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Verzaubert

Verzaubert

Titel: Verzaubert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Resnick
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unweigerlich das Feuer entzünden – wenn sie sich in Reichweite des Kamins befindet und den richtigen Knopf drückt.« Max strahlte uns an. »
Das
versteht man unter Vehikel-Theorie.«
    »Okay, jetzt habe ich es verstanden«, sagte ich erleichtert. »Aber was fungiert bei dem Verschwinden als Vehikel?«
    »Hm …« Max runzelte die Stirn. »Das bringt uns wieder zurück zum eigentlichen Problem. Wir suchen noch immer nach einer Gemeinsamkeit bei den Magiern und den Zaubertricks.«
    »Es gibt eine Gemeinsamkeit: Alle Opfer verschwanden während einer Vorstellung auf der Bühne«, sagte ich beharrlich.
    »Weshalb zu diesem Zeitpunkt an diesem Ort?«, fragte Max.
    »Energie«, antwortete Goudini.
    Wir sahen ihn alle an.
    Als er merkte, dass er offenbar etwas Wichtiges gesagt hatte, wirkte er überrascht. Dann zuckte er mit den Schultern. »Das ist doch offensichtlich, oder? Du kannst etwas hundertmal proben und dir vorstellen, wie die Leute wohl reagieren, selbst die Verbeugungen und die Zugaben kannst du einstudieren. Aber nichts ist damit vergleichbar, vor einem Publikum auf der Bühne zu stehen. Nichts! Selbst noch so viele Proben können dich darauf nicht vorbereiten.«
    »Natürlich!« Dieser Aspekt war mir so selbstverständlich erschienen, dass ich ihn einfach übersehen hatte – ich vergaß sogar, mich zu wundern, dass Goudini etwas Sinnvolles zur Diskussion beigetragen hatte. »Vor ein Publikum zu treten, verleiht allem – insbesondere dem Darsteller selbst – eine völlig andere Dynamik.«
    »Aus diesem Grund erstarren manche Leute förmlich, wenn sie eine Rede halten oder einen Preis in Empfang nehmen sollen«, stimmte Delilah zu. »Und andere verlieben sich bereits mit acht Jahren so sehr darin, auf der Bühne zu stehen, dass sie plötzlich wissen, was sie ihr Leben lang machten möchten!«
    »Aber was war in jener Nacht anders?«, fragte ich Delilah. »Die Nacht, in der Samson verschwand? Ihr beide arbeitet doch schon lange gemeinsam vor Publikum.«
    »Es war eine neue Nummer«, antwortete sie prompt. »Wir waren sehr aufgeregt.«
    »Meine Aufführung war auch neu«, sagte Goudini. »Außerdem bin ich gestern Abend das erste Mal seit über zwei Jahren vor Publikum aufgetreten.«
    »Duke und Dolly waren nervös, weil sie in New York auf der Bühne standen!«, warf Satsy ein.
    »Das ist es!«, rief Whoopsy. »Wir haben die Verbindung gefunden!«
    »Noch nicht ganz«, widersprach ich.
    »Was meinst du damit?«
    »Barclay und Clarisse fanden es bestimmt nicht sonderlich aufregend, während einer Geburtstagsparty vor einem Haufen High-Society-Gören aufzutreten.«
    »Aber sie waren
aufgeregt,
sogar sehr«, beharrte Satsy. »Wegen der bevorstehenden Veranstaltung im Magic Cabaret.«
    »Wir haben die Verbindung gefunden!«, rief Whoopsy noch einmal.
    »Nein, immer noch nicht«, entgegnete ich.
    »Du entwickelst dich zur Spielverderberin, Esther«, sagte er.
    »Warum verschwand Clarisse bei der Geburtstagsparty?«, fragte ich. »Warum nicht erst im Magic Cabaret, wenn es das war, weshalb sie so aufgedreht war?«
    »Das ist doch Haarspalterei«, beschwerte sich Whoopsy.
    »Also gut, aber was ist mit dem Folgenden?«, erwiderte ich. »Golly verschwand erst, nachdem wir bereits seit einer Woche mit der Show auftraten. Und niemand aus der Besetzung war an diesem Abend sonderlich aufgeregt. Im Gegenteil, wir fanden langsam in unseren Tritt und bekamen eine tragfähige Routine – zumindest dachten wir das, bis Golly verschwand. Sie beschwerte sich zwar darüber, dass Herlihy sie im fünften Akt beinahe in Brand gesetzt hätte, ich habe ihr das allerdings nicht abgekauft. Golly spielte sich eben gern als Primadonna auf. Auch Joe war an diesem Abend viel besser als bei den Auftritten zuvor.«
    »Konzentration«, sagte Goudini plötzlich.
    »Was?«
    »Die baut sich auf, wenn ich vor Publikum auftrete«, erklärte er. »Ich bin gespannt wie ein Flitzbogen und nichts kann mich ablenken – es sei denn, ich muss ständig an Alice denken und daran, wie ich sie habe verschwinden lassen«, fügte er resigniert hinzu. »Heute war ich schlecht. Furchtbar schlecht. Ich kann von Glück sagen, dass ich keines der Mädchen geköpft oder mich selbst abgefackelt habe.«
    »Konzentration … Ja!« Ich nickte. »
Das
war an jenem Abend anders bei Joe. Zum ersten Mal seit Beginn der Spielzeit hatte er den Dreh raus. Ich erinnere mich daran, dass es mir auffiel und wie erleichtert ich darüber war. Ich hatte sogar das Gefühl,

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