Verzehrende Leidenschaft
seine List, und außerdem ärgerte es sie, dass Umstände, an denen sie nichts ändern konnte, sie zwangen, Dinge zu tun, die sie nicht wirklich tun wollte. Wären sie und Tavig nicht mit ihren Gaben geschlagen gewesen, dann hätte sie sich bestimmt über einen solch ansprechenden, gefälligen und einigermaßen betuchten Ehemann gefreut, zumal sie ihn wirklich liebte. Selbst die Tatsache, dass er niemals von Liebe sprach, hätte sie nicht abgeschreckt. Aber das war nur ein weiteres Problem, auch wenn es die anderen Probleme, die sich vor ihnen auftun würden, womöglich noch verschlimmerte.
»Du wirkst nicht wie eine glückliche Braut«, murrte Tavig, während er sein Hemd über den Kopf streifte.
»Ich bin herumgeschubst und hin und her gezerrt worden, bis ich in einer Ecke landete, aus der ich nicht mehr herauskam. Mungans Schädel ist so dick wie seine kostbaren Mauern. Er wird nie aufgeben und Una genauso wenig. Sie hat sich jetzt darauf verlegt, mir alles über ihre Beziehung zu Mungan zu erzählen, bis hin zu den persönlichsten Einzelheiten, die ich wahrhaftig nicht hören will. Offensichtlich besteht ihr neuester Plan, um mir den Wehrturm abzuluchsen und mich aus Mungans Reichweite zu entfernen, darin, mich alle widerlichen Details wissen zu lassen, wie gut sie und Mungan im Bett miteinander auskommen.« Sie verzog das Gesicht, als Tavig laut lachte. »Findest du das etwa komisch?«
»Tja nun, ich fürchte, schon.« Er brauchte eine ganze Weile, bis er sich wieder gefasst hatte. »Tut mir leid, Liebes. Ich habe gerade versucht, mir vorzustellen, wie sich ein Mädchen in schwärmerischen Tönen über die Liebeskünste unseres guten alten Mungan auslässt.«
»An deiner Stelle würde ich diese Versuche einstellen, es sei denn, du hast einen robusten Magen«, grummelte sie, dann setzte sie sich auf eine Bank an dem Brunnen, aus dem die Männer ihr Wasser geschöpft hatten.
Tavig stellte den Fuß neben sie auf die Bank, stützte sich auf den Oberschenkel und beugte sich zu ihr herab. »Hast du mich deshalb unter vier Augen sprechen wollen? Um mir zu erzählen, wie Una mit Mungan angegeben hat? Das hätte Mungan wahrhaftig nichts ausgemacht. Ganz im Gegenteil, er wäre höchst erfreut gewesen.«
»Vermutlich, aber das war nicht der Grund, warum ich ungestört mit dir reden wollte.«
Tavig spielte mit ihren Haaren und ließ eine dicke Strähne durch seine Finger gleiten. »Du hast vor, ein paar Regeln aufzustellen, stimmt’s?«
»Es ist extrem lästig, dass du immer wieder errätst, was ich als Nächstes tun oder sagen werde. Bist du dir sicher, dass du nicht die Gedanken anderer Menschen lesen kannst?«, fragte sie misstrauisch.
»Nay, das kann ich nicht. Aber es war nicht sehr schwer, darauf zu kommen, so viel steht nun wahrhaftig nicht zur Auswahl.«
»Also gut, ich möchte gerne ein paar Regeln aufstellen. Um Mungan loszuwerden, müssen wir heiraten. Er wird Una heiraten, und damit sind unsere Schwierigkeiten mit den beiden aus dem Weg geräumt. Aber das löst nicht all unsere anderen Probleme.« Sie hob die Hand, als er ihr ins Wort fallen wollte, und blickte ihn tadelnd an, weil er diese ergriff und küsste. »Du möchtest, dass ich nach Drumdearg gehe. Du glaubst, wenn ich erst einmal dort bin, werde ich einsehen, dass meine Ängste töricht sind.«
»Aye, Liebes, so ist es.«
»Das kann ich dir nicht ausreden. Aber ich muss dich um etwas bitten: Wenn meine Befürchtungen sich bewahrheiten, möchte ich nicht, dass diese Ehe uns so fest aneinander bindet, dass wir wie erschrockene Rehe herumstehen und darauf warten, dass uns ein Pfeil trifft.«
»Du willst von mir die Zusicherung, dass ich dich gehen lasse, wenn du mich darum bittest?«
Moira nickte stumm und errötete ein wenig unter seinem festen Blick. Sie konnte den Ausdruck darin nicht klar deuten. Wenn sie nur wüsste, was in Tavig vorging!
Seufzend erwiderte sie: »Nur, weil ich eingewilligt habe, dich zu heiraten, heißt das noch lange nicht, dass ich diesen Schritt für sicher und klug halte«, erwiderte sie schließlich. »Wir sind mehr oder weniger dazu gezwungen worden. Aber ich muss mir sicher sein, dass ich gehen kann, wenn ich gehen muss. Ich muss mir sicher sein, dass das Problem mit deinem sturen Cousin mir nicht die Chance geraubt hat, eine Entscheidung zu fällen. Und bei meiner Entscheidung könnte es um Leben oder Tod gehen.«
»Du machst dir viel zu viele Gedanken über mögliche Ereignisse.« Er setzte sich neben sie
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