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Verzauberte Herzen

Verzauberte Herzen

Titel: Verzauberte Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Teresa Medeiros
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vorzufinden.
»Was trödelst hier rum, Mädchen? Deine Schwester ist schon vor 'ner Stunde zum
Schloss rauf.«
    Gwendolyn
stand auf und zog emsig Vaters Decke zurecht. »Papa war den ganzen Tag so
durcheinander. Ich glaube, ich sollte lieber hier bleiben, während du mit den
anderen deinen Spaß hast.«
    »Was soll
'ne alte Frau wie ich sich ums Spaßhaben kümmern? Das ist was für junge Leute,
bei denen das Blut noch recht pocht.« Izzy wies mit dem Kopf zur Tür. »Nu' geh
schon, Mädchen. Deine Schwester vergibt's dir nie, wenn du nicht kommst.«
    Gwendolyn
vermied es, Izzy anzusehen und schüttelte Vaters Kopfkissen auf. »Wenn du sie
daran erinnerst, wie schlecht es Papa heute geht, versteht sie es ganz sicher.«
    Izzy
stützte die Hände auf die Hüften. »Kitty vielleicht. Aber ich will verdammt
sein, wenn ich's tu.«
    Gwendolyn
senkte den Kopf und hörte auf, sinnlos herumzufuhrwerken. »Ich weiß nicht, ob
ich an diesen Ort zurückgehen kann. Ich bin noch nicht so weit, Bernard
MacCullough wiederzusehen.«
    Izzy
schüttelte den Kopf. »In all den Jahren, die ich dich kenne, bist du nie vor
einer Schlacht davongelaufen. Ich weiß nicht, was der junge Bengel da oben im
Schloss mit dir gemacht hat, aber ich schäm mich, dass du dich von irgendwem,
einem Mann oder einer Bestie, daran hindern lässt, bei deiner Schwester zu sein
am wichtigsten Tag in ihrem Leben.«
    Gwendolyn
hob langsam den Kopf und dachte über das nach, was Izzy gesagt hatte. Die alte
Küchenmagd hatte Recht. Es war selbstsüchtig, Kitty mit ihrer Angst die Freude
zu verderben. Sie schaute verstohlen zum Bett hinüber. Ihr Vater lag in
reglosem Schlaf und war zum ersten Mal an diesem endlosen Tag friedlich.
    »Also gut,
Izzy. Ich gehe.« Sie nahm ihren Schal von der Stuhllehne, und ihr Puls fing an,
schneller zu gehen.
    »Aber nicht
in diesen Kleidern, bestimmt nicht«, gab Izzy zurück und musterte Gwendolyns braunes
Wollkleid. »Ich lass nicht zu, dass du auf der Hochzeit deiner Schwester für
'ne Küchenmagd gehalten wirst.«
    Sie lief
schnell davon und kam kurz darauf mit meterweise schimmerndem blauem Taft über
dem Arm zurück. Gwendolyn schnappte nach Luft.
    Es war das
himmelblaue Abendkleid, das sie an ihrem letzten Abend im Schloss getragen
hatte. In der frühen Morgendämmerung hatte sie es sich hier im Herrenhaus vom
Leib gerissen, in irgendeine Ecke geschleudert und gehofft, es nie mehr
wiederzusehen. Sie hatte geglaubt, Izzy habe es fortgeworfen, aber stattdessen
hatte sie es gerettet und fein säuberlich sämtliche Risse geflickt.
    »Deine
Mutter hatte solche feinen Sachen, bevor sie deinen Vater geheiratet hat«,
sagte Izzy und strich mit ihrer groben Hand über den glatten Stoff. »Aber
wirklich gebraucht hat sie so was nie. Lady Leahs Schönheit kam von ganz innen
und hätte auch durch den hässlichsten Fetzen hindurchgeleuchtet.« Sie hielt
Gwendolyn das Kleid hin, und ihre normalerweise stechenden Augen füllten sich
mit Tränen. »Genauso wie deine Schönheit.«
    Auch
Gwendolyn kamen jetzt die Tränen. Sie nahm Izzy behutsam das Kleid ab. Die
schroffe alte Magd hatte ihr sehr viel mehr gegeben als nur ein Kleid.
Gwendolyn wollte ihr etwas zurückgeben und drückte Izzy einen Kuss auf die
Wange.
    Izzy war
auf einmal einen vollen Farbton röter als üblich und scheuchte Gwendolyn zur
Tür. »Schaff dich weg, Mädchen. Du
hast nicht die Zeit für den Unfug und ich nicht die Geduld. Der geile junge
Engländer hat sonst schon die Röcke deiner Schwester hoch und ihre Unterhose
runter, bevor du den Hügel oben bist.«
    Gwendolyn eilte den Pfad zu den Klippen
hinauf und konnte dem Klang der Dudelsäcke nicht mehr widerstehen. Ihr
heidnischer Zauber brachte Gwendolyns Blut zum Kochen, ließ sie alle Bedenken
vergessen, und sie wünschte sich nur noch, ausgelassen unter der kühlen Scheibe
des Mondes zu tanzen, der am nördlichen Firmament stand. Die Nacht schien ihren
Namen zu flüstern und redete ihr zu, sich den Verführungen der Dunkelheit zu
ergeben wie damals auf Weyrcraig Castle.
    Der glatte
Taft raschelte um ihre Knöchel. Gwendolyn griff sich an die Frisur. Sie hatte
ihr wollenes Haartuch gegen ein paar Schildpattkämmchen getauscht, die aus dem
kunstvollen französischen Knoten in ihrem Nacken ein paar Locken rieseln
ließen.
    Draußen vor
dem Burgtor stand eine üppig mit Blumen und Bändern geschmückte Kutsche bereit.
Tupper und Kitty wollten gleich nach der Hochzeit in die Flitterwochen nach
Edinburgh abreisen. Welch

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