Verzaubert von diesem Tanz
meiner Schwester geflirtet?“
„Sie existieren, und – ich habe nicht mit Ihrer Schwester geflirtet! Sie hat sich praktisch selbst eingeladen.“
„Aber mich haben Sie doch auch …“
„Mit Ihnen habe ich ja auch geflirtet.“ Um jeden weiteren Kommentar im Keim zu ersticken, griff Nick nach ihrer Hand. Stumm gingen sie den Korridor entlang.
Die Situation verwirrte ihn: Wurde er nur benutzt, um einer unangenehmen Begegnung aus dem Weg zu gehen, oder suchte Edie tatsächlich ein erotisches Abenteuer?
Ich werde es ja bald herausfinden! Er blieb stehen und stieß die schwere Eichentür zum Ostflügel auf. Es brannte lediglich eine spärliche Notbeleuchtung.
Edie spähte in die düstere Eingangshalle.
„Sind Sie immer noch interessiert?“ Es hätte ihn nicht gewundert, wenn sie es sich spätestens jetzt anders überlegen würde.
„Ja!“ Sie holte tief Luft und blickte ihm offen in die Augen. „Und Sie?“
Die Frage brachte ihn beinahe aus dem Konzept.
Er hatte seit Amys Tod vor acht Jahren zwar durchaus mit anderen Frauen geschlafen, aber es war etwas völlig anderes als mit Amy. Es hatte ihm nie etwas bedeutet. Es ging ausschließlich um Sex. Und er achtete darauf, nur mit Frauen zu schlafen, die seine Einstellung teilten.
Ob Edie Daley dieser Kategorie Frauen entspricht? Eine Frau, die nicht einmal mit Männern ausgeht? Erst jetzt wurde ihm bewusst, dass er ihre Frage noch gar nicht beantwortet hatte, und sie ihn immer noch forschend ansah.
Nick räusperte sich. „Selbstverständlich bin ich noch interessiert.“
Edie schenkte ihm ein Lächeln. Ein ganz anderes als das, mit dem sie ihre Mutter oder diesen Kyle bedacht hatte. Es war ein echtes, aufrichtiges Lächeln, das bis in ihre Augen reichte. Ein Strahlen, das sein Herz erwärmte … und das Begehren in ihm weckte.
„Dann kommen Sie, ich zeige Ihnen meine Restaurierungsarbeiten.“ Voller Enthusiasmus begann er, ihr die Details zu erklären. Nach ein paar Sätzen registrierte er, dass Edie ihn mit offenem Mund anstarrte. „Was ist?“, fragte er irritiert.
„Sie kennen sich ja wirklich aus!“
Nick musste lachen. „Das ist mein Beruf! Deshalb bin ich doch überhaupt hier!“
„Ich dachte, wegen der Hochzeit.“
„Ganz und gar nicht. Ich kam, um den Turm des Ostflügels zu renovieren.“
Plötzlich erhellte wieder dieses besondere Lächeln ihr Gesicht. „Aber das ist ja wunderbar! Sie müssen mir unbedingt alles ganz genau zeigen. Jedes einzelne Detail!“
Nick nahm an, sie wolle lediglich höflich sein. Als er jedoch die Lampen einschaltete und Edie durch die Räume führte, die bereits fertiggestellt waren, zeigte sie sich aufrichtig begeistert. Er schilderte ihr, wo es sich noch um die ursprüngliche Bausubstanz aus dem 17. Jahrhundert handelte und was später hinzugefügt worden war. Edie stellte tausend Fragen.
Was für ein Unterschied zu ihrer Schwester! dachte er.
Irgendwann gestand Edie, dass sie Kunstgeschichte studiert hatte. Sie wollte ursprünglich Lehrerin werden.
„Lehrerin? Das ist ja meilenweit davon entfernt, womit Sie sich jetzt beschäftigen! Ich meine, als Managerin für Ihre Mutter und Schwester …“
„Manchmal hat das Leben eben anderes mit einem vor.“
„Wollten Sie denn nie Schauspielerin werden?“
„Auf keinen Fall! Das ist einfach nicht meine Welt.“
„Und doch müssen sie sich täglich damit auseinandersetzen.“
„Aber nur mit der geschäftlichen Seite. Mit dem Glamour habe ich nichts zu tun.“
„Sie würden nicht gerne den roten Teppich entlangschreiten?“
„Das ist nichts für mich. Ich finde es viel zu schwierig und anstrengend.“
„Die Schauspielerei?“
„Auch – aber eigentlich meine ich etwas anderes: Wie soll man denn noch wissen, wer man eigentlich ist, wenn man ständig eine Rolle spielen muss? Wie soll man da aufrichtig und ehrlich sein? Kennt man den Unterschied überhaupt noch? Ich ziehe es vor, hinter den Kulissen zu stehen statt im Rampenlicht.“
„Ich auch.“ Als Edie ihn verblüfft ansah, fügte er erklärend hinzu: „Wenn ich an einem Bauwerk arbeite, steht dieses absolut im Mittelpunkt.“ Mit einer ausholenden Geste wies er durch den Raum, in dem sie sich befanden. „Der Mensch, der die Arbeiten ausführt, ist in diesem Moment völlig unwichtig.“
„Ich glaube, ich weiß, was Sie meinen.“ Edie strich über das Holz einer Fensterbank. „Sie haben wirklich eine Meisterleistung vollbracht. Zumindest nehme ich das an, weil ich – ehrlich
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