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Verzauberte Herzen

Verzauberte Herzen

Titel: Verzauberte Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Teresa Medeiros
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auch ihr Herz. Damals war sie eine Närrin gewesen.
    Sie hob den
Kopf und schaute ihn an. »Ist das eine Einladung oder ein Befehl?«
    »Was ist
Ihnen lieber?«
    »Aus Ihrem
Mund? Keins von beiden.« Gwendolyn machte auf dem Absatz kehrt und war
entschlossen, ihn ihren kichernden Schwestern zu überlassen.
    »Dann
verstehen Sie es als Befehl. Ob es Ihnen nun passt oder nicht, ich bin immer
noch Ihr Herr und Gebieter.«
    Gwendolyn
wirbelte so schnell herum, dass ihre Röcke knallten.
    »Da irren
Sie sich, Bernard MacCullough. Kein Mann wird je mein Herr und Gebieter sein.«
    Die Dörfler
glotzten jetzt ganz ungeniert. Solch offener Widerstand gegen einen Clansherrn
war ihnen selten untergekommen.
    Bernard
fing zu lächeln an. »An deiner Stelle, Mädchen, wäre ich mir da nicht so
sicher.«
    Er nahm
Gwendolyn bei der Hand, zog sie aber nicht auf die Tanzfläche, sondern
marschierte mit ihr auf das Schloss zu. Gwendolyn blieb nichts anderes übrig,
als hinter ihm herzulaufen. Einmal mehr die Gefangene des Drachen.

21
    »Hinter all dem selbstgefälligen Gehabe,
dem ganzen geschniegelten Tand ...«, sprudelte es aus Gwendolyn heraus,
während sie hinter ihm herhechelte. »Sie können sich jedenfalls so viel hinter
Ihrem Tartan verstecken wie Sie wollen und meinetwegen eine Bestie sein oder
ein Mensch, Sie sind auf jeden Fall ein Maulheld.«
    »Und Sie
immer noch ein ungezogener Fratz«, gab er zurück, ohne langsamer zu werden.
    »Und was
haben Sie jetzt mit mir vor? Mich in den Turm einsperren?«
    »Und wenn?
Keiner Ihrer Leute würde Sie befreien. Die halten es doch für mein angestammtes
Recht, mir jedwedes Dorfmädchen zu meinem Vergnügen heraufzuholen«, schnaubte
er.
    Als sie
Bernards Gesichtsausdruck sahen, taten die Diener und die fahrenden Spielleute
am Eingang der Festung einen schnellen Satz zur Seite, als wollten sie die
Richtigkeit seiner Worte unter Beweis stellen.
    Zu
Gwendolyns großer Erleichterung marschierte Bernard am Aufgang zum Turm vorbei
und zerrte sie stattdessen in die große Halle. Als sie durch den anmutigen
Bogengang traten, stockte ihr fast der Atem.
    Der Drache
hatte wieder seine Kobolde losgeschickt.
    Dem Mond
war es nicht länger gestattet, einen Blick in die Halle zu werfen. Das Dach war
repariert, die zersplitterten Balken ausgetauscht, die Decke verputzt und
frisch gestrichen. Am mittleren Deckenbalken hing ein bronzener Kronleuchter,
der ringsherum mit feinen Wachskerzen bestückt war und den auf Hochglanz
polierten Tisch in sanftes Licht tauchte. Die zerschlissene pastellgetönte
Wandbespannung war burgunderrotem Damast gewichen. Auf der aufpolierten
Kamineinfassung aus Mahagoni hingen zwei gekreuzte Breitschwerter.
    An den
Fenstern zum Burghof waren tiefdunkelgrüne Vorhänge drapiert. Als sie am Tisch
vorbeigingen, bemühte sich Gwendolyn verzweifelt, jene Nacht zu vergessen, in
der sie naiverweise geglaubt hatte, mit ihrem Kuss einen Drachen zähmen zu
können.
    Am Kamin
stand ein Paar lederner Ohrensessel. Bernard schob sie sacht auf einen der
beiden zu, und Gwendolyn setzte sich. Dass Toby wie ein plüschiger Fellvorleger
auf der warmen Kamineinfassung lag, war schon keine Überraschung mehr. Er
zwinkerte ihr verschlafen zu und döste sofort
weiter. Er war offensichtlich der Ansicht, Gwendolyn sei gerade einmal zwei
Minuten fort gewesen, nicht zwei Monate.
    Gwendolyn
rutschte unruhig auf der Sesselkante herum, während ihr Gastgeber an einer
kleinen Anrichte zwei Gläser Portwein eingoss.
    Er hielt
ihr ein Glas hin. »Wir müssen auf Port zurückgreifen. Mir ist das Katzenblut
ausgegangen.« Toby fühlte sich offensichtlich beleidigt und machte sich
schwanzzuckend davon.
    »Danke.
Aber ich habe keinen Durst«, lehnte Gwendolyn ab. »Allerdings bin ich kurz vorm
Verhungern. Haben Sie vielleicht irgendeine Kleinigkeit?«
    »Weder
Nektar noch Ambrosia, fürchte ich«, erwiderte er zärtlich, »aber ein paar
Trauben müssten noch da sein.«
    Gwendolyn
wollte ihre angespannten Nerven beruhigen und nahm ihm jetzt doch das Glas aus
der Hand. Sie leerte es in einem Zug. Der Port ließ ihr augenblicklich heiß
werden und löste ihr zudem die Zunge.
    »Zerrt man
eine Frau an den Haaren davon, wenn sie eine Aufforderung zum Tanz ablehnt?
Macht man das so in den Londoner Salons?« Sie spielte mit dem leeren Glas.
Ȇbrigens hat man mir berichtet, dass es nicht die Salons waren, die Sie
vorzugsweise aufgesucht haben.«
    Er nippte
elegant an seinem Glas. »Wenn man sich alleine durchs

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