Verzaubert von diesem Tanz
mich wieder mit Männern zu treffen. Er hatte sich über das Wort wieder gewundert. Jetzt kannte er die Antwort darauf.
Edie zögerte kurz, dann nickte sie zustimmend.
Wie gut Nick sie verstehen konnte.
Er versuchte in ihr die Ehefrau eines anderen Mannes zu sehen und fragte sich, was wohl passiert war. Aber er glaubte, nicht das Recht zu haben, danach zu fragen.
Nick spürte ihre Ausstrahlung. Die Luft zwischen ihnen schien förmlich zu knistern. Er fühlte sich Edie nahe, wollte sie trösten, die bösen Erinnerungen vertreiben.
Dabei wusste er doch am besten, dass man die Vergangenheit nie vergessen konnte.
Sie sieht traurig aus, dachte er, und dazu hat sie ja auch allen Grund.
„Ich sollte jetzt wirklich gehen. Ich habe Ihre Zeit schon viel zu lange in Anspruch genommen.“
Als sie an ihm vorbeigehen wollte, hielt er sie am Arm fest. „Bitte“, sagte er. Sie blickte ihn fragend an. Da fügte er hinzu: „Bleiben Sie!“
Nur diese zwei Worte. Leise, doch mit einer Intensität, die ihn selbst überraschte. Edie sollte auf keinen Fall gehen.
Auf ihren Zügen malte sich Überraschung. Sie hatte die Lippen leicht geöffnet, jedoch drang kein einziger Laut hervor. Er konnte ihr ansehen, wie sich hinter ihrer Stirn die Gedanken überschlugen. „Unsere Tour ist noch nicht zu Ende?“, fragte sie schließlich.
Sehr diplomatisch, dachte Nick. „Wir waren noch nicht oben im Turm“, meinte er.
„Im Turm?“
„Ich habe ihn wieder aufgebaut, einschließlich der Schießscharten und der Zinnen. Von dort oben hat man einen fantastischen Ausblick. Sie sollten sich das wirklich ansehen.“ Er stockte und fügte dann hinzu: „Obwohl, Ihre Kleidung ist vielleicht nicht ganz so passend.“ Zweifelnd blickte er auf ihre Füße.
„Ach was. Das geht schon.“
„Ich würde Sie ja tragen, aber die Treppe ist leider etwas eng.“
„Nicht nötig! Wirklich!“
„Aber die Steinstufen sind wirklich sehr uneben. Warten Sie …“
Er entschwand durch eine Tür und kam mit einem Paar Flip-Flops zurück. „Ich weiß, sie sind viel zu groß. Aber wenn Sie wirklich auf den Turm wollen, wäre es besser, Sie würden sie tragen.“
„Natürlich will ich.“
Und ich erst! Wenn sie wüsste! Er bückte sich, um ihr die Flip-Flops anzuziehen. Das geht mit den Strümpfen ja gar nicht! Dass ich daran nicht gedacht habe!
Unschlüssig hielt er inne. Wieder entstand einer dieser seltsam spannungsgeladenen Momente. Wie gebannt blickte er auf Edies Zehen. Plötzlich schien seine Zunge am Gaumen zu kleben. Er warf Edie einen fragenden Blick zu.
Sie biss sich auf die Unterlippe, rührte jedoch keinen Muskel. Nick beschloss, dies als Einverständnis zu betrachten.
„Moment“, murmelte er heiser. Er hob den Saum des Kleides an und ließ seine Hand vorsichtig nach oben gleiten. Hoffentlich ziehe ich mit meinen Handwerkerfingern keine Laufmasche in die Seidenstrümpfe, dachte er.
Behutsam rollte er den ersten Strumpf über Edies Schenkel nach unten. Er fühlte, wie Edie unter seiner Berührung erschauerte. Am liebsten hätte er ihre warme, weiche Haut gestreichelt.
Plötzlich wankte sie und fasste nach seiner Schulter. Nick sog scharf die Luft ein. „Entschuldigung“, murmelte Edie. Rasch löste sie ihren Griff.
Nick hörte sein Blut in den Ohren rauschen. Seine Kehle wurde eng. Er bemühte sich, tief und regelmäßig zu atmen.
Nun schob er die Finger unter den Bund des zweiten Strumpfes und streifte diesen ebenfalls herab. Sein Herz klopfte jetzt zum Zerbersten. Er rang um Beherrschung.
Ganz wollte ihm das jedoch nicht gelingen. Wenn ich jetzt aufstehe, wird sie mir sofort alles ansehen!
Er musste Zeit gewinnen. So zog er ihr die Flip-Flops an und versuchte dann, die Seidenstrümpfe sorgfältig zusammenzulegen. Seltsamerweise schien er plötzlich zwei linke Hände zu haben.
„Das mache ich schon!“ Edie nahm ihm die Strümpfe aus der Hand. Offensichtlich konnte sie es nicht mit ansehen, wie ungeschickt er sich anstellte. Aber zumindest verschaffte ihm dies die Gelegenheit, beim Aufstehen seine Jacke so zu richten, dass sein Zustand nicht zu offensichtlich war.
Er räusperte sich. „Ja. Also … zum Turm geht es hier entlang.“ Auf dem Weg zur Tür nahm er eine Taschenlampe vom Tisch. „Seien Sie jetzt bitte vorsichtig.“
Wenn ich wirklich vorsichtig sein wollte, wäre ich überhaupt nicht hier! Ich läge im Bett, hätte die Fenster auf, damit ich das Orchester hören könnte, und läse ein gutes Buch, dachte
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