Verzaubert von diesem Tanz
bis zum Hals.
Nick räusperte sich. Abrupt richtete er sich auf. „Es wird allmählich kühl. Sollen wir wieder nach unten gehen?“ Seine Stimme klang bemüht höflich, Edie meinte jedoch, einen gewissen Unterton herauszuhören. Kann es sein, dass er etwas für mich empfindet? fragte sie sich.
„Diesmal gehe ich voran“, verkündete Nick.
„Damit ich uns beide in den Abgrund reißen kann?“, versuchte Edie zu scherzen.
„Halten Sie sich einfach an mir fest! Ich verspreche, ich gehe langsam.“
Er hielt zwar sein Versprechen, aber Edie widerstand der Versuchung, seine Hand zu halten. Es wäre zwar schön gewesen, aber sie wollte nicht das hilflose Weibchen spielen. Das war mehr Rhiannons Stil. Erleichtert seufzte Edie auf, als sie sicher unten angekommen waren.
„Vielen Dank für dieses zauberhafte Erlebnis.“ Sie schlüpfte aus den Flip-Flops, hielt sie Nick hin und lächelte ihn an.
Nick erwiderte ihr Lächeln nicht. Er wirkte plötzlich äußerst angespannt. „Das war eine Schlossführung à la Nick Savas“, scherzte er gezwungen.
Eisern behielt Edie ihr Lächeln bei. Nichts verriet, wie rasend ihr Herz klopfte, wie sehr sie das Gefühl hatte, jenseits von Zeit und Raum zu sein. Aber jetzt galt es, diese Situation mit Fassung durchzustehen. „Vielen Dank. Es war wirklich wunderbar!“
Wieder trafen sich ihre Blicke. In Nicks Augen lag eine ungeheure Intensität. Es entstand ein Schweigen, das förmlich in Edies Ohren dröhnte. Und es hielt an … und hielt an …
„Ich will dich!“
Edie hörte die Verzweiflung, die in diesen drei Worten mitschwang. Aber auch Wut … Seine Freimütigkeit entwaffnete sie. Schockierte sie. Gleichzeitig erfasste sie eine ungeahnte Euphorie.
„Und wo ist das Problem?“, erwiderte sie leichthin.
„Kein Problem?“
„Wir sind erwachsen.“
„Wir wissen doch beide, dass es oft um mehr geht.“
„Schon“, erwiderte sie, war sich jedoch nicht sicher, worauf Nick hinaus wollte.
„Also, normalerweise …“ Er brach ab.
„Ja?“
„Ich will nicht, dass es um … mehr geht.“
„Als um Sex?“, fragte Edie unverblümt.
Nick wirkte etwas überrascht, nickte jedoch. „Genau.“
So viel zum Thema Märchen , dachte Edie.
Aber, um ehrlich zu sein, sie erwartete ja auch nicht mehr. Dann konnte man eigentlich genauso gut die Dinge offen aussprechen.
Wenn Kyle Robbins das damals getan hätte, wäre die Enttäuschung nicht so groß gewesen. Sie hätte gewusst, dass er nur Sex wollte, und sich nicht in eine Liebesgeschichte hineingesteigert.
„Ich will keine Beziehung. Es geht um einen One-Night-Stand. Mehr nicht.“
„Das sind die Regeln?“ Edie lächelte.
„Das sind die Regeln.“
Wieder trafen sich ihre Blicke. Diesmal waren es wissende Blicke: Kein Märchen, keine Liebesschwüre … keine Erwartungen.
„Okay.“
Ungläubig sah Nick sie an. „Und das ist für Sie in Ordnung? Wirklich?“
„Ich gehe nicht davon aus, einen Heiratsantrag zu bekommen.“
Nick fuhr sich durch die Haare. „Dann … dann ist es ja gut.“ Seine Erleichterung war unverkennbar.
„Ich weiß genau, was ich tue“, versicherte Edie erneut. Diesmal schwang leichte Ungeduld in ihrer Stimme mit. „Und Sie?“
Ein Ruck ging durch Nick. Er trat auf sie zu, legte die Arme um sie und zog sie an sich.
Wie bei unserem gemeinsamen Tanz, schoss es Edie durch den Kopf.
Aber dann, als sie sich enger an ihn schmiegte, dachte sie: ganz und gar nicht wie beim Tanzen! Hundert, tausend Mal besser!
Ihre Knie begannen zu zittern. Sie öffnete leicht die Lippen und schloss die Augen. Nick verschloss ihren Mund mit einem Kuss … einem fordernden, wilden Kuss.
Ich will dich, hatte er gesagt.
Und Edie wollte ihn ! Wie sehr ich ihn will, dachte sie, während sie seinen Kuss leidenschaftlich erwiderte.
Nur diese eine Nacht! Sie gab sich keinerlei Illusion oder Erwartung hin. Sie wusste, wozu diese führten.
Nick war nicht Ben. Ben hatte sie für immer verlassen. Aber Nick war auch nicht Kyle.
Er war einfach Nick. Und heute – nur heute – würde er ihr gehören. Und sie war wild entschlossen, diese Nacht nie zu bereuen.
3. KAPITEL
Eigentlich war sie gar nicht sein Typ. Sie war anders als alle Anderen.
Aber Nick wollte sie. Und er wollte das Begehren, das sich in den letzten Stunden in ihm aufgestaut hatte, befriedigen. Sie entfachte ein Feuer in ihm, das ihn schier verzehrte.
Er schätzte ihr feines Gespür. Manchmal nahm sie jedoch viel zu viel wahr – und scheute
Weitere Kostenlose Bücher