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Verzaubert

Verzaubert

Titel: Verzaubert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Resnick
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Stille am anderen Ende hörte, probierte ich es noch einmal – und anschließend ein drittes Mal. Satsy sah offenbar, dass ich stirnrunzelnd mein Telefon betrachtete, und fragte, was los sei.
    »Keine Ahnung«, antwortete ich, wählte Dixies Nummer und stieß auf dasselbe Problem: Die Leitung war tot. Ich schaute auf das Display, überprüfte die Empfangsqualität und den Ladezustand des Akkus. Alles schien in bester Ordnung zu sein. Ich wollte gerade Satsy bitten, es mit seinem Handy zu versuchen, da erschreckte mich Max, indem er plötzlich rief: »Wir haben Hieronymus vergessen!«
    »Wie bitte?«
    »Er muss äußerst hungrig sein«, erklärte Max.
    Ich zuckte mit den Schultern. »Dann sollte ihn wohl jemand aus seinem Keller holen, bevor er da unten verhungert.«
    »Darling, dieser Knabe verdrückt derart viel asiatisches Essen, dass man damit einen ganzen Orden satt bekäme«, sagte Satsy. »Der wird schon nicht verhungern.«
    »Dahin sind also unsere ganzen Reste verschwunden«, stellte ich fest.
    »Als ich heute hier ankam, räumte er gerade den Kühlschrank leer«, erzählte Satsy.
    »Junge Menschen essen tüchtig«, sagte Max heiter.
    »Er ist schrecklich schüchtern, nicht wahr?«, fragte Satsy. »Hat das ganze Zeug nach unten geschleppt, um allein zu essen, und dabei kaum ein Wort mit mir geredet.«
    Ich sah Lysander an. »Hatte ich eigentlich seinen schwierigen Charakter erwähnt?«
    Er blickte finster drein. »Ich habe heute früh mit dem Jungen gesprochen.
Mir
gegenüber war er äußerst höflich. Vielleicht, weil ich höflich zu
ihm
war.«
    »Oder weil er weiß, wo der Bartel den Most holt«, sagte ich. »Da Sie doch ein hohes Tier im Collegium sind.«
    »Esther«, warf Max rasch ein, »wären Sie so nett, Hieronymus zu uns zu bitten? Wir sollten dieses köstliche Eis mit allen Mitgliedern der Gruppe teilen.«
    »Gruppe?«, wiederholte Lysander und sah Max grimmig an.
    »Natürlich, Max«, antwortete ich. Ein Streit würde zwar vielleicht einen Teil meiner Anspannung abbauen, uns aber der Lösung des Problems nicht näher bringen. Also ging ich hinunter, kehrte jedoch ohne Max’ Assistenten zurück. »Hieronymus ist gar nicht da.«
    »Tatsächlich?«, fragte Max.
    »Ja. Und warum ist das Labor voller Federn, Max?«
    »Oje, vermutlich muss er wieder einmal ein wenig saubermachen.«
    »Federn?«, fragte Lysander. »Immer noch?«
    »Nun?« Ich sah Max fragend an.
    »Ich habe Hieronymus damit beauftragt, einen Schutzgeist herbeizurufen«, erklärte er. »Bisher läuft es allerdings nicht gut. Sein bedauerlicher Sprechfehler erweist sich als großes Hindernis. Außerdem sind Schutzgeister notorisch widerspenstig.«
    »Dr. Zadok, ich möchte ja keine Panik verbreiten«, begann Satsy, »aber ist es möglich, dass Hieronymus … verschwunden ist?«
    Max schüttelte den Kopf. »Ich habe keine weitere Erschütterung dieser Dimension gespürt.«
    »Hieronymus hat sich nicht in Luft aufgelöst«, widersprach ich mit fester Stimme. »Er stand weder auf einer Bühne noch hat er versucht, jemanden mit einem Zaubertrick verschwinden zu lassen.«
    »Aber wo steckt er dann?«, fragte Satsy.
    »Gibt es noch einen anderen Ausgang als die Ladentür?«, fragte ich Max.
    »Ja, für jemanden mit Hieronymus’ Fähigkeiten schon.«
    Ich zuckte mit den Schultern. »Dann ist er wohl fortgegangen, ohne jemandem Bescheid zu sagen.
Wieder einmal!
«
    »Er ist nicht verpflichtet, seine Handlungen gegenüber Normalsterblichen zu rechtfertigen«, sagte Lysander knapp.
    Ich entschied, dass es vielleicht doch sinnvolle Ergebnisse bringen konnte, einen Teil meiner Anspannung an Lysander abzureagieren. »Offenbar fühlt er sich genauso wenig dazu verpflichtet, sich hier einzusetzen! Wir haben Tage damit verbracht, die Beteiligten zu befragen, Requisiten zu prüfen, zu recherchieren, Spuren zu suchen – wir haben sogar einen Einbruch begangen. Und was hat
er
getan?«
    »Stört es jemanden, wenn ich rauche?«, fragte Goudini.
    Unsere Sinfonie von Einwänden trieb ihn mitsamt seinem Nikotinbedarf nach draußen vor die Tür.
    Anschließend wandte sich Lysander wütend mir zu. »Ich möchte Sie darüber in Kenntnis setzen, dass mir Hieronymus heute früh einen vollständigen Bericht seiner bisherigen Nachforschungen überreicht hat! Und ich kann Ihnen versichern, dass er um einiges produktiver war als wir, die wir mitten in der Nacht in Magic Magnus’ Geschäft eingedrungen sind.«
    »Na, das nenne ich Neuigkeiten«, erwiderte ich

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