Verzaubert
»Warum sonst könnte jemand
wollen,
dass die Personen während einer Vorstellung verschwinden?« Ich lehnte mich auf meinem Stuhl zurück und zog die andere Möglichkeit in Erwägung. »Vielleicht sind aus irgendeinem Grund aber auch nur während einer Vorstellung die notwendigen Bedingungen geschaffen, jemanden verschwinden zu lassen.«
»In diesem Fall«, sagte Duke, »wären wir wieder an dem Punkt angelangt, uns zu fragen,
warum
das alles passiert.«
»Besteht nicht auch die Möglichkeit, dass dieses Verschwinden einfach nur …« – ich zuckte mit den Schultern – »… einfach nur aus Versehen geschah?«
»
Vier
Fälle? In einer Woche? Ein Versehen?« Satsy schüttelte den Kopf. »Du wirst allmählich müde, Esther.«
»Das bin ich bereits.« Es war eine ganze Weile her, dass ich gut geschlafen hatte. Außerdem war mein Kopf derart voll mit den verrücktesten Theorien und abgedrehtesten Spekulationen, dass ich fürchtete, er würde jeden Moment platzen. Ich legte das Gesicht auf die Arme, schloss die Augen und versuchte mich zu entspannen.
Als Nächstes hörte ich Schritte und dann Dixies Stimme. »Hieronymus ist gar nicht so schlimm.«
Ich ließ die Augen geschlossen und lauschte nur. Dixie zog sich einen Stuhl heran. »Er ist schrecklich schüchtern, der arme Kerl. Aber wenn man es schafft, ihn aus der Reserve zu locken, ist er irgendwie süß.«
»Hm«, sagte ich matt.
»Wir haben ein bisschen geplaudert.«
»Meine Dixie freundet sich mit jedem an«, sagte Duke stolz.
»Ach übrigens – Esther?«, fragte Dixie.
»Ja?« Ich gähnte.
»Hieronymus sagt, wir seien auf der falschen Spur.«
»Natürlich sagt er das«, erwiderte ich grummelnd.
»Er war den ganzen Tag unterwegs, um einem Hinweis nachzugehen. Seiner Meinung nach ist der Täter ein normaler Mensch. Wir sollen nach jemandem suchen, der Zugang zu den Requisitenkisten hat.«
»Das hört sich plausibel an«, stimmte Duke zu.
»Er ist ein ziemlich cleverer Bursche, Daddy. Und ein guter Zuhörer.«
»Bring ja nicht Lopez auf diese Idee«, murmelte ich. »Für mich wäre es kein Problem, an die Kiste ranzukommen. Und Lopez verdächtigt mich sowieso schon …«
»Was hast du gesagt, Esther?«, fragte Dixie nach.
»Sie ist fürchterlich müde«, antwortete Duke an meiner Stelle. »Lass sie in Ruhe, Kleines.«
Ich spürte, wie mir jemand auf den Rücken klopfte, dann sagte Satsy: »Warum schläfst du nicht ein bisschen, Esther?«
»Nein«, erwiderte ich. »Ich werde … Ich sollte …« Die Wange auf den
Exposé
gepresst, schlief ich ein.
Ich wurde von einem Geräusch geweckt. Es hörte sich an, als würde jemand gegen irgendetwas klopfen.
Nachdem ich die Augen geöffnet hatte, erkannte ich, wo ich war, und hob den Kopf. Der
Exposé
klebte völlig zerknittert und verschmiert an meiner Wange. Verwirrt und angeschlagen entfernte ich die Zeitung aus meinem Gesicht und schaute mich um. Ich saß allein am Tisch. Durch das Schaufenster der Buchhandlung sah ich, dass es draußen dunkel war. Jemand hatte eine kleine Lampe angelassen, sie befand sich so weit entfernt, dass ich von dem Licht nicht aufwachte, war aber nahe genug, dass ich nicht in völliger Dunkelheit die Augen aufschlug.
Es klopfte erneut, und mir wurde bewusst, dass jemand vor der Tür stand. Als ich mich erhob, fiel mein Blick auf einen Zettel, der neben meinem Arm auf dem Tisch lag. Ich ignorierte das Klopfen noch einen Moment lang und las:
Esther,
Barclay hat Dixie auf dem Handy angerufen. Max und er sind frei! Einzelheiten folgen.
Wir schließen die Ladentür hinter uns ab und gehen was essen. Danach begleiten mich Duke und Dixie ins Pony Expressive, um sich die Show anzusehen und Delilah Gesellschaft zu leisten. Sie braucht moralische Unterstützung. Max und Barclay kommen hierher zurück und bringen dir Essen mit. Anschließend treffen wir uns alle im Club. Wir sind der Meinung, dass du einen freien Abend brauchst.
Satsy
Zum Glück waren Max und Barclay nicht hinter Schloss und Riegel! Ich beschloss, mit den beiden einen Happen zu essen, dann aber nach Hause zu gehen.
Meine
Vorstellung von einem freien Abend beinhaltete momentan ein heißes Bad, ein Glas Wein und ein kuscheliges Bett.
Ich hörte Schritte und hob den Kopf. Hieronymus kam aus dem hinteren Teil des Ladens und eilte in Richtung Tür. Als er mich sah, stolperte er vor Schreck und starrte mich verärgert an. »Hath du dath Kropfen nicht gehört?«, fragte er.
»Doch, aber ich bin gerade
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