Verzaubert
ist.«
»Ist das ein Vorfall, von dem Max nichts weiß?«
»Es ist ewig und drei Tage her.«
»Wie lange genau?«
»Lange. Es war zu der Zeit, als Varietés in Mode waren. Ich habe versucht, den Burschen ausfindig zu machen, aber er ist schon vor Jahren gestorben – auf natürliche Weise.«
»Ich dachte, er wäre auf der Bühne verschwunden?«
»Er ist nicht richtig verschwunden. Als er eines Samstagnachmittags wie gewöhnlich auftrat, wurde er während der Vorstellung immer … transparenter.«
»Hä?«
»Er wurde zwar nicht unsichtbar, aber ein Augenzeuge schwört, man hätte durch ihn hindurchsehen können.«
»Gehörte das zur Show?«
»Nein, offenbar merkte der Magier gar nicht, was vor sich ging. Er fuhr mit seiner Nummer fort, als wäre alles in bester Ordnung. Dann kehrte sich der Prozess um, und schließlich sah der Mann wieder ganz normal aus.«
»Hat man ihn gefragt, wie er das gemacht hat?«
»Ja. Aber er wusste es nicht. Es war einfach passiert.«
»Hm.«
»Diesen Bericht fanden wir zusammen mit einer Reihe ähnlicher Fälle, alle ereigneten sich spontan und unbeabsichtigt. Bisher haben wir jedoch keinen gefunden, bei dem jemand ganz verschwunden ist, die Betroffenen wurden nur alle für eine Weile mehr oder weniger durchsichtig. Bei mir hat es geklingelt, weil es während eines Zaubertricks passierte.«
»Gute Arbeit, Whoopsy. Lasst es mich wissen, wenn ihr auf Weiteres stoßt.« Die Sache klang interessant.
»Roger. Ich melde mich später, um zu hören, ob die Gefangenen wieder auf freiem Fuß sind.«
»Sie wurden nicht –« Aber er hatte bereits aufgelegt.
Ich ging rüber zu dem Tisch, an dem Duke, Dixie und Satsy mit Stapeln von Büchern saßen. Sie trugen alle drei besorgte Mienen.
»Gibt es Neuigkeiten von Max und Barclay?«, fragte Duke erwartungsvoll.
»Leider nicht.« Ich wollte gerade von Whoopsys Entdeckung erzählen, als die Türglocke erklang und das Eintreten eines Kunden ankündigte. Ich spähte neugierig um die Ecke eines Bücherregals. »Oh. Hieronymus.« Die Enttäuschung war mir anzuhören. Ich wollte mich ein wenig abreagieren, und fragte schnippisch: »Wo haben Sie den ganzen Tag gesteckt?«
Hieronymus starrte mich an und ging dann wortlos und von den anderen ungesehen mit düsterer Miene in den hinteren Teil des Ladens.
»Wie ihr bestimmt
nicht
gesehen habt, war das Hieronymus. Dieser Bursche ist uns echt keine Hilfe«, brummte ich.
»Jemand sollte ihm sagen, dass Max von der Polizei verhört wird«, sagte Satsy.
»Falls mit ›jemand‹ ich gemeint bin, dann wird das warten müssen. Ich bin nicht in der Stimmung für seine miese Laune.«
»Ich übernehme das.« Dixie tätschelte meine Hand. »Du brauchst nicht alles zu machen, Esther.«
Sie war ein liebes Mädchen. »Danke, Dixie. Er ist vermutlich wieder in sein Labor gegangen. Es liegt –«
»Hinten die Treppe runter?«
»Genau. Und, äh, dieses Labor ist ein wenig sonderbar – genau wie Hieronymus.«
Sie bedeutete mit einem Achselzucken, dass es ihr nichts ausmachte, und ging dann los, um Hieronymus über alles zu informieren.
Ich starrte auf das Whiteboard und fragte mich, ob die Geschichte, die Whoopsy mir gerade erzählt hatte, für uns von Bedeutung war. Erneut las ich, was ich unter die Namen der Opfer geschrieben hatte:
Keine Angst, Wollte bleiben, Spontan???, HAT MAN VERSCHWINDEN LASSEN .
Warum sollte jemand oder etwas die Assistenten von Zauberkünstlern verschwinden lassen?
Bei mir hat es geklingelt,
hatte Whoopsy gesagt,
weil es während eines Zaubertricks passierte.
Allerdings stimmte dieser Vorfall in einigen Punkten nicht mit unseren überein: Der Magier war nicht spurlos verschwunden, sondern lediglich durchsichtig geworden, und es war ihm passiert und nicht seiner Assistentin. Warum sollte man auch die Assistentin eines Zauberers verschwinden lassen? Oder aber … das war vielleicht gar nicht die naheliegendste Frage. Langsam dämmerte mir etwas: Die Frage, die ich die ganze Zeit übersehen hatte, lautete …
Ich schlug mir vor die Stirn. »Natürlich!«
Duke zuckte zusammen. »Was?«
»Es gibt noch etwas, das wir über die Opfer wissen«, sagte ich. »Etwas derart Offensichtliches, ich kann gar nicht glauben, dass ich nicht schon früher daran gedacht habe!«
»So ist es nun mal mit den offensichtlichen Dingen«, sagte Satsy. »Aber, Darling, was meinst du?«
Ich schrieb es erst unter Gollys Namen, und dann unter die der anderen Opfer:
Auf der Bühne.
»Alle
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