Verzaubert von diesem Tanz
gesagt – nicht einmal den Unterschied erkennen kann zwischen dem Originalteil und dem neu eingefügten.“
„Genau so soll es ja auch sein.“
„Wie gehen Sie bei solch einem Projekt überhaupt vor?“
„Das ist die reinste Detektivarbeit. Ich recherchiere alles über den Erbauer, die Zeit, in der er lebte … einfach jedes Detail. Und dann lebe ich buchstäblich darin.“
„Der Satz: die Renovierungsarbeiten in meinem Schlafzimmer , ist also tatsächlich wörtlich zu nehmen?“ Edie lachte schallend. „Nicht nur so ein Spruch, wie: Darf ich Ihnen meine Briefmarkensammlung zeigen?“
„Genau.“ Nick deutete auf eine Tür in Edies Rücken. „Dort geht es zu meinem Gemach.“
Rhiannon hätte ihn jetzt bestimmt mit einem verführerischen Augenaufschlag angeschaut und gehaucht: Das würde ich wahnsinnig gerne besichtigen.
Abrupt lenkte Edie ab: „Wann genau wurde der Turm erbaut?“
„Im dreizehnten Jahrhundert. Er diente den Soldaten als Unterkunft und ermöglichte ihnen, feindliche Horden rechtzeitig zu erspähen.“
„Feindliche Horden? Aber das Schloss ist doch gar nicht so groß! Warum sollte es jemand angreifen?“
„Die königliche Familie verfügte über einen ungeheuren Reichtum und ihre Ländereien bestanden aus fruchtbarem Ackerland. Außerdem gab es mit seinen Quellen und Flüssen genügend Wasser für die Landwirtschaft. Das Schloss mit allem, was dazugehört, wäre eine ganz nette Beute gewesen.“ Nick lächelte und hob die Hände. „Allerdings gelang es niemandem, es einzunehmen.“
„Von all dem hatte ich ja überhaupt keine Ahnung!“
„Die Chamions waren schon immer Überlebenskünstler“, erklärte er, während sie auf eine schwere Eichentür zugingen. „Außerdem verstanden sie sich auf psychologische Kriegsführung. Sie wussten, wie sie ihre Feinde gegeneinander ausspielen konnten. Und sie begriffen, wie wichtig Verbündete und Freunde waren. Sie befinden sich hier auf geschichtsträchtigem Boden, Ms Daley.“
Nick stieß die Tür auf und gab den Blick auf ein Foyer frei, vor dessen Wänden Gerüste standen. „Hier sind wir noch bei der Arbeit“, fügte er überflüssigerweise hinzu.
Der Fußboden war mit Planen ausgelegt. Edie erblickte Sägeböcke und Bauholz, konnte jedoch kein einziges elektrisches Gerät entdecken. Das Werkzeug sah aus, als stamme es direkt aus dem dreizehnten Jahrhundert. Edie stürzte sich förmlich darauf, und Nick musste ihr bei jedem einzelnen Stück erklären, wofür er es benutzte und wo er es entdeckt hatte. In ihren Augen spiegelte sich Bewunderung, als er gestand, die meisten würde er selbst herstellen.
„Es bleibt mir nichts anderes übrig. Es sind ja kaum noch welche erhalten.“
„Und Sie machen wirklich alles eigenhändig?“
Nick strich fast liebevoll über ein Brett. „Ursprünglich ja. Anfangs war ich hier ja ganz auf mich allein gestellt. Inzwischen ist es aber für einen einzelnen Menschen zu umfangreich geworden. Ich arbeite im Moment oben im Turm, und hier unten machen ein paar Handwerker aus der Region weiter.“
Edie betrachtete alles ganz genau. Vor einem Balken, dessen Holz verriet, dass er neu sein musste, blieb sie stehen und ließ ihre Hand darüber gleiten. Deutlich spürte sie die Spuren und Kerben, die das Werkzeug hinterlassen hatte. „Was für eine aufwendige Arbeit!“, rief sie aus. „Das muss ja ewig dauern!“
„Deshalb dauerte es ja auch Generationen, bis so ein Schloss fertig war.“
Kopfschüttelnd sah Edie Nick an. „Sie wirken so ganz anders … so modern ! Man kann Sie sich gar nicht bei einer solchen Tätigkeit vorstellen.“
Er lächelte. „Normalerweise trage ich zur Arbeit ja auch keinen Smoking.“
„Wie kamen Sie denn auf diesen Beruf? Jungs wollen doch normalerweise Cowboy oder Feuerwehrmann werden.“
„Ich wollte Architekt werden.“
„Für historische Bauwerke?“
„Sie gefallen mir nun mal.“
„Haben Sie jemals ein modernes Gebäude gebaut?“
„Ein einziges Mal“, antwortete er kurz angebunden.
Plötzlich herrschte im Raum eine angespannte Atmosphäre. „Es tut mir leid“, sagte Edie schließlich.
Nick warf ihr einen misstrauischen Blick zu … und konnte seine Augen nicht mehr abwenden. Sie lehnte an einer Werkbank und sah einfach hinreißend … und begehrenswert aus. „Was tut Ihnen leid?“, fragte er heiser.
„Ihnen zu nahe getreten zu sein.“
„Zu nahe? Was meinen Sie damit?“
„Offensichtlich habe ich mit meiner Frage eine Grenze
Weitere Kostenlose Bücher