Verzaubertes Verlangen
Notwendigkeit mehr, Beatrice, Amelia, Edward und Montrose aufs Land zu schicken. Ich habe mit meinem Vater gesprochen, als ich ihn eben zur Droschke begleitet habe. Ich habe ihm erklärt, was passiert ist. Wir sind übereingekommen, dass wir alle ins Stadthaus ziehen und dort bleiben, bis die Sache mit der Formel abgeschlossen ist.«
Sie sah ihn entgeistert an. »Sie wollen, dass wir in das Haus Ihrer Eltern einziehen?«
»Wir werden dort alle so sicher wie in Abrahams Schoß sein, das verspreche ich Ihnen«, sagte er. »Wie mein Vater erwähnte, gibt es dort eine große Dienerschaft, die ein Auge auf alles halten kann. Die Diener stehen schon seit Ewigkeiten
in den Diensten meiner Eltern. Sie sind treu ergeben und bestens unterwiesen. Sie können sich keine besseren Wächter wünschen.«
Das nahm ihr kurzfristig den Wind aus den Segeln. Es überraschte ihn nicht. Die Sicherheit ihrer Familie stand für sie schließlich an erster Stelle.
»Aber was ist mit uns?« Sie verschränkte die Hände hinter ihrem Rücken und fing wieder an, hin und her zu tigern. »Ihre Eltern denken, wir wären verheiratet. Sie haben Ihre Mutter gehört. Sie plant sogar einen Hochzeitsempfang.«
Er streckte seine Beine aus und musterte eingehend seine Stiefelspitzen. »Ich werde meinen Eltern heute Nachmittag die Wahrheit sagen. Sie werden verstehen, dass es unumgänglich war, so zu tun, als wären wir verheiratet.«
Sie runzelte die Stirn. »Da bin ich mir nicht so sicher.«
»Glauben Sie mir, mein Vater brennt darauf, die verschwundene Formel zurückzubekommen. Er wird jeder Strategie zustimmen, die dazu notwendig ist.«
»Er brennt aber auch darauf, Sie zu verheiraten. Ebenso wie Ihre Mutter.«
Gabriel zuckte mit den Achseln. »Ich werde schon mit den beiden fertig.«
Sie tigerte ein weiteres Mal im Zimmer auf und ab und ließ sich dann in den Sessel hinter dem Schreibtisch plumpsen.
»›O welch verworrenes Netz wir weben‹«, zitierte sie seufzend und trommelte mit den Fingern.
Er schmunzelte. »Zum Glück sind unsere beiden Familien bestens darin geübt, Geheimnisse zu bewahren.«
37
»Was zum Teufel meinst du damit, dass du nicht mit Mrs. Jones verheiratet bist?« Hippolyte blieb mitten im Park stehen und drehte sich aufgebracht zu Gabriel um. »Du wohnst in ihrem Haus als ihr Ehemann. Deine Mutter und ich haben gehört, dass ihr beide in der Öffentlichkeit als rechtmäßig verheiratetes Ehepaar auftretet.«
Entgegen seiner Versicherung Venetia gegenüber, hatte er gewusst, dass es nicht leicht werden würde, ermahnte Gabriel sich.
Er hatte Hippolyte zu einem Spaziergang im Park eingeladen, damit sie ungestört miteinander sprechen konnten. Er kannte seinen Vater gut genug, um ein Feuerwerk zu erwarten, wenn er ihm von der vorgetäuschten Ehe erzählte. Er wurde nicht enttäuscht. Hippolyte sah aus, als würde er gleich explodieren.
»Es ist mir bewusst, wie es nach außen hin aussieht«, sagte Gabriel.
»Ich will auf der Stelle wissen, was hier vorgeht, Gabe. Für deine Mutter wird es ein schwerer Schlag sein, wenn sie erfährt, dass du dich nur als Mrs. Jones’ Ehemann ausgibst.«
»Ich hatte gehofft, die ganze Sache erledigt zu haben, bevor Sie und Mutter aus Italien heimkehren würden.«
»Ach ja?«
»Lassen Sie es mich erklären.«
Er lieferte eilig eine kurze Zusammenfassung der Ereignisse. Im Gesichtsausdruck seines Vaters spiegelte sich das ganze Spektrum von Emotionen von Empörung bis Verblüffung.
»Gütiger Gott«, entfuhr es Hippolyte, und es war deutlich zu erkennen, dass er gegen seinen Willen fasziniert war. »Hatte auch nicht geglaubt, dass dein blaues Auge das Ergebnis einer Kollision mit einer Tür im Dunkeln war.«
»Naja, es war ziemlich dunkel, und es waren einige Türen daran beteiligt.«
Hippolyte ging zu einer Parkbank, setzte sich und ballte seine Fäuste um den Griff seines Gehstocks. »Du denkst also, dass diese Mrs. Fleming und eine unbekannte Person mit ähnlichen Fähigkeiten wie deinen in den Diebstahl der Formel verwickelt sind?«
»Ja.« Gabriel setzte sich ebenfalls, beugte sich vor und faltete seine Hände zwischen seinen Knien. »Ich habe noch nicht herausfinden können, wie Mrs. Fleming und ihr Spießgeselle von der Formel erfahren haben, ganz zu schweigen davon, warum jemand zwei Männer ausgeschickt hat, um die Truhe zu stehlen. Ich habe vor, mit meinen Nachforschungen fortzufahren, aber in der Zwischenzeit muss ich wissen, dass Venetia und ihre Familie, aber auch
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