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Verzaubert

Verzaubert

Titel: Verzaubert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Resnick
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Grund –«
    »Altoona?« Das klang exotisch, wie von einer anderen Welt. Ich wich einen weiteren Schritt zurück. »Ist das eine andere Dimension?«
    Er blinzelte. »Es liegt in Pennsylvania.«
    »Wie? Ach …« Ich blieb stehen. »Dieses Altoona.« Während meiner Kindheit hatten wir auf einer Fahrt zur Ostküste dort Rast gemacht. »Sie … Haben
Sie
diese Leute verschwinden lassen?«
    »Es geschieht also tatsächlich?« Als ihm klarwurde, was ich gerade gefragt hatte, fügte er schnell hinzu: »Nein, natürlich nicht! Und wer, wenn ich fragen darf, sind Sie?«
    »Ich stelle hier die Fragen, Singh.« Ich versuchte Lopez’ strengen Tonfall zu imitieren. »Was haben Sie hier zu suchen?«
    »Jetzt hören Sie mal, junge Frau …« Er wollte aufstehen.
    »Hinsetzen!«,
befahl ich.
    Überrascht setzte er sich wieder hin.
    »Sie sind überhaupt kein Freund von Max«, sagte ich und versuchte ihm mit diesem Bluff die Wahrheit zu entlocken.
    »Das habe ich nie behauptet«, antwortete er spitz.
    »Nun?«, fragte ich in drohendem Ton.
    »Ich … bin ein Kollege von ihm.«
    »Sie gehören zum
Collegium?
«, rief ich erstaunt aus.
    »Er hat Ihnen vom Collegium erzählt?« Singh klang empört. Dann blickte er hinüber zum Whiteboard und fügte erschüttert hinzu: »Und er hat Ihnen von dem Verschwinden erzählt!«
    »Daher kennen Sie also Hieronymus’ Namen«, stellte ich fest. »Sie wussten, dass er Max als Assistent zugeteilt worden ist.«
    »Als der zum damaligen Zeitpunkt am längsten im Amt befindliche Repräsentant des Magnum Collegium in der östlichen Hälfte der Vereinigten Staaten«, sagte Singh, »habe ich die Versetzung sogar angeordnet.«
    Ich ging zu meinem Stuhl und ließ mich auf ihn fallen. »Jetzt wissen wir also, wer die Schuld daran trägt.«
    »An dem Verschwinden?«, fragte er verwirrt.
    »Nein, Max diesen übellaunigen und selbstgefälligen Kellerbewohner aufzuhalsen, der nie da ist, wenn man ihn braucht.«
    »Kritisieren Sie etwa ein Juniormitglied des Collegiums?« Sein Ton war so eisig, er hätte Wasser gefrieren lassen können. »Aus Berichten ist mir bekannt, dass den armen Jungen ein unglückseliges Leiden daran hindert, bestimmte Zauberformeln korrekt zu äußern, was manchmal zu unvorhergesehenen Resultaten führt. Aber ich wüsste nicht, inwiefern Sie das etwas angeht, junge Frau. Darüber hinaus hätte ich erwartet, dass wohl eher Mitgefühl als Verachtung eine zivilisierte Reaktion auf seine missliche Lage ist – sogar in einem Moloch der Niveaulosigkeit wie New York City.«
    »›Moloch der Niveaulosigkeit‹? Himmelherrgott noch mal! Das ist ja wohl die größte … Stopp, nein, schon gut.« Ich riss mich zusammen und konzentrierte mich auf den entscheidenden Teil von Lysanders Bemerkung. »Hören Sie, wenn Hieronymus durch seinen Sprechfehler zu einer Gefahr wird …«
    »Das habe ich nicht gesagt. Davon abgesehen gab es bisher nur das eine Malheur.«
    »Das
eine?
«, wiederholte ich.
    »Nur jemand, der sehr kleinlich ist, würde die anderen mitzählen«, sagte er und betrachtete mich kühl.
    Ich dachte an die orangefarbene Explosion in Max’ Keller. »Wie viele waren es wirklich?«
    »Ah, so langsam verstehe ich«, sagte Singh höhnisch. »Sie hoffen darauf, Hieronymus’ Stelle zu übernehmen, und wollen am Ende in Max’ Fußstapfen treten.«
    »Natürlich nicht«, fauchte ich ihn an. »Ich will als Virtue auf der Bühne stehen und mit dem Stück an den Broadway kommen.«
    »Wie bitte?«
    »Ich bin hier, weil mehrere Leute verschwunden sind«, versetzte ich. »Und mich stört an Hieronymus, dass er unverschämt ist und der miserabelste Teamplayer, der mir je begegnet ist.«
    »Das Böse zu bekämpfen, ist kein Mannschaftssport, junge Frau.«
    »Mein Name ist Esther …«
    »Es überrascht mich nicht allzu sehr, dass Hieronymus’ Manieren vielleicht ein wenig überstrapaziert sind, wenn Max gewöhnlichen Menschen Zugang zu seiner Arbeit, seinem Labor und den Geheimnissen des Collegiums gewährt. Das ist höchst regelwidrig!«
    »Was Sie nicht sagen«, antwortete ich. »Aber Ihr
Collegium
steht hier vor einem Riesenproblem, und Max kann es nicht allein bewältigen. Inzwischen ist ein halbes Dutzend Leute seit achtundvierzig Stunden damit beschäftigt – obwohl es mir offen gesagt
sehr
viel länger vorkommt –, und wir sind noch immer meilenweit davon entfernt, eines der Opfer zu finden. Und ich kann nicht erkennen, dass Max’ ›Assistent‹ eine große Hilfe dabei

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