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Verzauberte Herzen

Verzauberte Herzen

Titel: Verzauberte Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Teresa Medeiros
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ungestümes Vorhaben für ein Mädchen, das nie etwas
anderes im Sinn gehabt hatte, als ihr Leben in dieser schützenden Schlucht zu
verbringen, dachte sich Gwendolyn wehmütig.
    Obwohl alle
Fenster hell erleuchtet waren, schien das Fest nur im Burghof stattzufinden.
    Riesige
Fackeln vertrieben entlang der Burgmauern alle Schatten. Aphrodite selbst
wachte mit frisch restauriertem Kopf in alter Schönheit lächelnd über den
Rummel. Diener bahnten sich mit Platten voller Speisen und Getränke ihren Weg
durch die Menge. Ihre scharlachrote Livree und die ge puderten Perücken
sorgten bei den Hochlandleuten für manch hämisches Grinsen.
    Der alte
Tavis entlockte den Pfeifen eines Dudelsacks ein fröhliches Liedchen und
keuchte dabei so heftig, als könne jeder Ton sein Letzter sein. Lachlan zupfte
auf seiner Laute herum und wurde mit Trommel, Querpfeife und Fiedel
unterstützt. Zwar sah Reverend Throckmorton in seinen schmucklosen schwarzen
Sachen wie eine verirrte Krähe in einem Schwarm balzender Rotkehlchen aus, doch
schien er willens, ein Auge zuzudrücken und die kleine Revolution der Tartans
zu ignorieren. Er grinste mit seinem Koboldgesicht und klatschte im Takt der
Musik, traf ihn aber nur selten richtig.
    Es dauerte
nicht lang, bis Gwendolyn ihre strahlende Schwester entdeckt hatte. Tupper
hielt ihre Hand, und sie führten zusammen zwei Reihen tanzender Dorfleute in einen
galoppierenden Wirbel. Kitty trug einen Kranz aus Wildrosen und getrockneten
Heidekrautranken auf den dunklen Locken und sah mehr denn je wie ein Engel aus.
    Ihre Grübchen
wurden tiefer, als sie Gwendolyn erblickte. Sie brach aus der Reihe der
Tanzenden aus und zog einen kurzatmigen Tupper hinter sich her. »Ich habe schon
gedacht, du würdest nicht kommen.« Sie entließ nur für Momente ihren
Zukünftigen, um Gwendolyn überschwänglich zu umarmen.
    Diese
erwiderte die Umarmung. »Um nichts in der Welt hätte ich deine Hochzeit
versäumen wollen, Kätzchen. Oder soll ich dich vielleicht ›Katze‹ nennen,
du bist schließlich bald eine erwachsene, verheiratete Lady.«
    Tupper
strahlte auf seine Verlobte hinunter, das breite Gesicht rot vor Aufregung und
Anstrengung. »Bald können Sie sie Mrs. Tuppingham nennen.«
    »Vielleicht
wäre ihr ›Mrs. Drache‹ aber lieber«, antwortete
Gwendolyn und warf ihm einen schelmischen Blick zu.
    Kitty schaute
finster drein und versetzte ihr einen Knuff. »Du sollst ihn nicht so hänseln,
Gwendolyn. Ich hab ihm seine hinterhältige kleine Scharade eh noch nicht
verziehen.«
    »Von heute
an kannst du mich den Rest unseres Lebens dafür zahlen lassen«, erwiderte Tupper
und presste sich Kittys Faust an die Lippen.
    »Glaub ja
nicht, das hätte ich nicht vor«, schnurrte Kitty. Bevor aus dem Flirt ein
richtiger Balztanz werden konnte, bemächtigten sich die Tanzenden wieder der
beiden und rissen sie in ihren stürmischen Wirbel.
    »Geh um
Himmels willen nicht weg. Ich komme zurück«, rief Kitty ihr mit drohendem Blick
über die Musik und das Gelächter zu. Gwendolyn seufzte, als die beiden davonstoben.
Sie war doch angeblich die sanftmütige Schwester. Warum hatte sie sich dann
nicht in einen so unkomplizierten, gutmütigen Mann wie Tupper verliebt?
    Sie schaute
sich verstohlen im Burghof um. Keine Spur von MacCullough.
    In einer
etwas dunkleren Ecke waren ein Bursche und ein junges Mädchen in innigem Kuss
versunken. Hätte ihr nicht das Mädchen auf einmal geradewegs in die Augen
geschaut, Gwendolyn hätte gar nicht bemerkt, dass sie die beiden angegafft
hatte.
    Sie
verschwand mit rotem Kopf zum nächstgelegenen Büfetttisch. Die Musik trieb auf
einen fiebrigen Höhepunkt zu und ließ ihr das Blut in den Venen kochen. In neun
Monaten würden in Ballybliss zweifelsohne jede Menge Babys geboren werden,
manche erwünschterweise und manche, weil ihre Mütter betrunken oder naiv genug
gewesen waren, sich in die Dunkelheit zerren zu lassen. Gwendolyn wünschte, sie
wäre am Bett ihres Vaters geblieben, wo sie hingehörte, und nahm sich erst mal
ein lockeres Stück Teegebäck. Das Backwerk halb im Mund, vernahm sie ein
vertrautes, überdrehtes Kichern. Sie drehte sich um. Glynnis und Nessa kamen
auf sie zugesteuert.
    Nessa
rümpfte ihr spitzes Näschen. »Wirklich, Gwennie, musst du dich schon wieder
voll stopfen?«
    »So viel,
wie sie die letzten beiden Monate gegessen hat«, sagte Glynnis, »könnte man
meinen, der MacCullough hätte ihr, als sie das letzte Mal sein Gast war, die
Nahrung

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