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Verzaubertes Verlangen

Verzaubertes Verlangen

Titel: Verzaubertes Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Quick
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all ihre Willenskraft, Haltung zu wahren und die letzten Schritte zur Vordertür zu gehen.
    Amelia und Henry warteten bereits dort. Ein Dienstmädchen stand neben der Tür. Sie wirkte nervös und verwirrt. Venetia schenkte ihr ein strahlendes Lächeln, während sie mit weit ausholenden Schritten auf sie zumarschierte.
    »Die Tür, wenn ich bitten darf«, befahl sie barsch.
    »Ja, Madam.« Das Dienstmädchen riss eilig die Tür auf.
    Mit der Kamera fest im Arm, rauschte Venetia zur Tür hinaus und die Eingangsstufen hinunter. Amelia folgte ihr dichtauf.
    Henry stolperte mit der sperrigen Fotoausrüstung hinterher.
    Am Ende der Straße stand eine Droschke, deren Pferd und Kutscher dösend auf den nächsten Fahrgast warteten. Henry pfiff laut. Der Kutscher richtete sich augenblicklich auf und ließ die Zügel schnalzen.
    Rumpelnd hielt die Droschke vor dem Stadthaus. Henry lud die Ausrüstung auf, half Venetia und Amelia beim Einsteigen und schloss die Tür des Verschlags.
    Die Klappe im Dach der Droschke ging auf. Der Kutscher schaute fragend in den Verschlag.
    »Zum Fotoatelier Jones in der Bracebridge Street, bitte«, wies Venetia ihn an.
    »Soll sein, Madam.«
    Die Klappe schloss sich.

    Einen Moment lang herrschte völlige Stille in der Kutsche.
    Dann brach Amelia in schallendes Gelächter aus. Sie konnte sich gar nicht wieder beruhigen und musste sich schließlich die Hand vor den Mund schlagen, um das Lachen zu ersticken.
    »Ich kann einfach nicht glauben, dass du das getan hast«, brachte sie mühsam heraus.
    »Mir blieb keine andere Wahl«, sagte Venetia. »Wenn wir zugelassen hätten, dass man uns zum Dienstboteneingang hinausschickt, wäre der Schaden für unser Geschäft nicht wiedergutzumachen gewesen. Es wäre nur eine Frage der Zeit gewesen, bevor sich herumgesprochen hätte, dass wir nicht vornehm genug sind, um die Vordertür zu benutzen.«
    »Ich weiß. Ich muss sagen, deine Drohung, Mrs. Flemings Foto von Tante Beatrice so retuschieren zu lassen, dass sie hässlich aussieht, war ein Geniestreich.«
    »Wir können nur hoffen, dass die Drohung wirkt.«
    »Wie könnte sie ihre Wirkung verfehlen?« Amelia breitete ihre Hände aus. »Selbst wenn Mrs. Fleming sich weigern würde, das Bild anzunehmen, würde sie immer wissen, dass wir das Negativ haben. Wir könnten damit tun, was immer uns gefällt, zum Beispiel ein unschmeichelhaftes Porträt im Atelier ausstellen, wo alle Welt es sehen kann. Das würde bestimmt für eine Sensation sorgen.«
    »Leider können wir nichts dergleichen tun. Meine Drohung war nichts weiter als ein Bluff.«
    »Was soll das heißen? Mrs. Fleming hat nichts Besseres verdient, nachdem sie sich erlaubt hat, so mit dir zu sprechen.«

    »Rache mag ja einen Moment lang süß sein«, sagte Venetia, »aber letztendlich fällt sie immer auf einen zurück. Und in diesem Fall wäre es besonders gefährlich. Wenn wir von einer bekannten Schönheit wie Mrs. Fleming ein abstoßendes Porträt ausstellen würden, würden es sich die anderen Kunden zweimal überlegen, sich von mir fotografieren zu lassen.«
    »Aus Angst, sie könnten dann wie hässliche Vogelscheuchen aussehen.« Amelia verzog das Gesicht. »Ja, ich sehe, was du meinst. So viel also zum Thema Rache. Aber schade ist es schon. Mrs. Fleming hätte es verdient, so rüde behandelt zu werden, wie sie dich behandelt hat.«
    Venetia schaute auf die Straße hinaus. »Die Frage ist warum?«
    »Warum sie uns so rüde behandelt hat?«
    »Nein. Warum sie mich hasst? Ich habe sie bei der Ausstellung neulich Abend in der Menge gesehen, aber wir sind einander erst heute vorgestellt worden. Was habe ich getan, dass sie mich so verabscheut?«

23
    Gabriel saß mit Venetia und Beatrice in dem kleinen Salon, der Ausblick über die Sutton Lane bot.
    Eine große Kanne Kaffee, den Mrs. Trench aufgebrüht hatte, stand auf dem Tisch neben dem Sofa. Beatrice hatte ihre Brille auf der Nase und stickte mit fein säuberlichen Stichen eine gelbe Rose auf ein Oval aus Leinen, das von einem Stickrahmen gehalten wurde.

    Venetia trank geistesabwesend einen Schluck von ihrem Kaffee. Es war deutlich zu erkennen, dass das Erlebnis in Rosalind Flemings Stadthaus sie mitgenommen und verunsichert hatte. Der Beruf des Fotografen barg eine Vielzahl von Gefahren, dachte Gabriel. Einflussreiche Kunden, die mit boshaften Gerüchten den Ruf eines Fotografen zerstören konnten, waren offenkundig eine davon.
    Venetia senkte ihre Tasse. »Was ich nicht verstehe, ist, warum

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