Verzaubert

Dienststelle versetzt und eingearbeitet haben.« Nach einer Pause fügte er hinzu: »Falls Sie hoffen, dass ich gehe und jemand anderes den Fall übernimmt, Esther –«
    »Wäre das nicht das Beste? Ich meine –«
    »Ich weiß, was Sie meinen. Aber kein anderer wird so nachsichtig mit Ihnen umgehen wie ich.«
    »Aber ich habe nichts verbrochen …«
    »Stopp. Wenn Sie mir schon nicht die Wahrheit sagen wollen, könnten Sie dann wenigstens damit aufhören, mich anzulügen?« Es folgte ein langes Schweigen, weil ich nicht wusste, was ich darauf entgegnen sollte. Dann überraschte er mich wieder einmal, indem er fragte: »Was meinten Sie mit fünf?«
    »Wie bitte?«
    »Sie sagten,
fünf
Menschen seien verschwunden.«
    Ein weiteres Beispiel dafür, dass ich im Eifer des Gefechts ein bisschen zu redselig gewesen war.
    »Golly Gee, Clarisse Staunton … und diese anderen beiden Namen, die Max Zadok gestern auf dem Revier so angestrengt zu umschiffen versucht hat.« Lopez runzelte die Stirn. »Sie stehen irgendwo in meinen Notizen … hörten sich an wie die Namen von Strippern, das weiß ich noch.«
    »Es sind keine Stripper!«
    Er zog die Brauen hoch.
    Ich seufzte. »Sexy Samson und Dolly, das tanzende Cowgirl.«
    »Ah, richtig. So lauteten die Namen.«
    »Sie sind ebenfalls verschwunden. Auf der Bühne, während ihres Auftritts.«
    »Damit wir uns nicht missverstehen: Wir reden von menschlichen Lebewesen?«
    »Ja! Obwohl ich ihre echten Namen gar nicht kenne.«
    »Die kann ich herausfinden.«
    »Es wäre mir lieber, wenn Sie das nicht tun. Max sicherlich auch. Selbst Ihrem Lieutenant wäre es vermutlich lieber, wenn Sie es sein ließen.«
    Er ignorierte meine Worte und fragte stattdessen: »Wer ist Nummer fünf?«
    »Das wissen wir nicht.«
    »Esther!«
    »Nein, wir wissen es wirklich nicht. Wir sind nur sicher, dass es passiert ist.«
    »Und was macht Sie so sicher?«
    Ich seufzte, weil ich wusste, was er von meiner Antwort halten würde. »Es hat erneut eine atmosphärische Störung in der Struktur dieser Dimension gegeben.«
    »Verstehe.«
    »Max kann diese Dinge spüren.« Obwohl mir das wie eine Tatsache erschien, klang es albern, als ich es aussprach.
    »Aber
Sie
können es nicht spüren?«
    »Nein.«
    Lopez überlegte. »Okay, konzentrieren wir uns auf das entscheidende Problem: Sie sind fest davon überzeugt, dass diese Menschen verschwunden sind – und zwar nicht im üblichen Sinne, können wir das so sagen?«
    »Ja.«
    »Sie und Max wollen diese Personen finden?«
    »Ja.«
    »Dann könnte es eine Hilfe sein, wenn ich Nachforschungen über die Verschwundenen anstelle«, sagte er vernünftig.
    »Aber Sie glauben nicht das, was wir glauben«, entgegnete ich.
    »Na und? Spielt das für die verschwundenen Ladys etwa eine Rolle?«
    »Nicht alle sind Ladys.«
    »Seien Sie nicht unhöflich«, erwiderte er.
    »Ich meinte damit, dass Samson ein Mann ist.«
    »Und
ich
meine: Wenn diese Leute wirklich verschwunden sind, dann kann es ihnen doch egal sein, was ich glaube. Hauptsache, sie werden gefunden.«
    »Ich denke nicht, dass Sie in der Lage sind, sie zu finden«, sagte ich ehrlich. »Das, was Sie glauben – oder nicht glauben –, wird Sie davon abhalten.«
    »Um ganz offen zu sein«, sagte er, »habe ich nie an die Wandlung von Blut in Wein geglaubt. Das hat mich aber nicht davon abgehalten, ein guter Messdiener zu sein.«
    »
Sie
waren Messdiener?«
    »Und ich bin nicht dafür, dass Marihuana und Prostitution illegal sein müssen, trotzdem bin ich ein guter Cop.«
    »Apropos Cop …« Mich ritt ein kleines Teufelchen, als ich lächelnd fortfuhr: »Whoopsy Daisy sagt –«
    »Whoopsy Daisy?«
    »Seymour Barinsky«, klärte ich ihn auf. »Er hat letzte Nacht erzählt, dass Sie in Uniform ziemlich sexy aussehen.«
    »Wie schmeichelhaft.«
    »Und Khyber Pass findet Sie auch scharf. Er steht auf Uniformen und sagt, wenn Sie Ihre tragen würden, würde er es auf der Stelle mit Ihnen machen.«
    »Er soll weiterträumen.« Unsere Blicke trafen sich und wir grinsten uns an. »Warum ist eigentlich Ihr Gesicht so schmutzig?«, fragte er.
    »Oh, ein Andenken des
Exposé.
Sie würden nicht glauben, wie schwer es ist, diese Druckerschwärze abzuwaschen.«
    »Sie lesen den
Exposé?
«
    »Für gewöhnlich nicht, aber gestern gab es darin einen Bericht über Gollys Verschwinden.«
    »Irgendetwas Konkretes?«
    »Mehr, als Sie erwarten würden.« Ich rieb mir übers Gesicht und fuhr dann durch mein zerzaustes Haar. »Ich