Verzehrende Leidenschaft
Sinne eines Mannes berauschen kannst?«, murmelte er, während er die Vertiefung an ihrer Kehle liebkoste.
»Ich soll einen Mann berauschen?« Sie streichelte seinen Rücken und wanderte mit ihren langen Fingern zärtlich über seine Wirbel.«
»Jawohl, du berauschst und erstaunst mich. Du bist von deinem hübschen Kopf bis zu deinen wunderhübschen Füßchen unschuldig« – er nahm einen Fuß und küsste jede Zehe einzeln – »aber wenn deine Leidenschaft geweckt ist, bist du so wild und frei wie ein Geschöpf des Waldes. Du stöhnst über deine Feigheit, doch du stellst dich unerschrocken vor den Mann, der schuld ist an deinen Ängsten, du wanderst zwei Wochen lang unermüdlich mit mir über raue Pfade, du rettest mir das Leben und beharrst darauf, mich in eine Schlacht zu begleiten. Aye, Liebes, du bist wirklich erstaunlich. Ich glaube, ein Mann würde mehr als ein Leben brauchen, um aus dir schlau zu werden, und ich weiß nicht einmal, ob das reichen würde.«
Moira verkniff sich den Wunsch, ihn zu fragen, ob er vorhatte, sich dieser Herausforderung zu stellen. Sie wollte lieber nicht wissen, wie bereit er dazu war, denn dieses Wissen würde ihr Leid nur vergrößern, wenn sie fortgehen musste. Es würde ihr leichter fallen, einen Mann zu verlassen, dessen sie sich nicht sicher war, als einen, der ihr alles versprochen hatte, was sie sich wünschte.
»Ich finde mich nicht so erstaunlich«, murmelte sie und streichelte mit den Füßen seine Waden, als er sich wieder auf ihr niederließ. »In diesem Moment, denke ich, kennst du mich jedenfalls sehr gut und weißt genau, was ich möchte und was ich fühle.«
Auf einmal merkte sie, wie gefährlich diese Feststellung war, denn sie heischte förmlich nach einer Antwort. Bevor er ihr diese geben konnte, umfasste sie sein Gesicht und küsste ihn. Wie sie gehofft hatte, erwies sich die Leidenschaft als die beste Ablenkung.
* * *
Moira schrie bestürzt auf, als Tavig sie plötzlich von sich stieß und sein Schwert zückte. Ihr Herz pochte alarmiert. Das Letzte, woran sie sich erinnerte, war, dass sie in Tavigs Armen gelegen hatte, zutiefst befriedigt von ihrem Liebesspiel, und ihr die Augen zugefallen waren. Jetzt war er bereit zum Kampf.
»Immer mit der Ruhe, Cousin. Ich bin’s doch nur«, meinte Mungan, als er aus den Schatten trat.
Moira zog sich rasch die Decke bis ans Kinn, während Tavig sich schützend vor sie setzte. »Ist es so weit?«, fragte er.
»Aye, es ist so weit«, antwortete Mungan. »Ich gehe jetzt wieder, damit ihr euch fertig machen könnt.«
Sobald Mungan weg war, wandte sich Moira wieder Tavig zu. Sie stellte fest, dass er sie forschend musterte. »Na ja, dann heißt es wohl, auf in den Kampf.«
»Aye, Mädchen. Auf zum Sieg.«
Moira hoffe inständig, dass er recht hatte, doch sie sagte nichts, sondern lächelte nur zustimmend.
21
Moira rieb sich die Arme gegen die beißende Kälte der frühen Morgenluft. Zähneknirschend unterdrückte sie den Drang, unruhig auf und ab zu laufen. Tavig und die anderen waren vor wenigen Minuten aufgebrochen und gleich vom Nebel verschluckt worden, der sich auf das Land gelegt hatte. Für ihre Anspannung und Besorgnis war es noch viel zu früh, doch ihr Magen war jetzt schon wie zusammengeschnürt.
Sie betrachtete die drei bartlosen jungen Männer, die die anderen zurückgelassen hatten, damit sie sie, Una und die Pferde bewacht. Die Schwerter an ihren schlanken Hüften wirkten viel zu groß für sie. Ihre mürrischen Mienen zeigten, dass sie die Waffen zu gern geschwungen hätten und es ihnen höchst zuwider war, jetzt untätig herumzustehen. Da Moira zu den Gründen für ihren Verdruss gehörte, hätte sie sich wenigstens ein bisschen schuldig fühlen können, aber sie verspürte nicht einmal den Anflug eines schlechten Gewissens. Die drei waren viel zu jung, um in den Kampf zu ziehen. Ihre Mütter wären bestimmt froh gewesen, wenn sie gewusst hätten, dass man sie gezwungen hatte zurückzubleiben, in sicherer Entfernung vom Kampfgeschehen.
»Moira«, murmelte Una, die unter einem Baum lag und nur kurz die Augen aufgeschlagen hatte, um einen Blick auf ihre Cousine zu werfen. »Du bist so angespannt, dass ich es richtig fühlen kann.«
»Ich kann nichts dafür, ich mache mir eben Sorgen.« Sie schüttelte den Kopf. »Fast beneide ich dich um deine Gelassenheit.«
»Ach, so gelassen bin ich auch wieder nicht.«
»Zumindest wirkst du so.«
»Ich bin noch hundemüde. Mungan meinte, vor einem Kampf
Weitere Kostenlose Bücher