Verzehrende Leidenschaft
und nahm sie sanft in die Arme.
»Jemand muss es tun. Ich würde mich freuen, wenn sich meine Ängste als unnötig erweisen würden.«
»Aber trotzdem willst du dich vergewissern, dass du die Gefahr beenden kannst, indem du mich verlässt.«
»Aye. Wirst du mir also versprechen, mich nicht an meinen Eheschwur zu erinnern, wenn ich beschließe, dass ich weggehen muss?«
»Und was passiert, wenn ich dir das nicht verspreche? Welche Möglichkeiten hast du dann noch?«
»Nicht sehr viele. Allerdings könnte ich ja immer noch versuchen, so lange zu warten, bis Mungan aufgibt. Er hat es hingenommen, dass wir eine Ehe auf Probe führen, also hätte ich ein ganzes Jahr. Vielleicht wird er nach diesem Jahr einsehen, dass ich eine Verbündete bin, auch wenn er mich nur als schwaches Mädchen sieht. Die Aussicht auf seine Werbeversuche und Unas unberechtigten Zorn ist zwar alles andere als erfreulich, aber sie schreckt mich weniger als ein unglückliches Bündnis mit dir, während Leute um uns herum einen Scheiterhaufen errichten.«
»Du hast wirklich Angst vor diesem Scheiterhaufen.«
»Wie jeder andere vernünftige Mensch. Also, bekomme ich nun dein Versprechen?«
»Ich habe den Eindruck, diesmal bin ich derjenige, der keine Wahl hat. Aye, ich gebe es dir.« Er ließ ihr Lächeln unerwidert. »Du zeigst großes Talent, einer Hochzeit die Hoffnung zu rauben.«
»Tavig«, fing sie an, doch dann sah sie Una herbeieilen, ein breites Lächeln im Gesicht.
Als Una Moira umarmte, konnte Tavig nicht umhin, die Stimmung der beiden zu vergleichen. Una war so glücklich, dass sie allen möglichen Unsinn daherschwatzte, während Moira nur schwach lächelte und ein paar Glückwünsche murmelte. Una war voller Hoffnung und Pläne für ihre Zukunft mit Mungan, Moira hingegen sah aus, als habe sie soeben einen weiteren Schritt Richtung Schafott unternommen. Tavig bemühte sich, sie zu verstehen, weil er wusste, wie sehr sie von ihren Ängsten geplagt war. Doch dieses Wissen linderte den Schmerz kaum, den er nun verspürte. Es war sicher nicht nur gekränkte Eitelkeit, aber im Moment wollte er sich lieber nicht eingehender damit befassen.
»Mungan meint, der Priester wird in einer Stunde hier sein«, verkündete Una.
»So bald schon«, murmelte Moira, während Una sie an den Händen packte und hochzog.
»Mungan sieht keine Notwendigkeit zu warten. Und außerdem könnte mein Vater jederzeit eintreffen. Es wäre besser, wenn vor seiner Ankunft alles besiegelt wäre – wir unsere Eheschwüre geleistet haben.«
»Ja, das stimmt«, pflichtete Tavig ihr bei. »Er würde bestimmt versuchen, Moira davon abzuhalten, mich zu heiraten, weil ihm klar ist, dass ich mir jeden Farthing zurückholen werde, den er ihr gestohlen hat.«
»Ach du meine Güte, das wird ihm bestimmt nicht gefallen«, meinte Una. »Aber jetzt komm mit, Cousine, wir haben nicht viel Zeit für unsere Hochzeitsvorbereitungen.« Mit diesen Worten zerrte sie Moira zur Burg.
Tavig behielt die beiden im Blick, bis sie ins Innere verschwunden waren, dann stand er kopfschüttelnd auf und schlenderte ihnen nach. Bislang war es ihm hauptsächlich darum gegangen, Moira dazu zu bringen, mit ihm nach Drumdearg zu gehen. Doch leider zeichnete sich nun schon das nächste Problem ab: sie dazu zu bringen, dort auch zu bleiben. Er konnte nur hoffen, dass es ihm bald gelingen würde, ihre Ängste zu beschwichtigen.
18
Moira wand sich, als Una ihr das Mieder schnürte. Sie hatten nicht viel tun können, um ihre zerlumpte Kleidung ein wenig zu verschönern. Auch wenn sie sich gründlich die Haare gekämmt und ein paar Schleifen angebracht hatte, war sie beim besten Willen nicht als wunderschöne Braut zu bezeichnen. Hätte sie doch nur ein bisschen mehr Zeit für die Vorbereitung gehabt! Obwohl sie diese Ehe nicht in der Hoffnung einging, dass sie von Dauer wäre, hätte sie gern besser ausgesehen.
»Du siehst kaum wie eine Braut aus«, murrte nun auch Una, als sie einen Schritt zurücktrat, um Moira zu mustern.
»Das ist wohl kein Wunder. Meine Kleider sind zerschlissen. Wir hatten beide keine Möglichkeit, welche mitzubringen, doch immerhin weilst du schon länger hier und hattest die Gelegenheit, dir ein paar neue Sachen zu besorgen.« Moira konnte sich eines Anflugs von Neid nicht erwehren, als sie Unas schönes blaues Gewand musterte, das am Ausschnitt, dem Saum und den Ärmeln hübsch bestickt war. »Ich hatte nicht einmal Zeit, irgendetwas so abzuändern, dass es mir
Weitere Kostenlose Bücher