Verzaubert
können wir nachher in Ruhe darüber reden?«
Delilah schüttelte den Kopf. »Danke, aber ich habe eine eigene Show. Ich warte nur darauf, dass die fehlende Person zurückkehrt.«
»Tatsächlich? Je nachdem, was sie für Qualifikationen hat, könnte ich sie ebenfalls in meiner Show unterbringen. Schließlich habe ich letzte Nacht
zwei
hübsche Assistentinnen verloren. Wie ist sie denn so?«
»
Er
ist ein Meter neunzig und bestückt wie ein Hengst.« Delilah schob sich einen Löffel Eiscreme in den Mund, ohne Goudini anzusehen. »Ich bin die Dragqueen, die Sexy Samson verschwinden lässt. Noch Fragen, Garry?«
Ich genoss Goudinis verlegenes Schweigen. Max hatte die Augen weit aufgerissen, aber er wirkte nicht ganz so schockiert, wie ich befürchtet hatte. Entweder war ihm bereits aufgefallen, dass Delilah nicht das war, was sie zu sein schien, oder dreihundertfünfzig Jahre Lebenserfahrung hatten ihn gelehrt, mit Überraschungen gelassen umzugehen.
»Hey, ist das Chubby Hubby?« Whoopsy langte nach einem Becher. »Reicht mir mal die Packung!«
Lysander schob sie ihm mit der Bemerkung herüber: »Das ist meine Lieblingssorte.«
»Chubby Hubby?« Delilah lächelte. »Honey, vielleicht solltet ihr beiden heiraten.«
»Ach was, Lysander ist kein Ehemann«, sagte ich.
»Ganz im Gegensatz zu anderen.« Sie bedachte Goudini mit einem kühlen, spitzen Blick.
»Oder haben Sie jemals eine Frau gefunden, die es mit Ihnen ausgehalten hat, Lysander?«, fragte ich.
»In der Tat«, antwortete er. »Es gab einmal eine junge Dame aus gutem Hause mit exzellenter Bildung, die mir ihr Herz schenkte.«
»Oh, ich schwärme für Liebesgeschichten!«, sagte Satsy. »Waren ihre Eltern nicht mit Ihnen einverstanden?«
Lysander runzelte die Stirn. »Natürlich waren sie das!«
»Natürlich«, versicherte Satsy sofort.
Während er Schokoladeneis von seinem Löffel leckte, fragte Khyber: »Und haben sie das Mädchen geheiratet?«
»Nein. Ich spürte, dass ich meiner Berufung besser folgen kann, wenn ich mein Leben in Keuschheit verbringe«, antwortete Lysander.
Whoopsy verschluckte sich an seinem Eis.
»Keuschheit?«
»Weshalb?«, fragte ich neugierig. »Hieronymus’ Mutter gehörte doch auch zum Collegium.«
»Wer ist Hieronymus?«, fragte Goudini.
»Und Max war ebenfalls verheiratet …«, fuhr ich fort.
»Genau genommen zweimal«, korrigierte Max.
»Offensichtlich können Mitglieder des Collegiums durchaus verheiratet sein. Warum dachten Sie, dass es nicht für Sie in Frage kam?«
»Was ist das Collegium?«, fragte Goudini.
Lysander seufzte selbstgefällig. »Vermutlich habe ich mich schon immer hingebungsvoller meiner Pflicht gewidmet als andere. Manch einer würde sagen,
zu
hingebungsvoll.«
»Oder auch nicht«, entgegnete ich.
»Die Vorbereitungen auf viele der mit meinem Beruf verbundenen Zeremonien und Feste erfordern eine Abwesenheit vom Ehepartner, die sich häufig über einen so langen Zeitraum erstreckt, dass ich es für ungebührlich gegenüber meiner lieben Radha empfand, sie zu ehelichen.«
Whoopsy wirkte noch immer fassungslos. »Sie haben keinen Sex?«
»Essen Sie Ihr Eis, junger Mann«, sagte Lysander mit strenger Stimme.
Whoopsy fragte dennoch bei Max nach: »Aber so hin und wieder holen Sie Ihren Wagen doch raus, um eine Spritztour zu machen, oder, Dr. Zadok?«
»Ähm, nein«, antwortete Max. »Falls Sie das meinen, woran ich denke. Nach dem Tod meiner zweiten Frau habe ich mich entschieden, den ehelichen Freuden zu entsagen. Aus Hingabe an meine Pflicht.« Nach einer Pause fügte er hinzu: »Und aus Rücksicht auf meine Nerven.«
»Sie sind Witwer?«, sagte Delilah mitfühlend. »Das tut mir leid.«
Max tätschelte ihre Hand. »Danke, meine Liebe. Aber es ist lange her, dass meine zweite Frau hingeschieden ist.«
»Also hat keiner von euch Sex?«, wiederholte Whoopsy entsetzt.
»Niemals?«
»Geistige und körperliche Reinheit sind wesentliche Begleiter auf dem Weg zu wahrer Stärke«, sagte Lysander.
»Ach du liebe Güte!«, stöhnte Whoopsy.
»Ich möchte nie
derart
besessen sein von meiner Arbeit«, bemerkte Goudini.
Delilah ignorierte Goudini und sagte stattdessen zu Whoopsy: »Wir sollten jedem Lebensstil gegenüber tolerant sein, durch den kein anderer Schaden nimmt.«
»Ich bin nicht intolerant«, erklärte Whoopsy, »sondern voller Mitgefühl!«
Während die anderen weiterredeten, aß ich das Eis und schnappte mir mein Handy. Ich wählte Barclays Nummer. Als ich nichts als
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