Verzehrende Leidenschaft
zwei unschuldigen Männern klebt an deinen Händen, Iver. Das kann man nicht ungesühnt lassen.«
»An meinen Händen klebt kein Blut. Ich habe niemanden umgebracht.«
»Nay, aber du hast es befohlen. Das ist fast dasselbe.«
»Die meisten Leute im Land halten dich für den Mörder.« Er bedachte Tavig mit einem scheelen Blick aus seinen braunen Augen und verzog den dünnlippigen Mund zu einem höhnischen Grinsen. »Diesen Makel wirst du nie vollständig von deinem Namen entfernen können, Cousin.«
»Ich hätte dir die Zunge rausschneiden sollen, als du noch ein bartloser, lügnerischer Junge warst«, knurrte Mungan und beäugte seinen dürren Cousin abfällig. »Du warst immer ein neidischer, gefährlicher Bursche. Wir haben uns geirrt, als wir annahmen, du würdest die Bande der Verwandtschaft ehren.«
»Tritt hinter deinen Leuten hervor und kämpfe die Sache mit mir aus«, drängte Tavig. »Lass es uns hier und jetzt zu Ende bringen.«
»Für wie blöd hältst du mich?« Iver gab seinen Leuten das Zeichen zum Angriff.
Tavig fluchte heftig, war jedoch nicht überrascht, dass Iver sich ihm nicht stellen wollte, sondern versuchte, möglichst viele Leute mit sich in den Tod zu reißen. Er lächelte grimmig, als Mungan sein Kriegsgeheul anstimmte, das so laut und erschreckend war, dass Ivers Bewaffnete kurz zögerten. Doch dann ging es richtig los. Tavig hatte nur noch den einen Gedanken: sich eine Bresche durch Ivers Leute zu schlagen und an Iver heranzukommen, der sich hinter seinen Männern versteckt hatte und sie anfeuerte, ihn, Mungan und jeden, der sich gegen Iver MacAlpin gewandt hatte, zu erschlagen.
* * *
»M’Lady, Ihr habt gesagt, Ihr wolltet ins Dorf gehen. Von der Burg war nicht die Rede«, protestierte James und nahm Moira verlegen am Arm, um sie daran zu hindern, weiter Richtung Burg zu marschieren.
»Sieh dich doch mal um, James«, erwiderte sie und entzog sich mit Leichtigkeit seinem zögernden Griff. »Die Schlacht ist so gut wie geschlagen.«
Sie trat neben James und beobachtete mit ihm die versprengten Grüppchen der Dorfbewohner. Sie standen herum und plauderten, auch wenn sie die Burg nicht aus den Augen ließen. Doch sie wirkten ziemlich entspannt, ja fast froh. Niemand von ihnen erweckte den Eindruck, als hinge sein Schicksal noch in der Schwebe. Es kehrten sogar schon die ersten Männer aus der Burg ins Dorf zurück. Allerdings waren Moira auch einige Verwundete aufgefallen. Viele schienen es nicht zu sein – vermutlich würden innerhalb der Burgmauern weitere herumliegen –, doch sie hatten Schmerzen, und ihre Freunde und Verwandten verstanden ganz offenkundig nicht sehr viel von der Wundversorgung, auch wenn sie sich darum bemühten. In der Kunst des Heilens war man in Drumdearg offenbar nicht besonders bewandert.
»Es klingt aber nicht so, als sei die Schlacht vorüber«, murrte James. »Es könnte gefährlich für Euch werden, wenn Ihr Euch zu weit vorwagt.«
»Ich habe nicht vor, mich unter die Kämpfenden zu mischen.«
»Dann wartet hier auf Sir Tavig.«
»Nay, ich werde gebraucht, James. Siehst du es nicht? Es gibt Verwundete, die meine Hilfe benötigen.«
»Ihre Familien werden sich um sie kümmern.«
»Nicht besonders gut, auch wenn ich ihnen das nicht vorwerfen mag. Falls es hier je einen gab, der in der Heilkunde bewandert war, dann ist er verschwunden und hat niemanden zurückgelassen, den er in seiner Kunst unterwies. Ich habe die Fertigkeiten, die diese Menschen brauchen, und damit meine ich nicht meine heilenden Hände.«
»Sir Tavig wird mir das Fell über die Ohren ziehen, wenn Euch etwas zustößt.«
»Wenn es dich beruhigt, kannst du ja bei mir bleiben. Robbie kann sich hier um Malcolm und die Pferde kümmern.« Sie warf einen Blick auf Una. »Du kannst natürlich auch hierbleiben, wenn dir das lieber ist.«
»Nay, ich werde dir helfen.«
Moira musste sich ein Lächeln verkneifen, als sie weitermarschierte und hörte, wie ein fluchender James ihr nacheilte. Una lief neben ihr her, während Moira zu einer kleinen reetgedeckten Hütte eilte, wo man die Verwundeten untergebracht hatte. Es waren nur fünf an der Zahl, und ihre Verletzungen erschienen Moira nicht tödlich, wenn man sie angemessen versorgte. Sie befahl den versammelten Frauen freundlich, jedoch bestimmt, ihr einige Dinge zu besorgen, die sie benötigte.
Während sie die Wunden der Männer säuberte und nähte, versuchte sie ihr Bestes, nicht auf die allmählich verebbenden Laute der
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