sie doch gefragt.“ Edie legte ihm die Hand auf den Arm. „Es tut mir wirklich sehr, sehr leid für Sie.“
Viele Menschen hatten das damals gesagt, aber bei Edie klang es nicht wie eine Plattitüde. In ihrer Stimme lagen Aufrichtigkeit und tiefstes Mitgefühl … als teilte sie seinen Schmerz.
„Sie haben die Frau, die sie liebten, verloren … und damit auch Ihre eigene Zukunft.“
„Ja.“ Niemand sonst schien das zu verstehen. Man sagte ihm: „Das Leben geht doch weiter.“ Man lud ihn zu Partys ein.
„Ich weiß, wie Ihnen zumute ist“, sagte Edie schlicht.
Das wiederum bezweifelte Nick. Trotzdem bedankte er sich höflich für ihre Worte. Er wandte den Kopf und sah gedankenverloren aus dem Fenster.
„Vor zwei Jahren starb mein Mann.“
Schockiert wanderte Nicks Blick zurück zu Edies Gesicht. Er sah den Schmerz in ihren Augen. „Das tut mir leid.“ Nun war er es, der diese Plattitüde von sich gab. „Das wusste ich nicht.“
„Normalerweise rede ich auch nicht darüber.“ Ein schwaches Lächeln umspielte ihren Mund. „Genau so wenig wie Sie wahrscheinlich.“
„Stimmt.“ Das letzte Mal lag schon Jahre zurück, wenn er sich recht erinnerte. „Hat Sie deshalb Monas Versuch, Sie zu verkuppeln, derart aus der Fassung gebracht?“
Nick erinnerte sich an Edies Worte: Meine Mutter meint, es sei an der Zeit,
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