Verzehrende Leidenschaft
herumlagen, dachte ich, es könnte nicht schaden.«
»Nein, das tut es ja auch nicht. Du hast über deine Eitelkeit gescherzt, aber in Wahrheit bin ich diejenige, die zu eitel ist. Alle sehen prächtig aus, nur ich nicht, und deshalb habe ich mir schrecklich leidgetan.«
Er legte den Arm um ihre Schultern, zog sie an sich und drückte einen Kuss auf ihre Wange. »Ich finde dich wunderhübsch.«
»Vorsicht, Bursche, du bringst meine Schleifen durcheinander.«
»Ich habe vor, noch weitaus mehr durcheinander zu bringen, sobald wir unseren Eid geschworen haben.«
Moira spürte, wie sie errötete, konnte sich jedoch kaum eines Lächelns erwehren. »Aber doch wohl erst, wenn wir wieder in unserer Kammer sind, oder?«
»Aha, du befürchtest wohl, wir könnten den Priester aus der Fassung bringen.«
»Das wäre immerhin zu überlegen.«
»Wollt ihr zwei weiter herumstehen und reden?«, fragte Mungan. »Ihr habt euch doch nicht etwa anders entschieden?«
»Nay, Mungan«, erwiderte Tavig, nahm Moira bei der Hand und zog sie zu dem Geistlichen. »Wir haben nur gewartet, bis der Priester so weit ist.« Er verbeugte sich vor dem rundgesichtigen, kahlköpfigen Mann. »Wenn Ihr bereit seid, anzufangen – wir sind es.«
Als der Priester die ersten Worte sprach, musste Moira gegen eine plötzliche Panik ankämpfen. Sie wollte mit Tavig verheiratet sein, sie wollte ein normales Leben an seiner Seite führen, sie wollte seine Kinder zur Welt bringen. Doch in diesem Moment erschien ihr nichts davon möglich. Tavig behauptete zwar immer wieder, sie seien füreinander bestimmt, doch Moira war sich ebenso sicher, dass sie dem Untergang geweiht waren. Als sie vor dem Priester niederkniete, war ihr klar, dass sie all das, was sie so gern gehabt hätte, nur für ein kleines Weilchen bekommen würde. Wenn das der Grund war, warum das Schicksal sie und Tavig zusammengeführt hatte, dann trieb es ein grausames Spiel. Und auch damit, dass es ihr eine Gabe verliehen hatte, mit der sie viel Gutes bewirken konnte, aber gleichzeitig auch Angst bei den Leuten hervorrief, hatte es seine Grausamkeit gezeigt.
Der Priester erklärte sie zu Mann und Frau. Bevor Tavig sie zärtlich umarmte, sah Moira aus den Augenwinkeln, wie Mungan Una unter dem Jubel seiner Leute innig küsste. Trotz des Gejohles erwiderte auch sie nun Tavigs Kuss bereitwillig. Wenigstens ein Weilchen wollte sie so tun, als hätte ihre Ehe mit Tavig eine Chance. Ein kleiner Selbstbetrug konnte ja wohl nicht schaden. Erst als der Priester verlegen hüstelte, wurde sie sich wieder ihrer Umgebung bewusst. Mit hochrotem Kopf wand sie sich aus Tavigs Armen.
»Und jetzt wird gefeiert!«, verkündete Mungan und zog Una an den mit einem feinen Leinentuch bedeckten Tisch, auf dem sich alle möglichen Köstlichkeiten häuften. Er winkte auch den Priester herbei.
»Ich dachte nicht, dass du genug Zeit hättest, ein solches Festmahl vorzubereiten«, meinte Tavig, nachdem er sich zu Mungans Linken niedergelassen und Moira neben sich gezogen hatte.
»Das hatte ich auch nicht; das Fest war bereits geplant«, erklärte Mungan, während die Diener Ale ausschenkten.
»Du wusstest doch gar nicht, dass es eine Hochzeit geben würde.«
»Nay, aber ich wusste, wir würden bald in den Kampf gegen Iver ziehen. Sehr bald. Sobald meine Leute wieder da sind und uns berichten, was sie herausgefunden haben, werden wir unseren Schlachtplan festlegen und nach Drumdearg reiten. Dann haben wir keine Zeit mehr für ein Fest, und ich wollte meinen Leuten die Gelegenheit bieten, sich noch einmal ordentlich die Bäuche vollzuschlagen. Jetzt haben wir eben mehr zu feiern als den bevorstehenden Untergang unseres hinterhältigen Cousins.« Er ließ den Blick über seine Bewaffneten schweifen, die bereits herzhaft zugelangt hatten und sich Essen und Trinken schmecken ließen. »Wenn wir jetzt feiern, werden die Männer immerhin nicht mehr so gierig sein, wenn wir nach Drumdearg kommen.«
Tavig lachte, dann wandte er sich wieder Moira zu. Sie genoss sichtlich seine Aufmerksamkeit. Während sie sich neckisch gegenseitig fütterten, merkte sie, dass es gar nicht so schwer war, ihre Sorgen und Ängste eine Zeit lang zu vergessen. Sie hatte ein kleines Stückchen Glück verdient, selbst, wenn es gestohlen war.
Es dauerte nicht lange, bis Mungan und Tavig andeuteten, dass es nun Zeit sei für die Hochzeitsnacht. Zu Moiras Überraschung nahm Una sie an die Hand und zog sie hinaus. Sie erröteten und kicherten über
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